- Offizieller Beitrag
Micha’s Cake
Ein Tabak kommt selten allein, und so wurde der Black Gold von TAK begleitet von diesem Cake
hier. Erst hatte ich überlegt, in welche Kategorie er passen würde, mich aber schon dafür entschieden,
ihn als naturnah einzustufen, dazu später mehr. Ich hatte schon viel Gutes von dem Presskuchen
gelesen und musste ihn bei dieser Gelegenheit auch unbedingt einmal probieren.
Laut Tom Darasz setzt er sich folgendermaßen zusammen:
„Aus ausgesuchten, gerösteten Virginias und zwölf Jahre altem Rum entsteht durch die Pressung und
Reifung eine echte Tabak-Kunst. Die harzig-süße Note des Rums verbindet sich rund mit den reifen,
fein-zitronigen Aromen der Virginias. Ein Ausnahme-Cake feinster Navy-Tradition. Rund, weich und
nicht zu kräftig.“
Er selbst stuft ihn eher als naturnah ein, mit „leicht amerikanischer“ Ausrichtung. Mittelstark soll
er sein.
Tabakbild
Da auch dieser Tabak nicht vakuumiert ist, wandert er gleich ins Glas. Aus dem Gefäß schlägt mir
ein würzig-sanfter Geruch entgegen, begleitet von einer alkoholischen Rumnote mit Süßholz, im
Hintergrund der typische kräutige TAK-Geruch. Ich meine etwas Rauchigkeit feststellen zu können,
die aus einer kleinen Beimischung von Latakia kommen könnte, wie beim Mac Baren Plumcake oder
dem DTM The Malthouse. Vielleicht sind es auch die „gerösteten“ Virginias. Der Block/Riegel
ist in mittlerem Braun gehalten, nichts Helles oder Dunkles sticht hervor. Die Abmaße sind
43x45x12mm, also ähnlich dem Black Gold. Diesmal sind es wenigstens knapp 25g.
Ein Teil des Klötzchens lässt sich wieder „abbiegen“, insgesamt ist der Tabak wieder recht feucht
und schreit nach Trocknung. Wer nach der Beschreibung einen klebrigen Tabak erwartet, wird
positiv überrascht. Er fühlt sich feucht, aber nicht schmierig an, die Finger bleiben sauber beim
einfachen Zerbröseln Pfeifenfüllung.
Pfeife 1
Links hinten Pfeife 1: Design Berlin Dahlem 07; Vorne links Pfeife 4: Stanwell Jahrespfeife 1998;
Mitte Pfeife 3: Volker Bier Billiard; Rechts Pfeife 1: VAUEN Regent 45
Den Tabak habe ich eine Stunde trocknen lassen. Dadurch wird er nicht crisp, sondern kommt gerade mal
in einen verbaufähigen Zustand. In der Half Bent Classic VAUEN Regent 45 kommen in dem 10cm³ mittleren
Volumen ganze 4g bei sehr gutem Zug unter. Das Stopfen gelingt leicht, da der Tabak recht gut zerbröselt.
Vom Start weg ist der Tabak sehr mild, süß und mundfüllend, seine Aromatisierung bzw. die Zugabe von
Rum ist kaum wahrnehmbar. Er nimmt das Feuer gut an und hält sich auch am Glimmen.
Ein wenig nach der Startprozedur entwickelt er einen leicht bitteren Nachgeschmack, bleibt aber
sehr angenehm
drängt. Er muss häufig nachgestopft werden um seine Aromen bereitwillig in voller Fülle
wiederzugeben.
Nach rund zwanzig Minuten schmecke ich was, das mich an Zigarren denken lässt, so ein
dunkler Maduro-Stengel aus Mexiko. Den angesprochenen Latakia kann ich im Rauch nicht
ausmachen. Beim Malthouse war er mir aufgefallen. Wahrscheinlich sind es doch nur die gerösteten Tabake. Er brennt wirklich gut bei entsprechender Pflege. Die krautige TAK-Würze
kommt gar nicht durch. Das erste Mal geht er aber dann nach einer Stunde aus, wobei der
Tabak nach dem wiederanfeuern an Würze zulegt. Kurz vor Schluss nimmt die Stärke deutlich
zu, was vorher mittel war geht nun gut drüber. Die Aromen verschieben sich in Richtung Holz
und der Pfeifenkopf wird recht heiß. Dann ist nach einer Stunde und 25 Minuten schon Schluss,
es bleibt wenig hellgraue, fein-körnige Asche übrig, der verwendete Meerschaumfilter ist gut
feucht, leicht verfärbt, die Pfeife trocken und der Pfeifenreiniger gut verschmutzt.
Pfeife 2
Eine lange missachtete Design Berlin Dahlem 07 kommt jetzt zum Einsatz. Bei der Farbgebung
kein Wunder, dass sie ein Pipe Wall-Dasein fristet. Dabei raucht sie sich doch eigentlich sehr gut…
In die Quater Bent Brandy passen stolze 5,6g des wieder eine Stunde lang aufgetrockneten Tabaks.
Das Volumen ist auch mit 12cm³ ein größeres, dabei ist die Pfeife eher kompakt.
Mir fällt auf, dass er etwas schwerer zu trennen ist als der Black Gold, seine Flocken sind was
größer. Der Zug ist gut und es geht los. Der viele Rauch lässt den Rauchmelder durchdrehen,
leicht säuerlich, ganz leichte Rauchigkeit und alkoholische Fruchtigkeit stellt sich ein. Der
Tabak bäumt sich dieses Mal stärker auf beim Anzünden, und das gleich mehrmals. Auf den
Pfeifenkopf setzt sich ein ordentlicher Schmier nach einer Viertelstunde. Beim Abreiben geht
sie mir fast aus. Die große Tabakmenge führt zu mehr Kondensat, die Pfeife ist heißer und der
Rauch dampfiger, ein wenig süßlicher Tabaksaft schafft es durch den Filter. Die Zunge wird
maximal leicht gekitzelt. Nach über einer Stunde geht sie aus, ohne nach dem Wiederanzünden
irgendwelche Einbußen zu zeigen. Sie kühlt wieder ab, wird holzrauchig-süß. Auch diesmal
nimmt die Stärke zum Ende hin exponentiell zu. Nach über zwei Stunden ist Schluss und es ist
sogar noch Tabak in der Asche übrig. Der Filter ist wieder nass, der Pfeifenreiniger schmutzig.
Pfeife 3
Wenn bei einem (vermeintlichen) Aromaten meine Zunge geschont wird, kommt die
oFi-Volker Bier Billiard zum Einsatz. In das größere Volumen (11,5cm³) passen bei
gutem Zug 4,6g Tabak (wieder 1 Stunde getrocknet). Sie startet mit vollem Rauch, aber auch
mit einem bitteren Nachgeschmack. Nach 20 Minuten brennt sie nicht mehr so toll, es kommt
zur Kaminbildung, vielleicht ist sie zu weit. Ohne Filter kann ich die Latakia-Rauchigkeit
herausschmecken. Nach einer Stunde brennt er nach einem Umsortieren und Nachfeuern
wieder gleichmäßig, sehr angenehm und trocken. Zum Ende hin wird er wieder sehr stark und
muss häufiger nachgefeuert werden. Nach zwei Stunden bleibt noch ein Tabakrest, der allerdings
zu feucht ist um noch vernünftig zu brennen.
Pfeife 4
Um diesen Effekt zu verifizieren nehme ich eine noch größere Pfeife mit 13,5cm³. Damit passen
dann auch wieder 4,5g in die Stanwell Jahrespfeife 1998, die ich nicht ganz so voll mache, damit ich
mir nicht immer die Futtfinger an dem Metallring verbrenne. Der Zug ist trotz Meerschaumfilter
leicht. Die reichliche, fluffige Asche muss häufig geglättet werden. Nach einer dreiviertel Stunde
wird der Zug etwas fester, die Würze nimmt und der Rauch wird säuerlich. Die Kaminbildung kann
ich nicht reproduzieren, muss bis zum Ende nach gut einer Stunde und 50 Minuten einige Male
nachfeuern. In der Asche sind einige unverbrannte Stücke, der Tabak nass und leicht verfärbt.
Resümee
Nach dem Black Gold war ich gespannt auf diesen hochgelobten „Aromaten“. Die Tabakbasis und
der Kaltgeruch haben mich auch sehr gereizt. In der Hoffnung, einen ähnlich guten Tabak wie den
Salty Dogs von DTM zu entdecken, habe ihn mehrfach getestet …und für gut befunden. Mehr aber
auch nicht. Der Dan Pipe-Plug erscheint mir komplexer. Ich würde Mich’s Tabakkuchen prinzipiell
als mittelstark einstufen, doch legt er zum Ende hin sehr deutlich zu und führt bei mir schon zum
Karussel-Effekt. Man kann ihn sehr gut filterlos rauchen, die Zunge ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
Meine Empfehlung hat er, auch wenn er sich bei mir gegen die salzigen Hunde oder den Navy Flake
von Samuel Gawith (allerdings mit Latakia) nicht durchsetzen kann. Als Aromat würde ich ihn nicht
bezeichnen, dafür präsentiert er sich zu tabakrein. Der bittere Nachgeschmack hält sich in Grenzen
und rauchen würde ich ihn eher in größeren, nicht zu weiten Pfeifen. Die Raumluft ist unauffällig
holzig-süß.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld