Snail - Nautilus - a missing link?

  • Hallo zusammen,

    ich wollte nur mal ein paar Bilder posten, die ich im März gemacht habe und die ich Euch nicht vorenthalten will:

    Daß die Form der Schnecke, insbesondere die des Nautilus, in der Kunst und Architektur eine besondere Rolle spielt, da in ihr ein zentrales Proportionsideal mustergültig natürlich zu sehen ist, das ist allseits bekannt.
    Bereits im 16. Jahrhundert fanden kostbare Schneckenhäuser Eingang in das Kunsthandwerk - am bekanntesten sind die sogenannten Nautiluspokale in den fürstlichen Kunst- und Wunderkammern. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfuhr die Form nochmal eine große Wiederbelebung, indem Tiffany einen seiner berühmtesten Lampenschirme just dieser Schnecke nachempfunden hat.

    Für die Pfeifenwelt ist das Snail-Shape, das wir - zu Recht - Bo Nordh zuschreiben, eine der exemplarischen Ikonen des skandinavischen Freeform-Stils. umso überraschter war ich, als ein Kunde Massimos zwei Pfeifen aus der Tasche zog um sie restaurieren zu lassen. Eine davon war doch glatt eine Schnecke. Etwa um 1900 oder kurz davor entstanden. Aus einem Schneckenhaus, das teilweise bis auf das Perlmutt abgeschliffen war, technisch also sehr nah an den Nautiluspokalen des Frühbarocks, und das, der Funktionalität halber, eine Brennkammer aus Meerschaum hatte. Das reich verzierte Mundstück im tradionellen Stil gehobener Gesteckpfeifen. Für mich eine sagenhafte "Entdeckung" zu sehen, daß es für das Shape der Schnecke als Pfeife sozusagen einen Vorläufer gibt.

    Eine ganz ähnliche Pfeife habe ich dann im Internet gefunden, allerdings hatte diese, die einen nahezu identischen Kopf aufweist, ein langes lineares "modernes" Ebonitmundstück mit Silberfassung, also wie eine Spigot-Lesepfeife. Deshalb die Datierung "um 1900". Sehr interessant, wie ich finde, und das wollte ich Euch nicht vorenthalten. Hier meine Bilder:

    Herzliche Grüße
    Peter

  • Hallo Peter,

    ein Kunstwerk, wie es nur die Natur vollbringen kann. Da mußt Du als Historiker noch Millionen von Jahren zurückgehen. Alles in der Natur ist sinnvoll aufgebaut. Und einem Bo North rechne ich hoch an, das er dieses einmalige in einem Shape verwirklicht hat.

  • Hej Fred,

    höhö.........das Bo Nordh Shape schlechthin zu bauen ist aber ne Ansage. Vielleicht noch die Ramses dazu?

    Machbar ist das natürlich, aber da muss man schon echt genau hingucken und arbeiten sonst sieht es schnell nach einer ungekonnten Kopie aus. Aber warum nicht? Ich habe schon tolle Ramses´ gesehen. Ich glaube eine von Hermann Hennen und der ein oder andere Russe hat sowas auch mal gut hinbekommen.......meine ich mich zu erinnern.

    Was mich nun aber noch mehr interessieren würde ist, ob bo womoglich tatsächlich diese alten Pfeifen irgendwo gesehen hat und daraus sein Shape entwarf? Denkbar ist das allemal und beweisen werden wir das wohl leider niemals können, aber so wie eine Poker oder Cherrywood vermutlich aus günstigen Alltagspfeifen aus einfachem Holz (Kirschbaum oder Corncob) entstanden ist, so ist womöglich tatsächlich die Nautilus aus diesen Schneckenhauspfeifen entstanden.

    Vielen Dank Peter für den interessanten Bericht.

    Viele Grüße,
    Kelvin

  • Hallo Kelvin, Gerd, alle zusammen,

    freut mich, daß Euch die Bilder gefallen!

    Zitat von Kelvin

    Was mich nun aber noch mehr interessieren würde ist, ob bo womoglich tatsächlich diese alten Pfeifen irgendwo gesehen hat und daraus sein Shape entwarf? Denkbar ist das allemal und beweisen werden wir das wohl leider niemals können, aber so wie eine Poker oder Cherrywood vermutlich aus günstigen Alltagspfeifen aus einfachem Holz (Kirschbaum oder Corncob) entstanden ist, so ist womöglich tatsächlich die Nautilus aus diesen Schneckenhauspfeifen entstanden.

    Das glaube ich nicht, denn diese Pfeifen sind - soweit ich das beurteilen kann - keine Nautilus-Schnecken und Bo hat eindeutig eine Nautilus zum Vorbild gehabt und diese ziemlich genial abstrahiert. Ich glaube nicht, daß diese Pfeifen, die ja auch in der Herstellungsart vollkommen unmodern sind, als direktes formales Vorbild taugen, aber vielleicht sind sie der "missing link" im Konzept "Schnecke - Pfeife"? Also auch wenn Bo so eine gekannt haben sollte, hat er was eigenes anderes gemacht, aber vielleicht die Idee dazu hier gewonnen?

    Herzliche Grüße
    Peter

  • Hi Peter, et al.,

    tolle Bilder, echt beeindruckend was jemals so an Pfeifen gemacht wurde ! Danke ! :)

    Ich wäre ebenso überrascht gewesen, wenn man Bo Nordh's Nautilus (Schwäbisch: Schnäck ;) ) als den "Archetypen" angesehen hätte.

    Inspirationen aus der Natur sind im Kunsthandwerk mannigfaltig, fast seit Menschengedenken... Pfeifen inbegriffen.

    Und, deshalb, beispielsweise ganz wo anders... vermute ich mal dass weder Bo Nordh, noch die renommierte Lautsprecherfirma Bowers & Wilkins jemals voneinander gewusst haben ;) :


    Zurück zu Pfeifen... selbst die "Nautilus" als Nemo's U-Boot hat offensichtlich auch wiederum inspiriert...Revyagin..


    Egal ob Vorbilder aus der Natur, oder irreale Romanbilder... es belebt, und inspiriert... nahezu unendlich... schön so ! ;)

    Liebe Grüße,
    Rainer