Pfeifen Huber Auslese No 1

    • Offizieller Beitrag

    Pfeifen Huber 

    Auslese No


    Mein Aromaten-Trip neigt sich, den Pfeifen-Göttern sei gedankt, langsam dem Ende entgegen.
    Zum Einrauchen sind sie ja ganz OK, aber auf Dauer nix für mich. Aber der feine Schnitt eignet
    sich wie gesagt gut zum Einrauchen, wobei es natürlich auch gutartige Nicht-Aromaten dafür gibt,
    z.B. den von Michael wärmstens empfohlenen „Kontor Tabak No.33“. Von gerade diesem hat
    er mir eine Probe zukommen lassen und ich muss sagen, wirklich Klasse. Danke dafür. 


    Aber erstmal zur Auslese: Bei diesem Tabak hatte mich gereizt, dass er laut Pfeifen Huber
    nur aus Virginia und Burley besteht und eine Zimt-Vanille-Aromatisierung haben soll,
    die ja wunderbar in die Adventszeit passt. Also rein in den Warenkorb. Kann man auch mal
    machen für gerade mal 15 Schleifen für das fünftel Pfund.. 


    Hierbei handelt es sich wieder um eine Kohlhase & Kopp-Mischung, deren Stärke mit 2 von 5
    und deren Aromatisierung mit 4 von 5 angegeben wird. Schon viel Süßstoff für mich, oder? 



    Tabakbild

    Der Tabak ist in der üblichen güldenen Blechdose mit Klemmdeckel untergebracht und ist
    laut Huber ein Loose Cut. Kann alles sein, sieht für mich aber wie eine „normale“ Mischung
    aus, die sich aus hell- und mittelbraunen Tabakfasern zusammensetzt. Kein Black Cavendish,
    das war ein Kaufgrund. Aus der Dose schießt mir ein alkoholischer Geruch entgegen, ich
    hätte eher auf einen dieser betrügerischen Whisky-Blends getippt, auf die ich schon reingefallen
    bin. Vom Zimt ist eigentlich nicht viel zu merken, auch die Vanille begleitet die Saucierung
    eher. Vom Tabak ist nichts wahrzunehmen. Im frischen Zustand hat er also diesen angenehm
    alkoholischen Duft, der jetzt, nach über einem Monat aber verflogen ist und draller Süße
    weicht. Den Zimt kann ich nach wie vor nicht beschwören, jetzt ist es eher eine Grundsoße,
    die ich auch beim 1863 aus gleichem Hause unter dem Maraschino-Marzipan-Mäntelchen
    ausgemacht hatte.


    Der Tabak war über die gesamte Dose hinweg von perfekter Feuchtigkeit. Anfänglich fühlte
    er sich speckig an, ohne zu kleben. Jetzt ist er trockener und rieselt ohne zu brechen oder
    zu bröseln. 


    Pfeife 1


     Vorne an Pfeife 1: Rattray’s The Good Deal 113, links Pfeife 2: Stanwell Jahrespfeife 1998, rechts Pfeife 3: Biermann Billiard

    Wo die Rattray’s bisher nichts anderes gesehen hat als die Auslese, drängt sie sich förmlich als
    erstes Testobjekt auf. In die „The Good Deal“ 113, eine Straight Billiard mit gut mittlerem
    Volumen, gehen 2,1g der Auslese rein. Das Packen geht wirklich einfach: locker entnommen, Pfeife auffüllen, zweite Lage was fester, noch etwas oben drauf, Fertig! Super Zug, nimmt das

    Feuer gut an, bäumt sich kaum auf. Etwas hocken lassen, dann los.
    Dieser alkoholische Duft findet sich auch im Geschmack wieder, wobei jetzt auch die Tabakbasis
    zum Tragen kommt. Vom Zimt ist nach wie vor nicht viel zu spüren. Aber angenehm ist der
    Geschmack schon. Leicht und belastet nicht, würde ich sagen, auch wenn es nicht um
    Zucker-Fett-Schnitten geht. Er wird gerne mal was heiß am Anfang, ohne großartig an Geschmack
    einzubüßen. Er brennt sehr gleichmäßig und das erste Drittel ist Ruck-Zuck weg und der Tabak
    komprimiert stark. Er beißt nicht, reizt aber etwas, dies nimmt zum Ende hin zu, da er dort
    eine typisch salzige Würze annimmt. Nachzünden muss ich lediglich einmal, dass ist schon
    Rekord-verdächtig. Das Ende kommt recht frühzeitig, die Füllung ist nach 55 Minuten durch.
    Übrig bleibt nur graue, mittelfeine Asche. Unverbrannte Stücke gibt es kaum.


    Pfeife und Filter sind nur mäßig feucht, kaum der Rede wert. Die Reinigung zeigt aber, dass
    die Rückstände sich schon recht schmierig auf die Innereien legt. Ich hoffe, ich bleibe davon
    verschont… 


     Pfeife 2 


     Bei der kurzen Brenndauer ist die Präparation und die Reinigung ja zeitaufwendiger als das

    Rauchvergnügen, da greif ich zum größeren Aromaten-Hochofen. Dafür hält die Stanwell
    Jahrespfeife aus dem Jahre 1998 her, deren Metallring am Kopf mich immer schmerzhaft
    daran erinnert, dass der Pfeifeninhalt glüht. Mit ihrem großen Volumen nimmt sie auch satte
    3,9g auf, ohne dass sich der Zug verschlechtert. Anfeuern wie gehabt, brennt wie Wunderkerze.


    Bereits nach einer halben Stunde ist die Menge im Kopf auf die Hälfte geschrumpft (in der
    Pfeife, meine ich), der Geschmack linear angenehm. Daran ändert sich nicht viel zum Ende
    nach einer Stunde und 22 Minuten. Wieder was würziger am Ende, etwas tabakiger,
    relativ trocken, schmierig bei der Reinigung. 


    Pfeife 3

    Da die Zunge nur leicht gestresst wird, traue ich mich über den Meerschaum-Filter hinweg und
    greife wieder zu Biermann’s Billiard ohne Abgasfilter. Die hat ein größeres Volumen, das 3,4g
    von Huber’s Stoff aufnimmt. Vielleicht hätte ich auch noch mehr reinquetschen können. Der Zug
    ist wirklich leicht. Der Rauchverlauf ist wieder vorbildlich, vom Tabak schmecke ich allerdings
    nicht viel, die Basis-Sauce setzt sich stärker durch und statt alkoholischer Note ist es eher eine
    glykolische. Die Zunge wird stärker gestresst als mit Filter, das liegt in der Natur der Sache.
    Mal nachzünden und schon ist nach sage und schreibe 35 Minuten Schluss und diesmal bleibt
    etwas unverbranntes Material zurück, ohne besonders feucht zu sein. 


     Resümee 


     Die Auslese No 1 von Pfeifen Huber erinnert mich etwas an ein Kaffee-Produkt eines großen

    Produzenten, der auch famose Filter herstellt. Ein Tabak, der keinen verstößt, niemanden reizt,
    fast unmöglich zu versauen ist und für den ganztäglichen Gebrauch geeignet ist. Dabei ist er
    überraschenderweise keine Latte-Macchiato-Karamell-Vanille-Mischung und die von Huber
    angegebene Aromatisierungsstärke kann ich während des Rauchens nicht unterschreiben, da
    ist er einfach nicht die Bonbon-Bombe. Schön eigentlich. Damit aber auch genug, denn er hat
    auch keine richtige Tabak-Power, weder geschmacklich noch was das Vitamin N angeht, da
    passt die Angabe. Mir hat er in der Stanwell-Pfeife am besten geschmeckt, da wird der Rauch
    durch die größere Tabakmenge etwas dichter und die Rauchdauer akzeptabel.
    Die Raumnote ist demnach auch keine, die das weibliche Volk zum spontanen Beischlaf auf
    dem Wohnzimmerteppich hinreißt, eher etwas dunklerer Zigarettenduft mit süßlicher Note. 

    Wieder kein schlechter Aromat, aber nichts, was mich vom Hocker reißt. Das Fehlen eines
    intensiven Zimt-Geschmacks oder -Geruchs fand ich sehr schade.

    Bin halt Espresso-Trinker…

    Zum Einrauchen finde ich ihn gut, er brennt schnell und am Ende, wo es drauf ankommt, etwas

    langsamer und hinterlässt einen feinen Schmier auf der Wandung.

    Das ist der Stoff aus dem cake gemacht wird.

    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln/kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld


    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -