Tabak aus Kiel - P-Cake

    • Offizieller Beitrag

    TabakAusKiel

    P-Cake

    Dieser Cake ist Dritter im Bunde dieser TAK-Bestell-Runde und schon sehr speziell. Ein auf
    Perique basierender Cake. Normalerweise wird in der einschlägigen Pfeifenliteratur bei Perique
    davon gesprochen, diesen Gewürztabak nur in geringen Anteilen zu einer Mixture zu geben, um
    den anderen Ingredienzien Raum zur Entfaltung zu lassen. Doch Tom Darasz greift in die Vollen:

    „Ein Cake bestehend aus 50% Perique, Virginias aus Afrika, Indien und den USA,
    abgerundet mit einem Hauch Cavendish(vorgeröstet).“

    Ein weiterer Grund ist da noch die Stärke dieses Tabaks, die den Nikotingehalt einer solchen
    Mischung wortwörtlich in schwindelerregende Höhen schießen lassen kann. Laut Tom ist
    der Cake mit 3,8 auf der mit 5 nach oben begrenzten TAK-Stärkeskala augenzwinkernd noch
    unter der Karussell-Stufe.
    Das es solche Zubereitungen nicht häufiger gibt, liegt wohl auch am Preis des schwarzen
    P-Zeugs, der die Kosten für das Endprodukt in die Höhe schnellen lässt. Somit ist auch der
    P-Cake mit 19,50€ die hundert Gramm zwei Taler teurer als seine zuvor reviewten Kollegen,
    was bei den sehr moderaten Preisen in Kiel nun wirklich zu verkraften ist. Aber schlussendlich
    muss man sich fragen, ob sich das Kraut lohnt.


    Tabakbild

    Wie bei den anderen Cakes habe ich mir zunächst die 25g-Probe bestellt. Ich betrachte die
    zugestellten 26g als ausgleichende Gerechtigkeit zum Black Gold😉. Die Größenbestimmung
    fällt etwas schwer, denn der dunkelbraune Riegel, dessen Farbe Richtung Edelzartbitter weist,
    ist der lockerste aus der Reihe und gibt man ihm Platz, fängt er an aufzuquellen und wird
    fransig wie ein Stück Spanplatte im Wasser.

    Dabei handelt es sich um 13mm dickes Material, dass aber auch aus OSB sein kann. Denn die
    Stücke sind teilweise groß und es entblättern sich große Flocken Perique. Die sind auch sehr
    feucht, ich trockne den Tabak jeweils rund zwei Stunden an der Luft bevor er in die Pfeife
    kommt.

    Dem geneigten Pfeifenfreund sticht ein Geruch aus dem Glas entgegen, der an alles Mögliche,
    nur nicht an Tabak denken lässt. Er ist sehr pflaumig mit alkoholischer Note, aus Erfahrung
    denke ich an einen Pflaumen-Rumtopf mit Extra-Portion Stroh Rum. Dazu noch eine
    ordentliche Portion Pfeffer und diese TAK-Kräutrigkeit, aber sehr in den Hintergrund
    gedrängt. Die langzeit-aufgetrocknete Pfeifenfüllung im aufgebröselten Zustand hat eine leichte

    Kräuternote auf Schokoladenbasis mit etwas Süßholz.


    Pfeife 1

    Links hinten Pfeife 2: Stanwell Jahrespfeife 1991; Rechts hinten Pfeife 4: Peterson Donegal Rocky 03;
    Mitte hinten Pfeife 1: Peterson Dublin A1; Vorne Pfeife 3: Oldenkott Patras 54

    Aus Respekt vor dem Perique-Gehalt, habe ich von vornherein nur kleinere und kleine Pfeifen
    herausgesucht. Die Meerschaumfilter-bewehrte Peterson Dublin A1 macht den Anfang.
    In die 6,5cm³-kleinere Brennkammer bringe ich in zwei Schritten 2,9g des Tabaks, der sich zwar
    erst oberflächlich trocken anfühlt, beim Anpressen aber wieder etwas klebrig wird. Die
    Finger riechen dann essigsauer nach dunklen Trockenfrüchten.

    Das Anfeuern gelingt trotz Feuchte, trotz großer Stücke erstaunlich leicht. Der Rauch ist pflaumig,
    kompostig, stark säuerlich. Man spürt das Nikotin im Nachgeschmack und im Rachen, der sich
    leicht zuzieht. Nach kurzer Zeit überzieht sich die Zunge mit Kompost und die fein-körnige helle
    Asche will gepflegt werden. Das muss ich häufig machen, nachfeuern nur ab und an. Gen Ende
    wird es schwierig ihn am Glimmen zu halten. Erstaunlicherweise steigert dieser Cake seine Stärke
    nicht im Finale, kommt für mich eh nicht über gut mittel hinaus. Leider ändert sich der Geschmack
    im Rauchverlauf auch nicht großartig, die Virginias haben kaum Gelegenheit, das Steuer auf ihre
    Seite zu ziehen, der Mischungsvermittler Cavendish schon gar nicht. Aber vielleicht ist es denen
    auch zu verdanken, dass dieser Cake überhaupt rauchbar ist. Allerdings merke ich ihn im Magen.

    Übrig bleibt nach rund einer Stunde und 20 Minuten eine helle, griesige Asche mit ein paar
    unverbrannten Strünken, die Pfeife ist nur leicht feucht, ganz unten am Boden. Der Filter ist
    erstaunlich wenig feucht und relativ sauber, was man vom Pfeifenreiniger nicht sagen kann.

    Pfeife 2

    Die Pfeife war nicht zu stark und so erhöhe ich die Tabakmenge mit einer etwas größeren
    Pfeife, aber immer noch mit kleinerem Volumen. In die 7,5cm³ der Stanwell Jahrespfeife
    1991 passen aber auch nur 2,9g. Dieses Quarter Bent Hörnchen ist ein wenig eigen und
    ich mache sie nicht zu voll, um mir nicht wieder die Finger an der Metallring-Applikation
    am Kopf zu verbrennen. Der Rauchverlauf ist aber sehr ähnlich, pflaumig-kompostig mit
    faulig-saurem Geschmack im Mund und Perique-Knoten im Hals. Allerdings bemerke
    ich eine deutlich pfeffrige Erdnote, wenn ich stärker an der Pfeife ziehe und sie ein wenig
    heißer werden lasse. Sie brennt eine halbe Stunde ohne Komplikationen bevor sie ohne
    Vorwarnung ausgeht. Das macht sie noch ein paar Male bis zum Schluss nach einer Stunde.
    Gleiche Menge, schnellerer Abbrand, da habe ich heißer und erdiger geraucht. Allerdings
    finde ich auch ein paar unverbrannte Stücke im hinteren Teil des Horns. Der Filter ist
    diesmal deutlich nasser, bleibt aber wenig verschmutzt. Genauso der Pfeifeneiniger, da
    hat wohl der Tabak-Dottle für gesorgt.


    Pfeife 3

    Die kleinste im Bunde ist eine filterlose Oldenkott Patras 54. Die kleine 6cm³-Kammer der
    Straight Dublin lässt sich mit 3,1g Tabak füllen, man muss nur wollen. Zu Beginn ist der
    Rauch wieder sehr sauer mit bitterem Geschmack im Nachgang, allerdings erdiger mit
    ordentlich Pfeffer. Innerhalb der ersten zehn Minuten muss ich nachstopfen, denn der Rauch
    wird dünn, dampfig und fad. Da der vorherig gute Zug nun etwas fest wird, geht bereits der

    Pfeifenreiniger auf Reisen, der feucht herauskommt die Situation aber nicht viel verbessern
    kann. Erst eine weitere Viertelstunde später beruhigt sie sich, brennt aber recht heiß, gibt aber
    sanften pfeffrig-erdigen Rauch ab. Liegt wohl an der starken Stopfung, auch die etwas höhere
    Stärke, die mich etwas schwummrig macht zum Ende hin.

    Sie brennt wieder eine Stunde und 20 Minuten, dies aber nicht kampflos, denn gegen den
    immer wieder aufkommenden Tabaksaft benötigt sie häufiger den Pfeifenreiniger, Nachstopfen
    und -feuern. Danach ist aber nur Asche übrig, die Pfeife ist trocken, aber der Pfeifenreiniger
    gut verschmutzt.


    Pfeife 4

    Als letztes gehe ich Full Bent an diesen Tabak ran, mit der Peterson Donegal Rocky 03, die
    wieder 2,9g in ihrer 6,5cm³-Brennkammer aufnimmt. Von Anfang an ist der Rauch voll,
    fruchtig säuerlich und ich merke den Druck auf den Magen. Wie immer wird er zwischendurch
    was dünner und heißer, aber ich habe generell das Gefühl, dass er in dieser Pfeife etwas
    schärfer (nicht auf der Zunge) und pfeffriger ist. Der parallel verkonsumierte doppelte Espresso
    heizt den Kreislauf zusätzlich an, ohne Umzuhauen. Zum Schluss nach einer Stunde und fünf
    Minuten bleibt nur feinkörnige Asche übrig, der Filter ist nass, leicht verfärbt und voller Asche.
    Die Pfeife ist aber trocken und der Pfeifenreiniger nur „normal“ verschmutzt.


    Resümee

    Der P-Cake ist eine Tabak-Spezialität, die es laut der „Gelehrten“ nicht geben dürfte/sollte.
    Mit einem übergroßen Anteil des Würztabaks Perique sollte man ihn gar nicht rauchen können.
    Doch man kann, habe ich festgestellt, und das ist der Komposition von Tom Darasz zu
    verdanken. Allerdings würde ich die Verkostung dieses Crumble Cakes nur hartgesottenen
    Perique-Jüngern empfehlen. Und ein überragendes Raucherlebnis darf man aus meiner Sicht
    auch nicht erwarten, dafür ist der Würztabak einfach zu dominant und der Verlauf zu
    eindimensional. Leider konnte ich die Schokoladennoten nicht aus dem Rauch erschmecken, es
    bleibt bei kompost-säuerlichen Erd- und Pfeffernoten, die mir in der kleineren Peterson Donegal
    am Besten geschmeckt haben. Wahrscheinlich lag das gute Raucherlebnis an der Full Bent-
    Form, die auf Grund des groben Schnittes vielleicht auch was größer ausfallen darf. Insgesamt
    ein sehr naturreines Vergnügen, das sehr mild zur Zunge ist. Damit hat es sich aber, die
    Raumluft ist nicht besonders attraktiv und wird von Außenstehenden sicherlich als streng
    empfunden. Als Alternative kann ich da ruhigen Gewissens den Black Gold empfehlen, der
    mit weniger Perique aber mehr Komplexibilität aufwartet. Bleibt also dieser eine übrig, der
    demnächst mit dem Motzek-Strang bestellt wird.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -