DTM - Ascanian No.2 - Castle Blend

    • Offizieller Beitrag

    DTM

    Ascanian No. 2 – Castle Blend


    …und wieder kommt ein mir nicht bekannter Perique-Blend in mein Rauchgehölz. Nachdem
    ich die DTM-Tabake auf Grund ihrer Naturtreue bzw. der geringen Zusatzstoff-Beimischung
    gelobt hatte, musste ich einfach diesen Va/Per testen. DTM sagt folgendes zum Kraut:

    „Ascanian No. 2 Castle Blend besteht aus Virginia aus Zambia und Mysore mit einem
    Nikotingehalt von ursprünglich etwa 3,5%, welcher durch lange Lagerung langsam abgebaut
    wurde. Dazu zwei Prisen besten Orients und 10% (!) Perique werden für 2 Tage mit 50 bar
    gepresst, danach in der Spindelpressung für drei Monate reifegelagert, geschnitten und verpackt.“

    Der Mysore ist von Natur aus leicht süß und etwas tomatig, finde ich. Allerdings hatte er mich
    gerne gezwickt. Dan Pipe gibt den Tabak mit knapp mittelstark an und verweist nochmals darauf,
    auf die Zugabe von Zusatzstoffen bei der Herstellung verzichtet zu haben.

    10% Perique, da hoffe ich auf ein ähnliches Erlebnis wie beim TAK Black Gold und das Bild
    auf der Dan Pipe-Homepage zeigt auch einen sehr finsteren Stoff, der es in sich haben könnte.


    Tabakbild

    Gleich von vorne weg, keine Ahnung was sie da fotografiert haben, vielleicht den Cavendish
    oder Engländer vom letzten Präsentations-Setup. Die 50g-Dose, die ich hier öffne, zeigt eine
    Mischung dunkelbrauner Tabakstreifen, Ready Rubbed ist er auf jeden Fall, für einen Broken
    Flake finde ich ihn zu fein und nach diesen „Tabak-Gittern“ sucht man vergeblich. Hier und da
    findet man auch noch ganze Flake-Ecken, die man vor dem Stopfen aufrubbeln sollte. In diesen
    Presswurststücken sieht der geneigte Kunde ein paar wenige hellere Stellen, die ins Mittelbraune
    bis hin ins leicht Rötliche gehen. Aber so schwatt wie im Shop sieht er nicht aus.

    Ascanian No.2 - Castle Blend im DanPipe-Shop

    Die ein bis zwei Millimeter breiten Streifen fühlen sich perfekt zum Rauchen an. Auftrocknen
    würde ich ihn nicht lassen, bröselt er so schon sehr gerne herum. Ich würde ihn als eher auf der
    trockenen Seite des Konditions-Spektrums sehen. Geruchsmäßig erinnert er an Zigarettentabak
    mit einer überlagernden fruchtigen Rosinennote.


    Pfeife 1

    Von links nach rechts: Pfeife 2: Rattray’s Distillery 105; Pfeife 4: Bentley Former’s Design Dark Relief 5-9.16;

    Pfeife 1: Rattray’s Watchtower; Pfeife 3: BB&S Londoner 5379

    Als erstes wird die Watchtower von Rattray’s startklar gemacht, die mit 10cm³-Volumen eine
    mittel-große Straight Freestyle ist. Natürlich wird sie bei mir mit dem Meerschaumfilter bewehrt.
    Ich packe 4g direkt als eine „Wurst“ in die Rauchkammer und der Zug ist gut. Unkompliziert,
    habe aber auch keine Flake-Stücke dabei gehabt. Der Tabak nimmt auf Grund seines Feuchtegehaltes
    die Flamme sehr willig an, bäumt sich ordentlich auf. Vom Start weg gibt er eine herbe Süße von
    sich, ich meine den Orient dafür verantwortlich machen zu können, der die süßen Virginias etwas
    würzt. Ich würde ihn als vollmundig bezeichnen, ohne aufdringlich zu sein. Der Nachgeschmack ist
    tabakecht. Er geht gleich etwas in die Knie, das lässt sich aber durch Nachstopfen regulieren.

    Insgesamt ein sehr natürlicher Tabakgeschmack, der sich etwas in der Hitze verliert. Wieder kühl
    geschmaucht zeigt er wieder seine feinen Aromen. Nach einer viertel Stunde fängt er etwas zu
    blubbern an und wird herber. Er kratzt jetzt auch etwas die Zungenspitze, ganz so wie ich es vom
    Mysore kenne. Eine weitere Viertelstunde kühlt der Pfeifenkopf merklich runter und der Rauch
    wird erdiger und pfeffriger. Nach eine Stunde muss ich häufiger mal Nachstopfen und -feuern,
    bleibt alles aber im Rahmen. So brennt die Pfeife noch ca. 40 Minuten weiter, am Ende bleibt feine
    hellgraue Asche mit einem ordentlichen Anteil an verkohlten Strunken über. Ich werde versuchen,
    den Tabak bei den nächsten Testpipes besser vorzubereiten. Dieses Testholz ist jedenfalls trocken,
    der Filter normal feucht und nur leicht verfärbt. Der Pfeifenreiniger kommt aber ordentlich versifft
    aus dem Pfeifenkanal zurück.


    Pfeife 2

    Die Rattray’s Distillery ist eine kleine Bulldog, die in ihren 7cm³ 3,1g Tabak aufnimmt,
    den ich diesmal besser präpariere und in drei Portionen einbringe, plus ein wenig Kleinkram
    obendrauf. Davon gibt es schließlich reichlich im Glas. Der Start ist wie gehabt, auch der
    Swing hin zum Herben. Allerdings kann ich gleich einen gewissen Kaminbrand ausmachen,
    dem es entgegenzuwirken gilt. Nach einer Stunde geht das Spiel mit dem Nachfeuern los,
    dafür entschädigt er mit einer smoothen, herben Süße mit ordentlich Pfeffer. Mittlere Stärke
    passt für mich. Ganz am Ende setzt er noch eine Spitze und wird sehr heiß und pfeffrig.
    Nach anderthalb Stunden bleiben diesmal wenige unverbrannte Stücke übrig, die Asche ist
    bis an den Filter vorgedrungen, der diesmal feuchter, aber ähnlich verfärbt ist. Aber der
    Kopf ist trocken, der Pfeifenreiniger normal verschmutzt.


    Pfeife 3

    Wie in den meisten Fällen wird auch dieser Tabak einmal ohne Filter getestet und die
    mittelgroße VaPe-BB&S Londoner kommt mit ihren 9,5cm³ zum Einsatz. Den Tabak bringe
    ich diesmal in zwei Portionen ein, der Zug ist sehr leicht, trotz den 4,2g Rauchkraut.

    Beim Anzünden tentakelt er ganz schön rum und will mit dem Stopfer gebändigt werden.
    Vom Fleck weg kommt es viel Zigaretten-ähnlicher aus dem Mundstück als mit Filter.
    Nicht uninteressant, aber deutlich schärfer. Die Süße ist jetzt nicht herb, eher scharf und
    hinterlässt einen wachsartigen Nachgeschmack. Die Zunge wird an der Spitze und an den
    Flanken gereizt. In dieser Pfeife will er auch nach einer Viertelstunde nicht mehr so richtig,
    muss nachgestopft,-gefeuert werden und der Pfeifenreiniger geht auf Reisen. Rauche ich ihn
    mit einer höheren Kadenz wird er heißer, bleibt aber an. Der Geschmack ist so auch sehr
    intensiv, wird nach vierzig Minuten sogar recht streng, bleibt aber mittelstark.
    Dann wechselt er aber nach einer Stunde wieder sein Gesicht und wird smoother mit
    süßlichen Holzanklängen, Richtung Zeder mit ordentlich Pfeffer. Ich muss noch einige Male
    Feuerzeug, Stopfer und Pfeifenreiniger bemühen bis er nach 2:20h aufgibt. In der Asche wäre
    sogar noch was feuchter Tabak für weitere Rauchdauer gewesen, die Pfeife ist furztrocken,
    der Pfeifenreiniger normal verschmutzt.


    Pfeife 4

    Die jüngst akquirierte Bentley Former’s Design Dark Relief soll mal direkt merken, wohin
    der Hase läuft und kriegt in ihr gut mittleres Volumen von 10,5cm³ eine Ladung Castle Blend
    verpasst. Diese fällt mit 4,3g in drei Portionen auch üppig aus.
    Was soll’s, alles was der Meerschaumfilter mitmacht!

    Es stellt sich sofort eine leicht süße Kornigkeit ein, nicht ohne Strenge. Diese feine Würze lässt
    mich über den zuletzt in der Pipe verschmauchten Tabak nachdenken. Nach kurzer Zeit sortiere
    ich die Asche obenauf etwas und das Feuer erlischt. Nach dem Wiederanzünden ist die Glut
    sehr heiß, der Geschmack scharf, wird dann dünn und dampfig. Es dauert schon eine halbe
    Stunde, bis ich ihn auf der Zunge spüre. Trotz des Filters schaffen es ein paar Tropfen
    Kondensat durch den Filter ins Mundstück. Nach einer Dreiviertelstunde hören diese Zicken
    erst auf und er brennt wieder kühl und konstant und es dauert nochmal so lange bis er stark
    würzig wird. Insgesamt brennt er auch nur eine Stunde und 40 Minuten ist der Spaß vorbei.
    Die graue Asche ist wieder mit unverbrannten Stücken durchsetzt, aber nicht so viele wie
    beim Testholz 1. Alles andere ist wie gehabt.


    Resümee

    Den Blend würde ich tatsächlich als sehr natürlich bezeichnen. Die verwendeten Tabake sind
    hochwertig, was man bei einem Preis von 12,75€ für 50g aber auch erwarten kann. Störend finde
    ich nicht die vorhandenen Flake-Stücke, aber ich hatte einige Tabakrippen in meiner Dose,
    die so hart waren, dass man sie sich in die Hand pieken könnte.

    Seine zeitweise Zickigkeit fand ich etwas nervig, wobei mir der Wechsel im letzten Drittel gut
    gefallen hat. Das macht ihn interessanter, denn ansonsten war es ein ganz guter Tabak, den selbst
    Veganer rauchen können (sofern keine Tabaklaus drin ist) mit wenig Schwächen im Geschmack,
    aber auch kein Highlight, der den Finger auf die „Mehr haben wollen“-Taste drücken lässt. Die
    Raumluft, die der Ascanian No.2 – Castle Blend von DTM hinterlässt, ist auch eher unauffällig,
    meiner Frau stinkt das alles, ich empfinde sie als süßlicher Zigarettengeruch. Am Besten hat er
    mir in der Watchtower geschmeckt, selbst, wenn nicht alles verbrannt ist und der Holm
    anschließend versifft war. Kann aber auch am Vorbewohner gelegen haben. Die Distillery folgte
    dicht dahinter. Ohne Filter konnte ich nicht viel mit ihm anfangen. Ich bleibe bei DTM lieber
    beim St. Bernard und wenn es was aromatisiertes sein darf, bei den Salty Dogs.

    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -