Pfeifen Huber Virginia Golden Flake (International Pipe Smoking Day 2021 Flake-Review - Flake #3)

    • Offizieller Beitrag

    International Pipe Smoking Day 2021 Flake-Review - Flake #3

    Pfeifen Huber

    Virginia Golden Flake


    Dritter und letzter Vertreter dieser Testgruppe kommt also aus München und soll leicht mit Orange
    und Honig aromatisiert sein. Huber gibt an, dass dieser Flake aus 11 verschiedenen Virginias
    zusammengestellt wird. Die Stärke wird mit 2 von 5 eingeschätzt, also eher mild.

    Wahrscheinlich hätte ich ihn nicht unter seinem ehemaligen Namen gekauft, der da
    „Virginia Honeydew Flake“ lautete. Das hört sich für mich zu sehr nach Süßkram an. Doch die
    europäischen Gutmenschen, die uns alle vor allen Gefährdungen schützen (außer vor Pestiziden,
    Luftverschmutzung, den Interessen von Großkonzernen….) hielten den Namen zu gefährlich
    und fürchteten, dass Kinder reihenweise an mit Tabak vollgestopften Bäuchen sterben müssen.
    Nun heißt er „Golden Flake“ und biederte sich mir geradezu an, hatte ich doch mit Peter Heinrichs
    „Golden Sliced“ schon beste Erfahrungen gemacht.

    Also testen wir den Tabak, bevor er der EU zu „Golden“ wird und er in „Deadly Virginia“
    umbenannt werden muss…


    Die Meinung der Kollegen

    Review von Karlo

    Ein etwas breiter geschnittener Flake mit hellerem Braun und vielen goldenen Einsprengsel.

    Fällt leicht etwas auseinander, kann aber trotzdem mit der Knick+Falttechnik gestopft werden.

    Kaltgeruch: leichte Süße und Feigen.

    Beim Stopfen dachte ich erst, er sei etwas trocken, beim Anbrennen, er sei doch noch zu feucht,

    also etwas zickig bei der Flammannahme.

    Geschmacklich eine leichte Süße, begleitet von einer leichten Nußigkeit, ebenfalls eine Heuigkeit

    mit strohigem Charakter. Nach ca dem 1. Drittel ein weiteres Geschmackselement, oder änderte

    sich die Nußigkeit? Hier dauerte es länger bis mir klar wurde, es ist der berühmte

    Pumpernickelgeschmack, den ich hier erschmeckte.

    Mehrmaliges notwendiges Nachzünden lag ev an meiner „perfekten“ Stopftechnik.

    Hier vermute ich helle, pure Virginias.

    Am Ende der Pfeife blieb die Frage: wars das?

    Kein schlechter Flake, aber hier hätte mir ein etwas säuerlich spritziger „Zusatz“ gefallen.


    Review von rolf

    Auch diese Probe kam sehr ordentlich daher. Die Scheiben von 7 cm x 5 cm mit 1mm Schnittbreite

    waren schön intakt. Das Tabakbild ist hellbraun mit ein wenig (etwas mehr als bei Nr. 1) mittelbraunen

    Einsprengseln. Aus der Tüte duftet der Flake nach einem typischen Virginia, Würztabake wie Perique

    oder Kentucky kann ich nicht erriechen. Die Konditionierung ist gut und bleibt auch so im Verlauf

    der Testreihe.

    Der Tabak läßt sich willig knicken und falten, aber auch aufrubbeln und wird wie üblich mit etwas

    Platzreserve in die Pfeife gefüllt. Oben rum auf eine ebene Fläche bringen, und es kann beginnen.

    Die ersten Züge verraten einen typischen Virginia mit etwas (Perique?) Würze. Der Tabak ist von Anfang

    an von der Stärke her der mittlere des Trios. Im ersten Drittel kommt er ein wenig über leicht daher und

    schwingt sich im Verlauf der Füllung bis mittel auf. Im Vordergrund steht geschmacklich eine mittelsüße

    Virginiaheuigkeit, die sich über die ganze Füllung erhält. Auch die Würze hält sich bis unten hin, ich glaube,

    dass diese vornehmlich von einer leichten Perique-Zugabe kommt. Andererseits kommt es mir hin und

    wieder so vor, als ob doch auch ein wenig Kentucky dabei ist. Die Glimmeigenschaften sind gut, man kann

    den Tabak bis unten hin durchrauchen. Falls aber doch einmal unterbrochen wird, macht auch dieser

    Flake da weiter, wo er zuvor aufgehört hat. Es ist keine Bitterkeit zu vermerken und auch kein sonstwie

    strenger Beigeschmack. Auch die Kondensatentwicklung ist derart, dass sich unten kein feuchter Pfropf bildet.

    Am Ende hat der Tabak dann eine recht schöne Entwicklung mitgemacht, wobei die ersten Komponenten

    durchhalten, aber von aufkommender Perique/Kentucky- Würze unterstützt werden.

    Geraucht wurden wieder mal vier Füllungen: Aus der White Pipe Bent Rhodesian (DAFT JP 2006),

    der Altinay Bent Egg Meerschaum, der Savinelli Vesuvio Prince und der der Stanwell POY 2010.

    Fazit: ein Virginia/Perique- Flake mit einem recht geringen Anteil an Kentucky, wenn überhaupt.

    Der Tabak kommt von der Stärke von etwas mehr als leicht bis hin zu mittel daher und ist in dem Flaketrio

    in der Mitte. Weiterhin ist wohl kein Flavor dabei, d.h., es handelt sich hier um einen Tabak mit Tabakgeschmack.

    Empfehlung wäre, diesen Flake so als Aperitif vor dem Mittagessen zu rauchen, da dann die Geschmacksknospen

    noch entspannt sind und vielleicht ein paar mehr Nuancen erschmecken, die ich hier nicht bemerken konnte.

    Ich wage mal einen Versuch: Huber(München) Louisiana Flake.


    Tabakbild

    Der Deckel der 100g-„Malerdose“ springt willig unter der Krafteinwirkung des Tschechen auf und
    gibt den Blick frei auf eine säuberlich aufgerollte Tabakschleife, bestehend aus mehreren ca. 45cm
    langen Flakestreifen. Das sieht vertraut nach der Kohlhase und Kopp-Presse aus, wofür auch die
    Konsistenz des Flakes spricht: Nicht zu viel Kleber, aber auch genug, damit die einzelnen Lagen
    nicht auseinander fallen beim Portionieren in ca. 7x4cm große Stücke. Eigentlich ganz samtig und
    geschmeidig, kann er in Längsrichtung schnell mal auseinander gehen. Mittelbraun mit einigen
    hellen Stellen, eher eine ausgeglichene Melange, lassen mich nach dem Schneiden an den „Golden
    Sliced“ denken.

    Die verdammt große optische Ähnlichkeit wird von dem olfaktorischen Eindruck gestützt. Beim
    ersten Öffnen kam mir noch ein leicht säuerlicher Zitrusgeruch entgegen, den ich nach dem Schneiden
    allerdings nicht mehr wahrnehmen kann. Ein gaaaaanz leichtes süßliches Casing ist bei jedem Öffnen
    zu riechen, aber versteckt hinter Virginia-typischen Heunoten.

    Sehr gefällig, das Ganze, und so vertraut…


    Pfeife 1

    Links Pfeife 2: Stefano Santambrogio Flat Tomato, Mitte Pfeife 3: Peterson System Standard 312, Rechts Pfeife 1: Stanwell Royal Guard 87

    Einer der von mir präparierten Flakes wiegt rund 3-4g und entspricht damit in etwa einer Kopffüllung
    einer mittelgroßen Pfeife. In der Stanwell Royal Guard 87 bleibt nach der Knick- und Faltmethode
    noch gut Platz nach oben, ich belasse es aber bei den 3,3g.
    Der Tabak nimmt die Flamme sehr gut an, er bäumt sich kaum auf. Von Anfang an entwickelt sich ein
    süßlicher, Virginia-typischer Rauch, mundfüllend, ohne Schärfe oder Bissigkeit. Es gelingt kaum, den
    Tabak heiß zu rauchen. Er ist zwar nicht besonders nuancenreich, zeigt aber ein sehr gleichmäßiges
    Heuaroma mit feiner Süße. Wenn ein Casing vorhanden ist, bemerke ich es nicht.
    Nach einer dreiviertel Stunde muss ich mal nachfeuern, kurzzeitig stellt sich ein leicht glykolischer
    Geschmack ein. Ansonsten ändert sich nicht viel in der Stunde und 20 Minuten, in denen er
    wegschmurgelt.

    Die Asche ist fein und grau ohne Reststücke, der Filter nur leicht feucht und die Pfeife ist
    trocken, so wie es sein sollte.

    Pfeife 2

    Da ich fest davon überzeugt bin, dass der Tabak mit dem „Golden Sliced“ identisch ist,
    experimentiere ich jetzt etwas rum und schneide den Flake in ca. 6x6mm große Stückchen.
    Die 3,8g „Cubes“ kommen in die Fat Tomato von Stefano Santambrogio, in die sie sich
    perfekt reinschmiegen. Obwohl die Pfeife satt voll ist, ist der Zug erstaunlich leicht durch
    den Schnitt. Beim Anzünden bäumt er sich deshalb aber auch stärker auf und will nicht
    so schnell brennen. Der Geschmack beim Anzünden ist sehr süß, der Tabak muss nach
    10 Minuten nochmal geglättet werden, da er sich weiter ausdehnt. Nach einer halben Stunde
    gibt er die volle Virginia-Süße ab, muss aber wieder nachgestopft und -gefeuert werden.
    Auch bei der Pfanne ist die Asche am Ende (1h 40Minuten) fein und hellgrau, diesmal
    aber mit kleinen Reststücken, was ich auf den breiten Boden und Schnitt des Tabaks
    zurückführe. Alles recht trocken.


    Pfeife 3

    Was soll ich noch mit dem „Golden Sliced Virginia“ anstellen? Ich rubbel ihn komplett
    auf und bringe die 3,7g in die filterlose Peterson System Standard 312. Gleich vom
    Start weg ist er wesentlich strenger, die Süße tritt in den Hintergrund und er muss
    vorsichtiger geraucht werden, um nicht heiß und scharf zu werden. Da ich das Aroma
    nicht so gut rausschmecken kann, ertappe ich mich dabei, wie ich zu stark am Stängel
    nuckle, was zu verstärkter Kondensat-Bildung und Schärfe in Geschmack und auf der
    Zunge führt. Der Geschmack wird zungenfreundlicher und aromatischer nach einem
    erneutem Anzünden nach ca. 20 Minuten. Dafür ziehe ich dann aber auch vorsichtiger
    an der Pfeife. Mir fällt auf, dass die Peterson häufiger nachgefeuert werden muss.
    Am Ende ist zwar wieder viel hellgraue Asche im Kopf, doch befindet sich unter
    dieser ein feuchter Pfropfen Resttabak, der in der ein dreiviertel Stunde nicht verbrannt
    ist. Das liegt wahrscheinlich an Kondensat, dass aus der „Tropfsteinhöhle“ des
    Peterson-Systems Kondensat in die Brennkammer geschwappt ist.

    Pfeife 4, 5, ……

    Der Tabak trocknet wie die Wutz in der goldfarbenen Klemmdeckeldose, in der er von
    Pfeifen Huber geliefert wird. Also hier die Empfehlung, den Inhalt dringend in ein
    geeignetes Gefäß umzulagern. Dabei fällt mir auf, dass der Presstabak längst nicht die
    Festigkeit des Peter Heinrichs Golden Sliced aufweist. Eher etwas fester als der
    Testflake #1, der HU Tobacco Janneman Flake. Auch seine Maserung erscheint mir
    etwas getrocknet lebhafter als dieser. Beim Öffnen der Dose nach einer gewissen Zeit
    kommt mir auch wieder der süße Orangenduft entgegen. Also muss ich diesmal noch
    genauer hinschmecken…


    Ich rauche den Tabak noch einige Male. Auch nachdem ich ihn wieder mit Humidrolen
    auf „Betriebsfeuchtigkeit“ gebracht habe und meine jetzt beim Anfeuern deutlich und
    später im weiteren Rauchverlauf unterschwellig eine süße Orangennote feststellen zu
    können, die gen Ende immer mehr nachlässt. Der Tabak ist tatsächlich aromatisiert,
    oder hat aus meiner Sicht eher ein leichtes Casing. Damit ist die Typengleichheit mit
    dem PH Golden Sliced letztlich doch noch obsolet. Mir macht das nichts, der Tabak ist
    wirklich gut.


    Resümee

    Pfeifen Huber’s Virginia Golden Flake ist ein zungenfreundlicher Virginia-Strangtabak,
    der zwar nicht ganz reinrassig ist, dessen Casing aber weder den Freund naturnaher Kräuter
    abstößt, noch die Anhänger von stark saucierten Aromaten jubeln lässt. Für die Dose werden
    18,30€ fällig, also eher ein günstiger Tabak. Ich werde ihn also auf jeden Fall nachbestellen,
    denn er schmeckt mir vorzüglich. Im Gegensatz zum PH Golden Sliced kann er direkt im
    „Naturseitling“ gelagert werden. Auf seine Entwicklung bin ich gespannt.

    Er bietet kein Aromenfeuerwerk, sondern überzeugt mit einer milden Virginia-Süße mit
    hellem, heuigem Grundton. Mit Filter schmeckt er mir sehr gut, filterlos hatte ich meine
    Probleme, die aber auch an der Peterson liegen könnte, da werde ich wohl mal eine andere
    Filterlose probieren müssen.

    Das Aroma im Raum ist für den Pfeifenraucher sehr gefällig, helle Tabaknoten mit einer
    leichten Süße, wie im Geschmack. Bei meiner Frau kommt es nicht gut an, zu tabakig.
    Ich empfinde ihn mittlerweile auch als eher etwas unter mittelstark, er steigert sich maximal
    auf mittlere Stärke während des Rauchverlaufes. Ein perfekter Tabak, um ihn nebenher zu
    rauchen. Er erfordert nicht viel Aufmerksamkeit, gibt dafür aber reichlich „urigen“ Geschmack
    ab. Ich kann ihn jedem empfehlen, der auf heuige Virginias ohne großartige Spitzen steht.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld


    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

    • Offizieller Beitrag

    p.s. Nach einem Ausflug auf die Peter Heinrichs-Webseite bin ich dann doch noch

    auf einen Tabak gestoßen, der diesem Huber entsprechen sollte: der Reserve Crue No. 1.

    Seine Beschreibung und das dort abgelichtete Tabakbild passen ziemlich gut überein.

    Eine eMail an Heinrichs ist raus, mal sehen, ob sie mir was sagen können/dürfen/wollen.
    Allerdings kommt der lediglich im Pouch und ist mit 18,10€ fast genau so teuer.

    Gruß

    Thorsten