Hallo Gemeinde,
aufgrund eines Zufalls fiel eine Dose in meine Hände, sodass ich euch mal wieder einen Tabak vorstellen möchte, der in das Beuteschema jeden Latakiafreundes fallen dürfte, der
Samuel Gawith Balkan Flake
Nachdem die Dose hinreichend widerwillig das Vakuum freigegeben hat und der Deckel weg war, stand ich erstmal in einem Schwall dunkler Virginiaaromen, eine schwarzbrotartige Süße stieg da aus der Dose. Sehr angenehm.
Beim Näherkommen mit der Nase meldete dann der Latakia seine Anwesenheit an, aber es war nicht so heftig oder stark. Laut Hersteller sollen es ja 30 % sein, die da ihren Beitrag leisten, die Nase liess mich anderes vermuten. Sei es drum, wird sich noch zeigen.
In der Dose lagen die Scheiben schön gleichmäßig und sogar ähnlich dick. Möglicherweise haben die in Kendal nach 200 Jahren die Maschinen ein bisschen nachgestellt, sodass die Unsitte mit den "Brotscheiben" sich vielleicht gegeben hat. Vielleicht war es auch nur ein Ausreisser nach oben.
Zwischen den Fingern war der Tabak nicht so feucht, wie erwartet, auch das "ledrige", wie ich es von früher vom FVF her kenne, war nicht so intensiv.
Der erste Eindruck war also schon mal sehr positiv.
Bezüglich der Präliminarien soll es das nun auch schon gewesen sein, denn alles hilft nicht, wenn er nicht schmeckt.
Also im Regal mal gestöbert, was da zum Einsatz kommen könnte, aufgrund der Erfahrung mit der Stärke mit SG-Flakes sollte es erstmal was kleineres sein. SG stuft den Tabak ja auch etwas stärker ein. Also wurde es eine Pfanne von
rew
Die erste Scheibe habe ich erstmal halbiert und geschaut wie das Eckige ins Runde paßt. Ein bisschen zerrupft, gerieben, gefaltet und dann irgendwie reingedrückt. Vorab bemerkt, das war nicht die beste Idee, ein bisschen Mühe schadet nicht, ein gleichmäßigerer Abbrand wäre des Aufwandes Lohn gewesen. Beim Zusammendrücken merkt man dem Tabak jetzt seine Feuchtigkeit deutlich an. Nur widerwillig läßt er sich im Zaum halten. Vorweg: es hat trotzdem geklappt.
Nachdem das Pfännchen nur halb voll war, noch mal ein Viertel der Scheibe zerbröselt und drauf getan.
Das Anzünden war erwartungsgemäß ein bisschen ein Gedulsspiel aber nach dem dritten Hölzchen war dann alles im Lot.
Ist der Tabak dann auf Temperatur gekommen, kann man anfangen, zu genießen. Ein rauchig-weiches Aroma macht sich da breit. Der Latakia spielt seine Rolle sehr subtil, nicht aufdringlich, aber immer präsent. Der Tabak ist nur Virginia und Latakia, kein Orient, keine weiteren aromagebenden Zutaten. Das Fehlen des Orients merkt man deutlich, insbesondere wenn man den Squadron Leader gewöhnt ist. Es ist eben ein anderer Tabak.
Unterschwellig hat der Tabak eine leicht pfeffrige Note, die kann man ein bisschen mit der Zugfrequenz regulieren. Wie bei allen Flakes muss man erst die Balance zwischen "Am Brennen halten" und "überhitzen" finden. So nach der ersten Hälfte fanden wir aber dann doch zusammen, weniger Pfeffer mehr Latakia. Eine wie beim Öffnen auftretende Süße des Virginias kann ich beim Rauchen nicht beschreiben. Ich würde dem Tabak jegliche Süße absprechen, trotzdem wirkt er im Mund weich und ausgewogen abgerundet.
Die Raumnote ist nicht so latakiatypisch und pferdestallartig. Aber gut, Latakia ist dabei, das läßt sich nicht verhehlen.
Fazit:
Der Tabak ist gut, richtig gut. Die Stärke ist nicht so, wie erwartet, trotzdem sollte man etwas vorsichtig herangehen. Läßt man ihm Zeit und Ruhe, entwickelt er ein schönes rauchiges Aroma. Stopft man ihn sorgfältig, dankt er es mit einem gleichbleibendem Aroma und keinerlei Kondensat, sodass man ihn tatsächlich trocken runter rauchen kann. Ob er das Zeug zum Allday hat, wird sich im Laufe der Zeit herausstellen. Empfehlenswert, und sei es nur für zwischendurch, ist er allemal.
Gruß Jens