- Offizieller Beitrag
ST. LOUIS Flake Tobacco
Da war ich der Meinung, dass ich die Aromaten mittlerweile weggeraucht hätte, und dann das:
beim Griff in das große Tabak-Arsenal fische ich einen Huber Flake aus der Kiste, der
offensichtlich hier noch nicht sonderlich aufgefallen war. Ein Blick auf die Ingredienzien
lässt auch eine Vermutung aufkommen, warum das so ist. Es handelt sich um einen
Flake-Tabak, der aus Burley, Virginia und Black Cavendish besteht. Letzterer ist mein
absoluter Favorit, wenn es darum geht, einen Tabak eher links liegen zu lassen. Dabei
kommt es natürlich auf die Beimengung an. Da der fermentierte Tobak an letzter Stelle
angegeben wurde, hielt ich die Menge für eher gering und so wurde die
American Flake-Reihe bei Huber komplett geordert. Die Aromatisierung schien mir mit
Ahornsirup, Karamell und Vanille ähnlich den Larsen-Tabaken, kann man ja mal probieren…
Tabakbild
Der Duft aus der frisch geöffneten Dose ist eigentlich ganz schmackhaft, er erinnert mich
in der Tat an den W.Ø. Larsen Selected Blend No. 32 Curly Flake, nur wesentlich süßer
und nicht so Karamelkeks-artig, eher wie ein Karamell-Sahne-Pudding. Die Nase kann gar
nicht nah genug an den Flake rankommen, doch von der Tabakbasis ist nichts zu riechen.
Das klingt doch sehr nach viel Black Cavendish, der Flake ist aber nur zu einem Drittel
dunkelbraun, gemischt mit einigen Schichten hellerem Virginia und viel mittelbraunem
Burley. Die Scheiben liegen sauber gestapelt nebeneinander in der Dose, mit einer Länge
von 6,5cm und einer Breite von 4cm. Ich zähle zwei mal sieben Stück, die Dicke
beträgt 1mm. Der Flake ist recht brüchig, die einzelnen Lagen trennen sich bei
Berührung leicht. Dabei ist er nicht sonderlich feucht, aber klebrig.
Pfeife 1
Links Pfeife 3: VAUEN Regent 45, Mitte Pfeife 1: Stanwell Pipe of the Year 2005 Rechts Pfeife 2: Stanwell X-Mas 2000
Nutzt nix, das Kraut muss ins Holz. Das erste ist eine Stanwell Jahrespfeife von 2005, eine
Quarter Bent Apple mit viel Material auf den Backen. Die Brennkammer ist 20mm weit und
37mm tief und ergibt mit 11cm³ ein gut mittleres Volumen. Ich entnehme einen Flake und
versuche ihn per Knick und Falt-Methode da rein zu kriegen. Das gibt eine ziemliche Sauerei,
da die Scheibe auseinander splittert. Zumindest bekomme ich so die 3,8g langen Fasern
hochkant in den Kopf.
Beim Anzünden schmeckt man eine süß-aromatische Karamell-Note, eine Art
Sahne-Schnitte im Vergleich zum Larsen 32, ohne den Tabak-Geschmack. Den kann ich auch
nach 10 Minuten nicht wahrnehmen, als das Aroma spürbar flüchtiger wird. Er bekommt nach
einer halben Stunde einen leicht säuerlichen Touch, ein typischer Black Cavendish. Wenn
man versucht, etwas mehr Aroma heraus zu kitzeln, wird das Rauchholz schnell heiß.
Nachfeuern muss ich nur zweimal bevor nach einer Stunde und 20 Minuten das Leben
aus dem Kraut weicht.
Die Asche ist recht hell und fein, zeigt aber einen etwas erhöhten Anteil unverbrannten
Materials. Filter und Pfeife sind nur mittelmäßig feucht, doch der Rauchkanal ist ordentlich
verschmiert und macht das Reinigen zur Schmutzarbeit.
Pfeife 2
Mal sehen ob ich das fragwürdige Vergnügen wiederholen oder toppen kann. Die auserwählte
Stanwell X-Mas 2000 Half Bent Apple hat noch was mehr Holz zu bieten, hat sehr ähnliche
Innenmaße, doch mit 10cm³ ein eher mittleres Volumen. Die per Knick/Flat eingebrachte
Scheibe bringt nun 3,6g auf die Waage.
Es entwickelt sich wieder dieser Karamell-Geschmack, der nach zwanzig Minuten in einen
malzig-süßlichen Mischmasch übergeht. Nicht unangenehm, doch auch nicht umwerfend.
Zumindest ist der Tabak sehr zungenfreundlich. Nach einer halben Stunde wird er dünn und
nur noch malzig. Immer wieder kommt ein Holzgeschmack durch, also Obacht.
Nach ein einviertel Stunde geht er sang und klanglos dahin. Filter wieder gut feucht, der
Pfeifenreiniger nach dem Putzen schwarz. An der Asche hat sich auch nicht viel geändert.
Pfeife 3
Mit der nächsten Pfeife möchte ich mehr Aroma rausholen und wähle die VAUEN Regent 45,
eine klassisch-dänische Half Bent mit einer 21mm Bohrung, die zwar 37mm tief reicht, aber
ebenfalls mit 10cm³ mittelgroß ist. Ich rubble rund anderthalb Flake auf und stopfe so 4,9g
Tabak in den Kopf. Das Entzünden geht so noch einfacher als bei den anderen beiden Pfeifen,
wobei jetzt zu Beginn die Aromatisierung nicht so stark durchkommt, die nach einer viertel
Stunde noch stärker nachlässt. Nach 25 Minuten wird der Geschmack dünn, die Pfeife gerne
was heiß. Das gibt sich nach einer Zeit wieder, doch fängt die Pfeife nach einer knappen
Stunde leicht an zu gurgeln, was sich bis zum Ende nach anderthalb Stunden zieht. Das Ganze
ohne Nachfeuern. Die Asche ist komplett fein, ohne Bröckchen und der Kopf trocken.
Der Filter hingegen ist schlabber-nass, auch aus dem Mundstück kommen ein paar Tröpfchen.
Resümee
Der Pfeifen Huber ST:LOUIS Flake Tobacco ist ein Black Cavendish-Tabak wie er im Buche
steht. Wenig Geschmack und Neigung zum Heißrauchen, Rauchkanal-Dusche inklusive.
Mir hat er noch am Besten in der Rainmaker-Rubbed-Version gefallen. So werde ich ihn auch
in der Butcher’s Boy aufrauchen, in der Hoffnung, einen ordentlichen Cake auf den Boden
zu zaubern.
Das Döschen kostet ganze 12€ derzeit, ein Preis, zu dem man wirklich tolle Tabake bekommen
kann. Der ST. LOUIS gehört aus meiner Sicht nicht zu dieser Kategorie und ist deshalb zu teuer.
Der Raumduft ist als solcher zu bezeichnen, leicht süß und warm. Seine Stärke gibt Huber mit
3 von 5 an, ich finde ihn deutlich leichter und könnte das Zeug wahrscheinlich noch einem
Nichtraucher andrehen. Die gleiche Bewertung setzt Huber auch bei der Aromatisierung an.
Das mag für den Tabak an sich stimmen, im angezündeten Zustand finde ich sie angenehm
zurückhaltend und es fliegen keine Glykoltröpfchen durchs Rohr.
Ich kann den Huber ST. LOUIS Flake Tobacco aber nicht wirklich empfehlen und er wird
meinen Pfeifen in Zukunft erspart bleiben. Jetzt hoffe ich auf die restlichen Flakes von Huber.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld
„Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”