Peter Heinrichs Nr. 223 (Flake-Review Juni 2020 - Flake #1)

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    Flake-Review Juni 2020 - Flake #1

    Peter Heinrichs

    Nr. 223


    Der erste von den Mitgliedern des Review-Konsortium getestete Flake kommt aus dem Hause

    Peter Heinrichs und es handelt sich dabei um eine Virginia/Kentucky-Kreation, die zusammen

    mit Kohlhase und Kopp entwickelt wurde. Da die Schärfe dieses Tabaks mich stets überfordert

    hatte, wollte ich ihn erst einmal altern lassen, um die Spitzen etwas zu glätten. So wollte ich

    herausfinden, ob meine Zungen-Probleme mit diesem Tabak vom Blatt oder den verwendeten

    Zusätzen stammt. Ob dies nun gelungen ist, soll dieser Test mit der ca. 8 Jahre eingelagerten

    Dose ergeben.

    Die Hersteller-Prosa zu dem Flake hält sich wie immer bei Peter Heinrichs im Rahmen:

    „Der erste Flake, welcher ohne Latakia würzig und dennoch zungenmild ist.

    Virginia und Kentucky runden diesen neuen Geschmack ab.“

    Da kann man froh sein, dass da überhaupt ganze Sätze zusammen gekommen sind…

    aber für fluffige 17,10€ die 100g kann man wohl nicht mehr erwarten.

    „Erster Flake, ohne Latakia würzig“ – totaler Quatsch und zungenmild ist er für mich persönlich

    schon mal gar nicht. Ist er jetzt gezähmt?


    Die Meinung der Kollegen

    Tja, Michael hat mich wohl überführt...

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    Tabakbild

    Der Flake liegt als lange, Gürtel-artige Bänder in der Dose. Ich schneide ihn genauso wie

    den Golden Sliced von Heinrichs in typische 4x7cm-Stücke. Das macht das Lagern und

    Verbringen für mich angenehmer und so habe ich rund 4g pro Portion. An den Bändern

    kann man noch schön die Enden des geschnittenen Plug-Blocks erkennen.

    Der Flake ist mittel- bis dunkelbraun mit hellbraunen Einsprengseln, hier und da sieht man

    auch schon mal was fast schwarzes, das könnte der Kentucky sein.

    Apropos Gürtel: Genauso fühlt er sich an. Elastisch, nicht zu trocken und er zerfällt auch

    nicht gleich in der Hand. Beim Öffnen der Dose sticht ein Geruch kurz in die Nase, schwer

    zu beschreiben, welcher. Es erinnert mich an einen Essigstich, sollte man einmal zu doll

    an einer Flasche schnuffeln. Das ist aber nur beim Öffnen so, danach riecht er sehr grasig

    und heuig, irgendwie frisch mit einer Hand Erde dabei. Das macht definitiv Lust darauf

    ihn zu rauchen. Doch ich bin gewarnt…


    Pfeife 1

    Bei Virginia-Tabaken führt kein Weg an meinem Schätzchen, der abgenudelten Stanwell

    Royal Guard 87 vorbei, einer Straight Apple mit mittlerem Füllvolumen und einer Öffnung

    von 19mm Weite. Die wird nun mit einem Flake von 4,3g gefüllt, was schon recht sportlich

    ist für die Pfeife. Geschützt vor Kondensat soll ich durch einen 9mm-Meerschaumfilter

    werden.

    Pfeife 1, 2 und 3 von oben nach unten

    Wie immer wird der Tabak zweimal gezündet, glatt gestrichen und nach einer

    kurzen Wartezeit wird der Meiler in Betrieb genommen. Das Anfeuern des Tabaks ist

    kein Problem, er nimmt das Feuer freudig an. Brandbeschleuniger?

    Schon beim Vorzünden erzeugt der Rauch eine gereizte Spannung am Gaumen, die meine

    Hoffnung auf die Zähmung des Tabaks schmälert. Auch jetzt reizt er gleich fröhlich los,

    auch wenn der Tabak genauso schmeckt, wie er riecht. Ich sippe wirklich nur sehr vorsichtig

    am Stängel, um meine Zunge zu schonen und den Tabak sich entfalten zu lassen.

    Nach 40 Minuten geht die Pfeife aus, habe ich wohl zu wenig geglättet. Nach 1 ½ h wiederum,

    und nach 2h muss ich so oft nachzünden, dass er wohl am Ende ist…

    Der Geschmack entspricht der rauchigen Version des Dosengeruchs, wobei der Kentucky nun

    wirklich nicht heraus schmeckbar ist. Er gibt höchstens etwas Tiefe hinzu. Insgesamt ist der Tabak

    mir etwas zu linear.

    Die Asche beinhaltet einige Stücke verkohlten Flakes, die sich scheinbar nicht mehr entzünden

    ließen. Der Pfeifenboden sowie der Filter sind nicht zu nass. Gegurgelt hatte er nicht.


    Pfeife 2

    Nach einer geraden Pfeife nehme ich noch eine nebenher Fullbend-Hänger-Piepe mit ins

    Programm. Wenn der Tabak schon so linear ist, dann soll er auch gemütlich im Mundwinkel

    hängen können. Dafür verwende ich eine Peterson System Standard 309. Kombiniert mit

    einem Meerschaumfilter in 9mm sollte doch so mit der Kammer ein sehr kühler und

    trockener Rauch möglich sein, oder?

    Die Pfeife ist etwas kleiner als die Nummer eins, vor allem mit 18mm etwas enger. Auch

    hier wird der Flake in der Fnick/Falt/Twist/Schraub-Methode eingebracht. Der Knick ist

    auch hier oben, und mit 4g ist es etwas weniger Material.

    Die Wahl der Pfeife war ein Griff in den Kommunal-Sumpf, alle 15 Minuten geht sie aus.

    Es ist ein stetes Wandeln zwischen Hitze/Schärfe und Erlöschen. Gurgeln tut es nicht,

    aber wirklich kühl ist der Rauch nicht. Auch mit dieser Pfeife ist nach 2h Schluss, wieder

    sind verkohlte Reststücke drin und zum Filter gibt es noch ein paar Tropfen Kondensat

    im Reservoir. Eher bescheidenes Vergnügen mit Gaumenschmerz.


    Pfeife 3

    Also zurück zu geraden Pfeifen. Da bietet sich VA-Schatz 2 an, wieder eine Peterson,

    diesmal die Filter 67 mit P-Lip-Mundstück, ich wills dem Gaumen aber so richtig geben.

    Diese Straight Apple hat ebenfalls ein knapp mittleres Füllvolumen und eine Bohrung

    von 19mm, ist aber nicht so tief wie die Stanwell.

    Dieses Mal werden Reststücke des Flakes fein aufgerubbelt und in die Pfeife verbracht.

    So bekomme ich auch nur 3,1g hinein. Es brennt wieder gut an, doch nach 15 Minuten

    geht sie nicht aus, sondern mir spritzt trotz Filter ein Tropfen glykolisches, bitteres und

    scharfes Kondensat in den Mund. Bäääähh…

    Nach 40 Minuten geht sie mal aus, ebenso nach 60 und 75 Minuten. Das Glattstreichen

    des Tabaks mit dem Stopfer scheint bei diesem Tabak absolut essentiell zu sein.

    Nach 1:50h ist die Pfeife wieder am Ende. Bis auf den Tropfen Kondensat ähnelt dieses

    Rauchopfer dem ersten immens, vielleicht war der Geschmack etwas intensiver.


    Resümee

    Dem Heinrichs Peter seinem 223 ist ein Tabak der naturreineren Art. Virginia-typisch ist

    er auf der heuig-grasigen Seite zu finden, ein wenig, wenig Erde ist mit dabei. Eine

    Aromatisierung konnte ich nicht feststellen. Meines Erachtens kommen die Spitzen, die

    in einer gehörigen Portion Mundhöhlen-Reizung enden können, eher aus den verwendeten

    Zusatzstoffen, wie Kleber, Feuchthaltemittel und Antischimmelmittel. Denn auch nach

    einer Reifezeit von ca. 8 Jahren ist der Tabak nicht sanfter geworden, obwohl er etwas

    nachgedunkelt ist.

    Der Raumduft ist tabakecht, leicht süßlich und nicht unangenehm, außer für mein Weib,

    aber das ist normal. Ich meine, sie hätte sich mehr beschwert als sonst, ist aber Tagesform-

    abhängig.

    Nach drei Füllungen an drei aufeinander folgenden Abenden ist besonders mein Gaumen

    reichlich gereizt und aufgeraut. Das Zähneputzen abends war schon schmerzhaft und selbst

    Blendi hätte wahrscheinlich gebrannt. Diese Erfahrung wird mir den Kauf dieses Tabaks

    zukünftig verwehren. Empfehlen kann ich ihn nur Pfeifenfreunden mit einer Zunge, die

    so ledrig ist, wie sich der Flake anfühlt, und denen Zungenbrand ein Fremdwort ist.

    Ich bin scheinbar zu empfindlich.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln/kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld


    "Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mitstreiter,

    da habe ich wohl zu wenig herausgeschmeckt, vor allem im Vergleich mit Mats, der ja tatsächlich den Kentucky bemerkt hat. Ansonsten sind ja die Eindrücke durchaus gemischt: beim einen oder anderen zwickt's, bei den anderen ist er sanft: so wunderbar ist das Leben gemischt.

    Vor allem aber mal Danke an Thorsten, der dieses schöne RätselEi initiiert aht und sich auch für einen Dauer-Selbstversuch aufgeopfert hat: wieder mal ein unterhaltsam verfasstes Review mit recht aussagekräfitger Einordnung :)

    Hat Spaß gemacht, wenn ich auch der Wahrheit nicht einmal ansatzweise nahe gekommen bin (naja, es war ein Flake, aber nicht mal die geschätzten Maße haben gestimmt .. :/:lol: )

    Beste Grüße

    Rolf

    :)

    • Offizieller Beitrag

    Nochmal Hallo Rolf,

    es freut mich, dass er Dir geschmeckt hat und Du nicht so von ihm gegängelt wirst. Ich hatte große Hoffnung

    auf das Aging gesetzt, obwohl ich ihn auch schon mal vor langer Zeit "gebacken" hatte, was aus meine Sicht aber

    auch bei anderen Kräutern nicht den erwünschten Effekt brachte. Doch mir scheint, dass ich irgendwas

    darin überhaupt nicht vertrage, obwohl ich beide Flakes stets an der Glimmgrenze gehalten hatte und nur

    kleinste Sipps "genossen" habe. Rainer scheint es da genau so zu gehen.

    naja, es war ein Flake, aber nicht mal die geschätzten Maße haben gestimmt .. :/:lol:

    Da habe ich Schelm (Gruß an Michael) ja auch ein wenig gemogelt. Ich habe mir mal ein Schneidebrett

    vorbereitet mit typischen Flake-Längen drauf, um so Stränge (die ich übrigens vor Aufregung vergessen

    habe zu fotografieren :huh:) in handliche Scheibchen zu teilen, soweit sie es zulassen. Ich zerrupfe sie nicht so

    gerne und kann mir dann überlegen, ob ich sie falte oder zerreibe.

    Gruß

    Thorsten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Thorsten, hallo Mitverkoster,

    wenn ich so die Erfahrungen des edlen Spenders lese, so kann ich mich ja glücklich schätzen, dass der Genuss dieses "alten Krauts" zumindest bei mir keine allzu schmerzhaften Erinnerungen hinterließ. Wenn ich die einleitenden Worte von Thorsten lese, komme ich für mich zu dem Schluss, dass sich das "Aging" bei dem hier vorliegenden Tabak nicht rentiert hat.

    Nichts desto trotz bin ich wieder um eine Erfahrung reicher und dafür geht mein Dank:thumbup: an dieser Stelle - ich werde dies in den beiden anderen Flake-Besprechungen nicht mehr wiederholen - an Thorsten.

    Mats

  • TheStoneOfThor 5. Januar 2021 um 09:25

    Hat den Titel des Themas von „Flake-Review Juni 2020 - Flake #1 - Peter Heinrichs Nr. 223“ zu „Peter Heinrichs Nr. 223 (Flake-Review Juni 2020 - Flake #1)“ geändert.