Mac Baren HH Pure Virginia (International Pipe Smoking Day 2021 Flake-Review - Flake #2)

    • Offizieller Beitrag

    International Pipe Smoking Day 2021 Flake-Review - Flake #2

    Mac Baren HH Pure Virginia


    Jau, das hört sich doch nach reinem Virginia an, oder? Auch dieser Tabak durfte sich noch
    10 Monate auf seine Verfeuerung vorbereiten und sich jetzt im Rahmen dieser Serien-
    verkostung auf die Erfüllung seiner Bestimmung freuen.

    Die HH-Serie von Mac Baren, nicht nach dem jetzigen, etwas exzentrischen Besitzer Henrik
    Halberg*, sondern seinem Urahn Harald benannt, der Mac Baren gründete, ist mir besonders

    durch den Burley-Flake ans Herz gewachsen, der fester Bestandteil in meiner Tabakbar
    geworden ist. Was liegt da näher, als die ganzen Presskräuter nacheinander zu testen? Der
    Latakia kam gut an, Old Dark Fired und Bold Kentucky gingen an mir vorbei, den Rustica
    lasse ich mal lieber.
    Und jetzt der Pure Virginia, zu dem Mac Baren schreibt:

    „Eine Mischung aus luftgetrockneten und flue-cured Virginia-Tabaken.
    HH Pure Virginia ist 100% Virginia Tabak aus Nordamerika und Afrika. Beide Kontinente
    haben einen ausgezeichneten Ruf beim Anbau der besten Virginia-Tabake der Welt.
    Wie alle Tabake der HH-Familie hat diese Mischung keine Aromatisierung und nur das
    absolut notwendige Casing, um den natürlichen Tabakgeschmack zu betonen.
    Sie werden die natürliche Süße und den "grasigen" Geschmack des Virginia-Tabak erleben.“

    Vollmundige Versprechungen, die geprüft werden wollen.

    *Leider ist Henrik Halberg kürzlich verstorben, berichtete Per Jensen.

    Möge er im Pfeifenhimmel seinen Frieden finden.


    Die Meinung der Kollegen

    Review von Karlo

    Akkurat geschnittene Flakescheiben, die ihre Form behalten, braun mit vielen goldenen Fasern, von

    der Feuchte ideal zum Stopfen. Kaltgeruch leichte Süße. Braucht etwas länger bis er Feuer angenommen hat.

    Geschmack etwas süß, Zartbitterschokolade, doppelter Espresso, etwas schwächer gebrüht,

    dafür aber leichter, etwas süßlicher Milchschaum.

    Tabak ein eher dunklerer Virginia, etwas Burley, und sonst? Auf der Zunge beißt es, in der Nase mehr.

    Insgesamt aber mittlere Stärke. In Hintergrund macht sich langsam ein weiteres Aroma bemerkbar,

    weniger angenehm? Auch nach längerem Überlegen keinerlei Idee, bis mir Sallos einfiel, Lakritz süßlich,

    mag ich nur manchmal.

    Also zusammengefaßt: Tabak mit Schoko und Espresso mit Milchschaum, jetzt auch noch süßlicher Lakritz?

    Das muß man mögen, mein Geschmack ist das nicht.


    Review von rolf

    Diese Probe kam ordentlich geschnitten, sozusagen rechteckig- praktisch- gut zu mir.

    Das Tabakbild ist eher dunkel- bis mittelbraun (bei den Farbbeschreibungen bitte ich um viel Nachsicht),

    den Schnitt schätze ich auf 7cm x 4cm, mit ebenfalls etwas weniger als 1mm Schnittstärke. Auch diese Probe

    war bei Ankunft gut konditioniert, was sich späterhin zu "etwas trockener" entwickelt hat.

    Auch hier geht das Prozedere mit den schön intakten Scheibchen wie zuvor vonstatten: die vorgesehene

    Menge wird zu einem Pfropf gedreht und eingebracht, wobei nach Möglichkeit die Tabakfasern quer

    und nicht hochkant in die Pfeife sollen (ist so eine Marotte von mir). Dann die Oberfläche etwas glätten,

    und los geht's.

    Der Tabak nimmt die Flamme willig an. Ich verwende hier zumeist Streichhölzer: zwei Stück genügen.

    Die ersten Züge sind sehr mild und man muss schon gut hinschmecken, um den Tabakgeschmack

    genauer zu bemerken.

    So mild, wie er begonnen hat, macht er auch weiter. Im Beginn weniger süß als der Flake Nr. 1,

    bleibt er insgsamt in der Stärke und in der Entwicklung darunter. Aber im Verlauf passiert schon

    ein bisschen was: zwischendurch will es mir erscheinen, als ob eine leichte Säure dazu kommt, so als ob

    ein sehr dezentes Frucktcasing angewendet worden sei, eher beerig als zitronig. Dieser Eindruck hält sich -

    wenn auch wirklich kaum bemerkbar - während aller Füllungen ungefähr nach dem ersten Drittel bei mir fest:

    vielleicht ist aber die Erwartung, die (wirklich hauchleichte) Fruchtsäure wieder zu bemerken,

    stärker als diese selbst. Alle Füllungen, die ich geraucht habe, sind anstandslos trocken und (bis auf ein

    beabsichtigtes Mal) ohne Nachzünden verlaufen: prickelfrei und leicht bis mild, alles unterhalb mittelstark.

    Dabei bleibt der Geschmack so, wie ich es von einem "aged Virginia" erwarten würde: nämlich fast ohne

    die typische Heunote.

    Geraucht wurden vier Füllungen: je einmal aus der Holmer Knudsen Prince, aus der NoName squat Bulldog,

    aus der Rattray's "The Knight" Prince und aus einer Bentley Pipemaster London.

    Fazit: ein Tabak, der von etwas unter leicht bis leicht daher kommt. Im Grundgeschmack meiner Meinung

    nach ein gereifter Virginia, ohne die üblichen Spitzen oder Zitronennoten, dafür eher mit einem sehr leichten,

    nur in wenigen Momenten aufkommenden Beerenfruchtbeigeschmack. Einen Rateversuch traue ich mir nicht zu.


    Tabakbild

    Beim Öffnen der Mac-Baren-typischen Vierecksdose muss ich schon mit viel Gewalt vorgehen
    und zwei Ecken ordentlich verbiegen bevor der Deckel aufspringt. Da ich meinen Tabak
    grundsätzlich in Glasbehältnisse umfülle, bin ich ein großer Fan von gut vakuum-versiegelten
    Tabakdosen. Dafür schon mal Daumen hoch im Vorfeld.
    Den geifernden Tabak-Junkie erwartet hinter dem goldenen, mit dem Firmen-Logo tiefgeprägten
    Umkarton ein wahrlich leckerer Anblick:

    Fein säuberlich aufgereiht befinden sich im Döserl drei Stapel Tabak-Riegel zu jeweils sechs
    Stücken. Das sieht alles sehr edel und sauber aus, volle Punktzahl bei der Präsentation.

    Der Flake an sich ist 73mm lang, 25mm breit bei einer Dicke von 1mm, wie mit dem Lineal
    gezogen. Jede Scheibe bringt ungefähr 2,8g auf die Waage.

    Der Tabak gehört eher zur dunkleren Sorte Virginia, durchzogen von helleren Bahnen. Der Geruch
    aus der Dose ist intensiv heuig mit Zitrusnoten und dem typischen Mac Baren-Honig-Casing.
    Dieses kann ich verwunderlicher Weise nicht so beim Burley-Flake feststellen. Dieser Geruch
    verschwindet im Glas zunehmend, was ich gut finde. Mir geht bei Lindt-Pralinen dieses süßliche
    Altdamen-Aroma auch auf den Keks, da verschwindet es aber nicht und sorgt dafür, dass ich
    dieses Süßzeug meide. Zurück zum Thema: Der Flake ist weder klebrig noch ölig und hat eine
    feste Struktur.


    Pfeife 1

    Links Pfeife 2: Stefano Santambrogio Flat Tomato, Mitte Pfeife 3: Peterson System Standard 312, Rechts Pfeife 1: Stanwell Royal Guard 87

    Ich nehme ca. ein einhalb Flakescheiben, knicke und falte und schraube die 4,2g in den
    Pfeifenkopf der mittelgroßen Stanwell Roayal Guard 87. Eine Zugprobe an der Straight Apple
    zeigt auch mit Meerschaumfilter einen leichten Zug, der auf ein recht lockeres Stopfen hinweist.
    Beim Anfeuern nimmt er das Feuer schnell an und bäumt sich sprunghaft auf.
    Nach kurzer Wartezeit heize ich ein drittes Mal an, auch da quillt der Kopf fast über, kleine
    Ascheflocken werden gerne mal rausgeschleudert.
    Vom Start weg Zitrusaromen, dunkel-heuiger Geschmack, wie Virginia sein soll. Die Schärfe ist
    vollkommen OK, Das typische Mac Baren-Casing ist nur leicht wahrnehmbar.
    Er ist nicht so fruchtig wie der Solani Blend 633, dafür fehlt ihm die Perique-Beimischung und
    auch die Kräutrigkeit des Germain’s Brown Flake geht ihm ab. Die Spritzigkeit eines

    Full Virginia Flakes hat er auch nicht, hier spielt dunkles Heu die erste Geige. Haymaker und
    Sunset sind dagegen eher Stroh. Ich muss mich zügeln, um nicht zu gierig dran zu ziehen.
    Nach einer halben Stunde geht er aus und muss neu befeuert werden. Danach ist er weniger
    zitrus-artig als der OGS, liegt irgendwo zwischen Capstan Gelb und Blau. Er besitzt eine leichte,
    cremige Süße und tendiert nur bei schnellem Ziehen zu moderater Schärfe.
    Nach rund anderthalb Stunden wird er würziger oder „salziger“. Das sind aber auch schon die
    letzten 10 Minuten, danach ist Schluss.

    Die sterblichen Reste sind fein und hellgrau, hier und da findet man den einen oder anderen
    nicht verbrannten Stengel.


    Pfeife 2

    In die Pfannen-ähnliche Fat Tomato von Stefano Santambrogio kommt wieder eine Kugel
    Tabak mit Krümeln obenauf. Die 4g Rauchkraut sitzen zwar recht spack im Holz, der Zug
    ist aber gut. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Tabak bereits nach kurzer Zeit nach
    Öffnung im Glas schwer an Feuchtigkeit eingebüßt hat. Liegt es an dem gesplitteten
    Polarwirbel, der uns trockene und kalte Luft beschert?
    Der Tabak bäumt sich wieder stark auf beim Anzünden. Das Nikotin schmeckt man dabei
    bitter am Gaumen, doch über mittlere Stärke kommt der Tabak zu keiner Zeit hinaus.
    Das anwesende Weibchen beschwert sich über den Geruch der aufsteigenden Schwaden.
    Kommt häufiger vor…
    Der bittere Ton bleibt die ganze Zeit über beständig. Wenn ich was stärker ziehe, wird er
    leicht scharf. Nach rund einer Stunde bekommt er eine strenge Süße mit glykolischem
    Beigeschmack. Anschließend will er nachgefeuert werden. Das wiederholt sich nach
    10 Minuten und anderthalb Stunden, wobei er an Süße zunimmt.
    Sein Ende findet die Füllung nach einer Stunde und 50 Minuten in feiner weißen Asche,
    in der allerdings teils größere unverbrannte Stücke zu finden sind.


    Pfeife 3

    Bisher zweimal mit Meerschaum probiert, kommt jetzt der Tabak in die filterlose Peterson
    System Standard 312, die ich für Virginia-Tabake rannehme. Der Tabak ist jetzt wenige
    Tage offen und in einem kleinen Glas untergebracht. Trotzdem ist er schon recht trocken.
    In diesem Zustand riecht er sehr grasig, wie getrockneter Rasenschnitt. Da er bei Bewegung
    bricht, rubbel ich ihn komplett auf und bringe 4,2g in den knapp mittleren Pfeifenkopf.

    Von Anfang an herrscht eine bittere Grasigkeit vor. Nach 10 Minuten kommt so etwas
    wie der Geruch einer Wildgräserwiese hinzu, von Kräutern würde ich nicht reden. Ich gebe
    mir Mühe, nicht zu große Züge zu nehmen, sonst wird der Rauch heiß und scharf. Eine
    halbe Stunde später muss ich nachfeuern, wonach der Tabak recht pfeffrig wird.

    In der Peterson ist der Tabak recht zickig, dreimal muss ich ihn noch neu entfachen, bis er
    nach einer Stunde und 50 Minuten nicht mehr will. Die vielen unverbrannten Tabakreste
    deuten allerdings darauf hin, dass es noch eine ganze Weile hätte so weiter gehen können.
    Wahrscheinlich hat es an dem reichlich gebildeten Kondensat gelegen, dass sich in der
    Peterson-Falle gesammelt hat und bei Bewegung in die Brennkammer suppt.


    Resümee

    Ein Tabak, der nach dem Schwinden des Mac Baren-Honig-Casings sehr ursprünglich
    rüberkommt. Er liegt auf der grasig-heuigen Seite der Virginias, Zitrus-Noten sind bei ihm
    sehr volatil. In meinem Virginia-Schätzchen, sprich straight und mittelgroß, hat er mir
    gefiltert am Besten geschmeckt. Doch weiß ich nicht so recht, was ich mit ihm anfangen
    soll. Nichts an ihm weckt in mir das Verlangen, ihn wieder ins Rauchholz zu schicken.
    Ja, Pure passt schon, wenn der Start-Honig verflogen ist, doch danach geht es grasig in
    einem durch bis zum Ende. In der Hitze wird er etwas scharf und pfeffrig, sonst ändert
    sich nicht viel. Ungefiltert macht er mir keine Freude.
    Ausgesprochene Virginia-Fans sollten ihn probieren, da könnte er bei dem Einen oder
    Anderen noch eine Lücke zwischen den angegebenen Tabaken schließen. Doch für den
    derzeitigen Preis von 11,75€ für die 50g kenne ich andere Kräuter, die mir eher liegen.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld


    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

  • Herzlichen Dank für das review !

    Ich wollte den HH Pure Virginia auch noch testen aber jetzt wo ich von dem wahrnehmbaren Burley höre bin ich raus. Seit den MB Burley Flake mache ich einen großen Bogen um zu viel Burley in der Mischung.

    Pure Virginia ? ist dann der Name nicht etwas unpassend ?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    wieder mal ein Zeichen dafür, dass man unterschiedliche Empfindungen beim gleichen Tabak haben kann. Das geht schon bei der Stärkeneinschätzung los:

    mittlere Stärke

    etwas unter leicht bis leicht

    Ausgeglichen, Schwarzer Tee

    und setzt sich bei den Geschmackskomponenten fort:

    Schoko und Espresso mit Milchschaum, süßlicher Lakritz

    sehr leichten, nur in wenigen Momenten aufkommenden Beerenfruchtbeigeschmack

    auf der grasig-heuigen Seite der Virginias, Zitrus-Noten sind bei ihm sehr volatil

    Ich denke aber, dass das gerade bei straight Virginias recht schwierig ist. Für mich sind die Nuancen immer sehr schwierig herauszuschmecken, insbesondere etwa Kaffeenoten oder Schoko. Hinzu kommt, dass ich die Tabake immer nur gefiltert geraucht habe: vielleicht kommt daher die Stärkeneinschätzung. Ich habe eigentlich hinreichend oFi- Pfeifen, so dass ich hier nachbessern kann ;)

    Einen Nutzen haben solche Blindtests von mehreren Testern mit unterschiedlichen Rauchgewohnheiten auf alle Fälle: ein geneigter Leser (m/w/d/s) kann eine ganze Bandbreite von Komponenten erwarten und seine eigenen Beobachtungen damit abgleichen.

    Auch diesen Test habe ich gern mitgemacht: zum einen lernt man immer neue Tabake kennen, dann lernt man dazu, wenn das "Ergebnis" mit den Kollegen abgeglichen werden kann. Beim nächsten Mal werde ich bestimmt auf die Suche nach Schoko oder Espresso gehen: großen Indianer ähh vor zwanzigtausend Jahren von Sibirien nach Amerika Eingewanderten- Ehrenwort :batman_up:(Obwohl ich nicht weiß, ob der HH mal zu mir kommt: irgendwie ist er mir zu leicht)

    Vielen Dank für die Gelegenheit zu Mitmachen: hat Spaß gemacht :)

    Beste Grüße

    Rolf :)

    Bevor man eine Frage beantwortet, sollte man immer erst eine Pfeife anzünden. Pfeiferauchen trägt zu einem einigermaßen objektiven und gelassenen Urteil über menschliche Angelegenheiten bei.– A. Einstein rauch10t5rz3.gif