- Offizieller Beitrag
THE MALLARD FLAKE
– PLUS PERIQUE -
Als ich mit dem Pfeiferauchen angefangen habe, war der DTM-Katalog so etwas wie die
Bibel des Rauchgenusses für mich. Unglaublich gut aufgemacht, eigener Stil, eigene Marken
und das noch frei Haus, einfach toll. Leider sind diese Zeiten vorbei, der Katalog ist
Geschichte, Dan Tobacco zum Glück nicht. Dort werden weiterhin Jubiläen gefeiert und
neue Tabakkreationen geschaffen. Eine dieser just neukreierten Mischungen kommt nun als
Flake zu mir, wo ich ihn doch als Ready Rubbed kennen und schätzen lernte. Letzterer
begeisterte mich mit einer sanften Ursprünglichkeit, der eine gewisse essigsaure Tomatigkeit
innewohnte, von der man auch häufig in Verbindung mit McClelland-Tabaken hörte.
Mit der Zeit wurde er mir ein wenig zu fad, ihm fehlte aus meiner Sicht ein wenig mehr
Pepp. Genau diesem Problem haben sich die Meisterblender um Hr. Apitz angenommen und
den Mallard mit einer Zugabe von Perique versetzt, meiner „Leibspeise“. Anschließend
wurde noch auf das Aufrubbeln verzichtet und so findet das Stöffchen als Flake den Weg
zum Endverraucher. „Mellow“ wurde dieser Erpel einstmals genannt, ist nicht mehr erlaubt,
Sanftheit zieht halt die Kinder zur Nadel. Können wir drüberstehen…
DTM sagen über ihren Tabak:
„Als sanfter, süffiger Virginia Ready Rubbed Flake hat The Mallard seit seiner Einführung
2007 viele Freunde gefunden. Jetzt haben wir der Komposition aus Zambia und Mysore
noch eine gute Prise Perique hinzugegeben und das Ganze zu einem Flake gepresst.
Freuen Sie sich auf einen vollmundigen Rauchgenuß!“
Yummy, Beuteschema, musste gleich her. Bleibt zu hoffen, dass die „Prise Perique“ „gut“
genug ist, um ihn mir „vollmundig“ zu machen.
Tabakbild
Der Flake kommt in einer der großen, flachen Runddosen von DTM, das Vakuum ist recht
ordentlich drauf und entweicht dem Blechbehälter beim Öffnen mit dem Tschechen ohne
große Schwierigkeit. Der Dose entweicht ein Virginia-orangiger Duft beim Öffnen, der mich
an den Limerick Flake aus gleichem Hause erinnert. Macht Sinn, da ist die Zusammensetzung
ähnlich. Mich schaut ein zusammengepresster Block Flakescheiben an, wobei die einzelnen
hell- bis mittelbraunen Scheiben 5x6,5cm messen und etwas über 1mm hoch sind.
Dan Tobacco benutzt eigentlich wenig bzw. keine Kleber, daher zerfallen ihre Flakes immer
schon beim Angucken. Warum die einzelnen Scheiben dann mehr aneinander kleben als
ihre Fasern, weiß ich auch nicht, ich kann sie nur vorsichtig mit dem Messer voneinander
trennen.
Der Tabak fühlt sich frisch aus der drei Monate alten Dose sehr trocken an, nichts klebt, ein
wenig wie gepresster Hamsterstreu. Er kommt sofort in ein Glas, damit er nicht weiter leidet,
wobei es sich zeigt, dass seine Feuchtigkeit im Optimalbereich liegt, obwohl er beim Handling
sofort auseinanderbricht und zum Teil kleine Krümel hinterlässt.
Pfeife 1
Links Pfeife 3: BB&S Londoner 5579, Mitte Pfeife 2: Stanwell Featherweight 305, Rechts Pfeife 1: Peterson Donegal Rocky XL90
Wie gesagt kratze ich vorsichtig mit dem Messer eine Flakescheibe vom Block und bin so im Stande,
mit der Knick- und Falt-Methode 3,6g Tabak in die mittelgroße Peterson Donegal Rocky XL90,
deren 9,5cm³ damit leicht gestopft sind, würde mehr rein gehen. Dem entsprechend ist der Zug sehr
luftig. Feuer fängt er willig, da hilft wahrscheinlich die feine Faser, die nicht zu viel Feuchtigkeit
enthält. Vom Start weg ein sehr natürlicher Geschmacknach heuigem Virginia, grad wie im
Kaltgeruch. Der Perique hält sich im Geschmack dezent zurück. Zieht man kräftiger am Mundstück,
fällt der Meerschaumfilter raus, nein, Quatsch, dann wird es bitter im hinteren Teil des Gaumens.
Aber das muss ja nicht sein und langsam geraucht erschmeckt man eine unterschwellige Fruchtigkeit
die mich aber eher an geschwefelte Aprikosen als an Dörrpflaume erinnert. Der Tabak bildet einen
speicheltreibenden Überzug auf meiner Zunge, nicht schlimm, gibt es öfter. Er hat ein wenig
Ähnlichkeit mit dem Flanagan von HU/DTM, ohne dessen orientalische Blumigkeit.
Im Perique-Gehalt scheint er mir noch vor der Rattray’s Reihe Clunee – Gowrie -Hal liegen,
zumindest was den PE-Geschmack angeht. Nach einer Viertelstunde gurgelt er etwas und geht aus,
brennt aber gleich wieder. Die angesprochene Säure und „Tomatigkeit“ des Ready Rubbed Mallard
kann ich nicht herausschmecken, ebenso kam er mir süßer vor. Er muss immer mal wieder neu
angezündet werden, ohne an Geschmack zu verlieren oder dass dieser sich ändert. Nach einer
Stunde bemerke ich, dass seine Nikotinstärke von vormalig mittel nun merklich ansteigt. Flott
geraucht haut er schon gut rein. Trotz des Nachfeuerns bleibt er durchgehen zungenfreundlich,
nichts zwickt oder brennt. Nach bereits ein einviertel Stunde ist Schluss, der Tabak wurde bis
dahin immer stärker, das Nikotin spüre ich deutlich.
Die Asche ist feinkörnig und hellgrau, unverbrannte Tabakreste sehe ich nicht, Pfeife und
Filter trocken. Das schätze ich sehr an den DTM-Tabaken. In der Raumluft ist er eher
unauffällig, Tabak mit leicht süß-fruchtiger Note.
Pfeife 2
Wie schlägt er sich in einer kleineren Pfeife? Um das herauszufinden, packe ich ihn in
eine Stanwell Featherweight Sand 305, im Gegensatz zu Full Bent-Peterson eine kleine
Straight Billiard mit gerade 7cm³. Da kriege ich dann auch nur 2,6g nach der
Knick/Falt&Brösel-Methode rein, was in etwa einem 2/3-Flake entspricht. Er nimmt das
Feuer wieder willig an und qualmt wieder säuerlich-fruchtig und heuig vor sich hin.
Diese Säuerlich-/Bitterkeit erinnert mich an Orangensaft nach dem Zähneputzen
(Nicht nachmachen!). Er hat wieder diese „Blutigkeit“ wie der Flanagan. Vor dem
Ausgehen schmeckt man subtile Perique-Aomen. In der kleineren Pfeife scheinen seine
Aromen mehr Spielraum zu haben. Nach 50 Minuten wird der Rauch merklich salziger,
kann am Morgen aber auch die geforderte Zunge sein. Nach einer Stunde sagt die Asche
beim Nachstopfen merklich zusammen und fünf Minuten später ist das Rauchopfer
vorbei. Diesmal finde ich schon ein paar verkohlte Reststücke in der feinen Asche.
In der kleineren Pfeife kommt er mir nicht so stark vor, gut mittel, doch Pfeife und Filter
sind diesmal feuchter.
Pfeife 3
So zungenfreundlich wie er ist, traue ich mich auch an eine filterlose Pfeife ran. Da die
kleine Pfeife schon etwas feucht war, wähle ich eine Canadian und bewaffne mich mit
einem Pfeifenputzer. Die BB&S Londoner 5579 schluckt mit ihren 9,5cm³ ganze 4,3g
Flake, also einen plus Gebrösel. Die entstehen auch beim Aufrubbeln ohne großen
Kraftaufwand in Hülle und Fülle. Der Rest ist dann schon feiner Ribbon. Trotz festem
Stopfen ist der Zug sehr leicht. Vom Start weg ist er viel nuancierter, meine Frau
beschwert sich über die Tabakrauchwolke, die sie abartig findet. Kommt häufiger
vor. Er erfordert aufgerubbelt häufiges „Nachstopfen“ der Asche und man darf sich
nicht hinreißen lassen, zu kräftig an der Pfeife zu ziehen, sonst wird er heiß und
scharf. Der „blutige“Mittelkörper ist filterlos ausgeprägter. Nach einer halben
Stunde gurgelt er etwas und spuckt Kondensat in den Mund, was sich durch Einsatz
des Putzers, Nachstopfen und neu Anfeuern beheben lässt. Dieser intensive, „blutige“
Ton, der im Mittelpunkt steht, erinnert mich an Grünschnitt von Geranien mit hellen
Malztönen. Nach über einer Stunde muss ich mich beim Ziehen sputen, um ihn am
Brennen zu halten und damit er genügend Geschmack abgibt. Das Resultat dieser
hektischen Rauchkultur sehe ich beim Ende der Pfeife nach knapp einer Stunde und
50 Minuten: zur feinen Asche gesellt sich ein Anteil feuchten, unverbrannten Tabaks,
hier wäre mehr drin gewesen. Erstaunlicherweise ist die Pfeife weder sonderlich
feucht noch schmutzig, dies aber wahrscheinlich, weil der Pfeifenputzer während
des Rauchverlaufes immer mal wieder durch den Holm ging.
Resümee
Mit 12,10€ für 50g ist der MALLARD FLAKE -PLUS PERIQUE – nicht gerade ein
Schnapperl. Dafür bietet er einen sehr reinen Tabakgeschmack, dessen Nuancen man
sich allerdings erarbeiten muss. Den Perique schmecke ich nicht als dominante Note
heraus, er ist eher im Gesamtkonzept des Tabaks verwoben. Da hätte ich mir als
Perique-Jünger mehr Würze/Aroma gewünscht. Also an die DDLNR kommt er nicht
ran…
Auch seine fragile Vorbereitung mit dem Messer und vorsichtigem Knicken und Falten
macht ihn nicht sonderlich sympathisch, sollte aber auch niemanden abstoßen. Derzeit
sieht es so aus, als würden sich die Scheibchen im Glas voneinander lösen.
Mir hat er tatsächlich in der filterlosen Pfeife am Besten geschmeckt, da kommen viel
mehr Aromen ins Spiel (und das bei mir als Meerschaumfilter-Raucher). Das er da
nicht komplett verbrannt ist, lässt sich bestimmt mit ein wenig mehr Ruhe im Umgang
mit dem Tabak ausbügeln. Es bleibt aber dabei, dass er schon etwas komplizierter
ist, bei einem höheren Preis. Ich werde ihn nicht mehr kaufen, dafür habe ich
schon zu viele Va/Pe-Schätzchen. Aber Artgenossen, die eher diese Mitteltöne
bevorzugen, die auch beim Rattray’s Old Gowrie aufkommen, sollte dieser Tabak
wärmstens ans Herz gelegt werden.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld
„Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”