Tabak aus Kiel - Black Gold Crumble (2.0)

    • Offizieller Beitrag

    TabakAusKiel

    Black Gold Crumble 2.0


    Einige Tabake aus Kiel hatte ich schon einmal probiert. Wann das genau war, kann ich
    leider nicht mit Gewissheit sagen, es wird so ungefähr vor zehn Jahren gewesen sein.
    Damals habe ich mir Mischungen bestellt, die mein Repertoire an naturnahen Tabaken
    wiederspiegelten, z.B. den Herbst 84, Morning 1975, Scottish Blend, Meistermischung,
    Jubiläumsmischung. Alles einmal probiert kam ich zum Schluss, dass alle Mischungen
    wirklich nett, aber für mich zu wenig aussagekräftig waren. Eher leicht an Nikotin, aber
    auch an Aroma. Typische Alldays für den Viel-Raucher. Damit war es das für mich
    vorerst mit dem Pfeifen und Zigarrendepot Herbert Motzek.

    Da ist jetzt wie oben bereits angedeutet eine Menge Wasser den Rhein runtergegangen
    seither und bei meiner neuerlichen Jagd nach Virginia/Perique-Blends bin ich wieder
    über TAK gestolpert. Tom Darasz hat in der Zwischenzeit an der Kieler Förde das Ruder
    in die Hand genommen und macht mit seinen neuen Kreationen auf sich aufmerksam.
    Mir scheint beim Durchstöbern des weltumspannenden Informationsnetzes, dass die
    Einen die Tabake himmelhoch hypen, während andere sie schlicht ignorieren (so wie
    ich bisher). Aber irgendwas muss doch dran sein, dachte ich mir und habe mir ein paar
    25g-Proben bestellt. Tolle Idee, genug zum Testen ohne später auf 80g-Tabak sitzen
    zu bleiben. Also recht risikofrei.

    Der Black Gold Crumble (2.0 ?) war dabei mein erster Kandidat. Leider kein Plug,
    sondern eher eine gequetschte Mixture, aber folgende Beschreibung hat mich angefixt:

    „Ein Fest für Perique-Fans, in Duft, Aussehen und Geschmack. Perlend fruchtig, würzig
    tief, nach alter Tabak-Tradition gemischt. Black Cavendish, Cavendish und verschiedene
    Virginias ergänzen 20% Perique zu einem, samtenen Rauch voller Charakter und Tiefe.
    Eine Wucht, doch zungenmild mit feiner Pfeffernote.“

    Hmm, 20% Perique hört sich nach starkem Tobak an, dabei beschreibt Thomas ihn als
    mittelstark und Tabak pur. Da konnte ich nicht anders.


    Tabakbild

    Der Tabak ist ohne Vakuumisierung in einer Tüte angekommen. Angst davor, dass er
    ausgetrocknet sein könnte, brauch man nicht haben. Es handelt sich nämlich um einen
    sehr feuchten Block mit der Konsistenz eines Proteinriegels. In meinem (Proben)Fall
    ist es ein 47x45x13mm-Stück. Die Waage meldet 23g, da ist beim Verpacken aber
    noch Luft nach oben, finde ich. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er auf einer Seite
    nicht gerade abgeschnitten ist. Um auf den Riegel zurück zu kommen, farblich sind
    alle „Nüsse“ drin, überwiegend ist er dunkelbraun bis schwarz, einige helle Fasern
    durchziehen ihn.

    Aber „Nüsse“ trifft die Sache nicht so richtig, sagt die Nase, die eher vermutet, dass es
    sich um einen Trockenpflaumen-Riegel handelt, der typische Tabakgeruch fehlt, statt
    dessen so etwas wie Melasse, alles zusammen wie Brandy oder Oloroso.

    Man kann Stücke „abbiegen“, ohne dass was bricht. Das kleine Stück zerfällt zwischen
    den Fingern, er fasert sehr schnell auf. Das ist auch gut so, denn vor dem Rauchen kommt
    das Trocknen…


    Pfeife 1

    Diesmal fange ich mit einer kleineren Filterpfeife an und entscheide mich für die eher selten
    berauchte Peterson Donegal Rocky 03 Full Bent Classic mit Meerschaumfilter.
    Der aufge“blätterte“ Tabak (aufrubbeln kann man das nicht nennen) durfte eine halbe Stunde
    vor dem Einsatz lüften und ich Packe 3,1g Tabak in die 6,5cm³-Brennkammer. Dabei muss man
    sich die Stückchen schon mal ansehen, teilweise kleben noch mehrere Flocken aneinander und
    bilden Klumpen, also noch mal nachrupfen. Der Zug ist gut und es wird angefeuert, was sehr
    einfach vonstattengeht, der Tabak bäumt sich auch kaum auf. Der Rauch ist fett, floral, eine
    leichte Süße mit erdigen Anklängen, eine gewisse muffige Fäulnis, eine Mischung aus Morast
    und Kompost. Bähh, mag da der Ein oder Andere schreien (wie meine Frau), mir gefällt es
    außerordentlich gut. Nach zehn Minuten wieder Zugwiederstandzunahme, bei gleichzeitigem
    Auftreten von Zuggeräuschen und der Geschmack lässt was nach und wird säuerlicher.
    Nach einer halben Stunde spuckt er was Tabaksaft, scheint noch zu feucht zu sein, aber nach
    ein wenig „Umräumarbeiten“ an der Asche läuft er wieder und legt an Würze zu. Dabei ist
    die Pfeife nicht sonderlich heiß, der Rauch sehr zungenfreundlich. Die Pfeife braucht nicht
    übertrieben häufig neues Feuer und nach anderthalb Stunden ist sie durch. Die graue Asche
    ist von pudriger Art, der Tabak fast vollständig verbrannt. Die Pfeife ist trocken und der Filter
    nur leicht feucht. Die Raumluft ist kernig, wie seine Stärke, es riecht nach sowas wie
    verbranntem Früchtebrot.


    Pfeife 2

    Aus dem Glas strömt mir mittlerweile ein extremer Brandy-Geruch entgegen, gepaart
    mit einem Schuss Apfelsaft/-essig, also leicht stechend sauer. 3,7g des aufgelockerten
    Tabaks, der wieder eine halbe Stunde so trocknen durfte, passen in die Rattray’s GD 113,
    auch diese mittelgroße (9cm³) Straight Bent ist mit Meerschaumfilter bestückt.
    Wieder das Einknicken zum Beginn, danach legt er wieder vollmundig los. Zum Ende
    wird er sehr würzig und brennt sogar ein wenig kürzer als in der Bent. In der Asche waren
    diesmal mehr verkohlte Stücke, was ich auf den geringen Cake schiebe, viele Füllungen
    hat die Pfeife noch nicht gesehen. Ansonsten vergleichbar mit Pfeife 1.


    Pfeife 3

    Ich lerne scheinbar nix dazu und trockne den Tabak wieder nur eine halbe Stunde. Und das
    zum oFi-Test. Mals sehen, wie die kleine Bier-Billiard darauf reagiert. Mit 8,5cm³ ist
    sie gar nicht so klein, eher knapp mittel. Dafür gebe ich aber auch 4g Tabak, der Zug ist
    zufriedenstellend leicht. Nach dem Anzünden und dem scheinbar reproduzierbaren
    Nachlassen im Geschmack lasse ich den Pfeifenreiniger laufen und er stabilisiert sich.
    Dabei ist auffallen, dass der Rauch weniger süß, kantiger, saurer schmeckt. Jetzt kann ich
    auch den Pfeffer gut rausschmecken. Ab und zu brauch er den Pfeifenreiniger, die puderige
    Asche will an der Oberfläche gepflegt werden. Insgesamt braucht der Tabak eine halbe
    Stunde um sich zu setzen, eventuell muss man mehr auftrocknen und sorgfältiger stopfen.
    Aber nach der halben Stunde brennt er nochmals anderthalb bevor am Ende wirklich alles
    verbrannt ist und man Gefahr läuft, die feine Asche in den Mund zu ziehen. Die Pfeife ist
    trocken, der Pfeifenreiniger ist nach der Reinigung erstaunlich wenig verschmutzt.


    Pfeife 4

    Die Rattray’s GD 116, eine knapp mittlere Quarter Bent Dublin (8,5cm³) darf auch noch
    ran, wieder mit Filter. 3,9g Tabak passen rein, diesmal eine Stunde vorher getrocknet.
    Obwohl ich kräftig angedrückt habe, ist der Zug leicht. Aber wieder das Einknicken, nach
    20 Minuten ist er diesmal voll da. Dabei lässt die Fruchtigkeit nach und der Pfeffer spielt
    mit. Etwas länger aufgetrocknet scheint mir der Tabak jetzt was heißer zu brennen.
    Die Pfeife reicht etwas mehr als ein dreiviertel Stunde, Asche, Filter und Reinigung wie
    gehabt.


    Resümee

    Wer hätte das gedacht? Da kann mich ein TAK doch mal so richtig überzeugen. Eigentlich
    hatte ich eine Nicotin-Bombe erwartet, doch über die mittlere Stärke kommt er kaum heraus,
    höchstens beim filterlosen Rauchen ganz am Schluss, wenn der aufkonzentrierte Tabak
    verbrennt. Dann spürt man ihn schon etwas mehr. Dass er mir schon mal an den Magen gehen
    kann liegt wahrscheinlich eher am Kondensat, den hohen Temperaturen der letzten Tage und
    an einem leeren Magen vor dem Abendessen. Der Tabak schmeckt nach Fermentation und
    Pfeffer und das Einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er nicht zu komplex ist. Für
    mich ist es kein Allday, aber man kann ihn immer wieder einmal sehr schön in Ruhe genießen.
    Ständig geraucht würde er mir sicher zu langweilig werden. Aber er hat etwas Einzigartiges
    an sich, so einen Kompost-Geschmack, das hört sich fies an, ist es aber überhaupt nicht. In der
    Raumluft macht sich das vielleicht nicht so gut (meint meine Frau), aber geschmacklich super.

    Überrascht hat mich, dass er mir in der oFi-Pfeife am Besten geschmeckt hat und da wird er
    auch bleiben. Für mich ein naturreiner Klasse-Tabak im englischen Stil ohne Chemikalien-
    Schnickschnack. Kann ich allen empfehlen, die einen nicht zu komplexen, aber geradlinig
    kernigen Engländer ohne Latakia suchen. Nur mit dem Trocknungsgrad muss man was spielen…


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schult

    • Offizieller Beitrag

    Nochmal Mahlzeit,

    auch hier habe ich den Preis vergessen, der liegt wie bei Micha's Cake bei 17,50€ für 100g.

    Dafür kann man ihn gut mal bestellen. Die 25g-Probe kommt testfreundlich für 5,20€

    ins Haus.

    Gruß

    Thorsten