Pfeifen Huber N° 1863

    • Offizieller Beitrag

    Pfeifen Huber

    N° 1863

    Nicht zuletzt auf Grund von Mats Hinweis auf die „Schwarze Rose“ und den im letzten Jahr

    im August von den Mitgliedern blind verkosteten „Maryland Flake“ bin ich neugierig geworden

    auf die Mischungen aus dem Hause Pfeifen Huber. Sie stellen die Mischungen nicht selbst her,

    arbeiten aber mit namhaften Herstellern zusammen.

    Neben den ganzen Flakes, die ich vom Fleck weg alle mal bestellt habe, hat mich die Lust auf

    Süßkram gepackt, als ich die Beschreibungen der Mischungen durchgelesen habe. Seit jeher

    bin ich auf der Suche nach brauchbaren Aromaten, wirklich hängen geblieben sind nur des

    Larsens No. 32, der DTM Formers Flake und der G&H Ennerdale-Flake. Vielleicht kann ich

    mit diesem Kandidaten die Liste ja mal erweitern.

    Pfeifen Huber verzichtet auf der Homepage darauf, ihre Blends mit übertriebener Prosa

    anzupreisen. Daher lässt sich nur in Erfahrung bringen, dass der N° 1863 aus Virginia,

    Burley und Black Cavendish besteht und eher ein leichterer Tabak ist, dem eine ordentliche

    Portion Aromatisierung von Maraschino-Kirschen und Vanille spendiert wurde.

    Produziert hat ihn Kohlhase und Kopp.


    Tabakbild

    Beim Öffnen der Dose entströmt ihr sogleich ein Hammer-Amaretto/Kirscharoma.

    Es ist von der Tabak-Basis nichts zu riechen. Da macht die Nase einfach nicht mit.

    Also ein Hocharomat. Die Mischung besteht aus den typischen schwarzen Black

    Cavendish-Krümeln und Virginia und Burley im Broad-Cut. Die braunen Tabake

    liegen teilweise als kleine Schnipsel oder längere und breitere Blattstücke vor.

    Hell und Dunkel hält sich die Waage. Prinzipiell nix Überraschendes, wenn…

    ja, wenn da nicht auch Stücke eines Flakes mit drin wären. Sieht mir nach so 1x3cm

    großen Virginia-Flake-Teilen aus. Sie kommen allerdings eher selten vor, rein optisch

    würde ich schätzen, dass sie nicht mehr als 5-10% ausmachen. Wird wohl nicht für jede

    Füllung was dabei sein.

    Von der Feuchtigkeit her ist er bestens konditioniert. Beim Quetschen bildet es eine

    feste Kugel, die nach dem Loslassen sofort auseinanderfällt. Sieht aus, wie ein

    Regenwurm, der sich beim Umgraben im Garten schnell wieder davon kriecht..


    Pfeife 1

    Als Starter-Pfeife möge mir jetzt und für die Zukunft eine teilrustizierte VAUEN McRooty 410

    mit Lippenbiss-Mundstück dienen, die mit ihrem mittleren Füllvolumen von mir zur

    Aromaten-Brennkammer auserwählt wurde. Beim Stopfen werfe ich zuerst ein Stück

    Flake aufgerubbelt hinein und fülle dann mit der Mischung auf. Die 5,4g Tabak in der

    Pfeife sind happisch, da habe ich es wohl etwas zu gut gemeint. Der 9mm Meerschaum-

    Filter soll mich vor dem Bösen schützen.

    Das Anzünden ist kein Problem, willig nimmt der Tabak das Feuer an. Direkt entfaltet

    sich ein cremiges Amaretto-Kirsch-Aroma, die Vanille ist höchstens zum Abrunden da, ich nehme

    sie nicht sonderlich wahr.

    Ja, die habe ich zu stark gestopft, nach 15 Minuten wird der Zug stärker und die Pfeife geht aus.

    Nach dem Wiederanzünden geht es aber vollaromatisch weiter. Positiv empfinde ich, dass

    die Tabakbasis nicht nach BC-Dachpappe schmeckt, sondern dem Virginia etwas Platz lässt,

    auch wenn der Tabak die Geige hinter der Bühne spielt.

    Nach 40 Minuten muss ich wieder nachzünden und es dauert diesmal eine viertel Stunde, bis

    er wieder voll da ist. Nach 1 1/4 Stunde lässt das Aroma merklich nach, wobei der Tabak etwas

    an Strenge gewinnt ohne unangenehm zu werden. Er köchelt so noch eine ganze Stunde weiter,

    bis für mich Schluss ist. Beim Entleeren der Asche fallen ein paar Brocken angekohlte

    Flake-Stücke auf, die nicht verbrennen wollten.


    Pfeife 2

    Meine zweite Aromaten-Pfeife ist eine Stanwell Jahrespfeife 1998, eine sandgestrahlte

    Half Bent Egg mit großem Füllvolumen. Ich möchte ja diesmal weniger stark stopfen und

    trotzdem längere Zeit Spaß haben. Diesmal kommt der Flake aufgerubbelt in die Mitte und

    so kommen doch wieder 5g in den Kopf. Wieder ist der Meerschaum-Filter im Einsatz.

    Die Pfeife geht diesmal nach einer Stunde aus, nach dem Wiederanzünden lässt das

    Aroma auch wieder nach, die Tabak-Basis will sich aber nicht so recht entfalten.

    Der Raumduft, der nach dem Anzünden erstmal wie Kirschgebäck riecht, flacht deutlich

    ab und meine Frau ist wenig begeistert. Ich finde ihn aber OK.

    Nach 2 ¼ Stunden ist wiederum Schluss und auch diesmal gibt es verkohlte Stücke.


    Pfeife 3

    Da ich bisher nicht den Anflug von Schärfe auf der Zunge verspürt habe, nehme ich als

    letzte Pfeife eine filterlose, glatte Volker Biermann Straight Billiard mit großem Volumen,

    die ich vor einigen Jahren auf der Lohmarer Pfeifenmesse erstanden habe.

    Die stopfe ich jetzt wirklich leicht, 3,5g finden so ihren Platz darin.

    Nach 20 Minuten gurgelt sie mal leicht und etwas Kondensat will durch das Mundstück.

    Nichts Dramatisches, hört gleich wieder auf und geht nach 50 Minuten in ein leises Brutzeln

    im Kopf über, in der Pfeife natürlich. Der Tabak wird wohl feuchter und das Aroma wieder

    schwächer. Nach knapp 2 Stunden bleibt diesmal kaum Verkohltes zurück.

    Alle Pfeifen haben sich nach dem Rauchen gut reinigen lassen, der Pfeifenreiniger war nicht

    sonderlich verschmiert, wie es bei BC-Mischungen häufiger vorkommt. Der Pfeifenboden

    war auch nicht besonders feucht.


    Resümee

    Der N° 1863 ist ein gutmütiger Tabak der keinerlei Schärfe entwickelt oder in die Zunge beißt.

    Er ist ohne Zweifel ein Hocharomat, dessen Geschmacksintensität nach Hälfte der Rauchprozedur

    merklich nachlässt, ohne unangenehm zu werden. Aromaten-Liebhaber könnten ihn sicherlich

    ständig rauchen. Für mich wäre es besser, wenn er mehr nach Sauerkirsch mit einem Schuss Vanille

    (für die Raumluft) schmecken würde. So ein Bisschen Spritzigkeit würde ihm gut tun. Das ist

    aber meine Meinung. Für 19,30€ bekommt man aber einen guten Tabak, der nicht zu fest gestopft

    in weiteren, mittelgroßen Pfeifen durchaus zu überzeugen weiß.

    Ich werde ihn weiterhin zum Einrauchen benutzen, bei halben Füllungen hat er keinerlei Zicken

    gemacht und das Aroma ließ auch, bedingt durch die kürzere Rauchdauer, nicht so nach.

    Klümpchen hatte ich da anschließend auch nicht. Kaufen werde ich ihn wahrscheinlich aber nicht

    mehr.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln/kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren (Nicht-Aromaten-Fans)/ Sollte man probieren (Kirsch-Aromaten-Fans)/ Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld


    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

  • Hallo Thorsten,

    danke für Dein gutes und ausführliches Review. Da hast Du alles angesprochen, was für mich für eine

    Ersteinschätzung wichtig ist, das eine oder andere hätte ich sogar vergessen zu fragen.

    Schade, der doch Anfänger geeignete Tabak ist auf Grund seiner Aromatisierung nichts für mich. Aber auch

    diese Erkenntnis ist ein für mich wichtiger Teil eines Reviews.

    Nicht ungeduldig ;) warte ich auf Dein nächstes Review.

    Danke

    Karlo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karlo,

    aber gerne. Ich habe noch eine ganze Schlange Tabakdosen hier stehen, die darauf wartet,

    von mir vernascht zu werden. Aber ich muss erstmal ein Bisschen was wegmachen, bevor ich wieder

    fröhlich öffne. Derzeit sind 18 Tabake offen, das ist was zu viel.

    Vielleicht erledigt sich da was im Urlaub 8o

    Gruß

    Thorsten

  • Hi Thorsten,

    interessantes Review, auch wenn ich bekanntermaßen so manches lieber trinke oder esse, als es zu rauchen... ;)

    Beim "Herzblatt" hätte man den 1863er etwa so zusammengefasst:

    Ein Dichter, der seinen Milchkaffe niemals ohne Duftbaum auf einer Ledercouch genießt, aber dann ein Glas Milch braucht, um zu wissen was man probieren sollen müsste... :lol:

    und den im letzten Jahr

    im August von den Mitgliedern blind verkosteten „Maryland Flake“ bin ich neugierig geworden

    Ja, und ? Wo isser denn ? ;)

    Happy puffing,

    Rainer

    PS: Ich gehe mal davon aus, dass Mats diese Preziose mit in seine stets wachsende Aromaten-Aufzählung mit aufnimmt... :*

    Glaube nicht an Dinge von denen du nur Echos und Schatten kennst (Japanisches Sprichwort)

    Glaube versetzt selten Berge, Aberglaube immer ganze Völker (Rafik Schami)