- Offizieller Beitrag
Auslese N° 4
Unlängst hat Hans Wiedemann eine Reihe aromatisierter Tabake auf den Markt gebracht,
die Latakia enthalten. Bei den „schottischen“ HU-Mischungen bin ich mir sicher, dass der Anteil des geräucherten Krautes nicht allzu gering ausgefallen ist. Leider hatte ich
noch nicht die Gelegenheit, diese neuen Kreationen zu testen, bin aber auch immer
etwas vorsichtig, wenn es zum einen um Latakia geht, des Weiteren auch noch eine
Aromatisierung enthalten ist.
Bei der Suche nach Mischungen der letzteren Kategorie bin ich bei Pfeifen Huber allerdings
über dieses Kraut gestolpert. Aus dem Hause Kohlhase & Kopp kommt es daher mit
Black Cavendish, Virginia, Burley und Latakia, was jetzt nichts Außergewöhnliches darstellt
und auf eine 08/15-Tankenmischung schließen lassen könnte. Was mich dann doch den
"Buy-Click“-Finger betätigen ließ, war die leichte Aromatisierung (2 von 5) mit Honig und Vanille.
Ich dachte mir, mit Vanille besänftige ich die Hausherrin und kann trotzdem das Räucherkraut
genießen, begleitet von einer süßen Note. Die Dose hing nur kurz für vier Monate hier ab, bevor
ich den Deckel aufgehebelt habe.
Tabakbild
Pfeifen Huber hat den Tabak als Loose Cut bezeichnet. Je nach Sichtweise kann man das so
bestätigen. Jedenfalls ist es eine kunterbunte Mischung aus sandfarbenen, schwarzen und in
allen Brauntönen daherkommenden Blättern. Die bräunlichen sind teils recht groß, was bei mir
gewisse Befürchtungen für das Stopfen aufkommen lässt.
Der schwarze Anteil ist zwar groß, aber ich vermute, dass es zumeist Black Cavendish ist, denn
aus der Dose riecht es nicht nach „Port Latakia“, sondern typisch dänisch. Wer wie ich auf einen
Vanille-Kick á la „Black Luxury“ oder „SVH“ hofft, muss woanders schnuffeln gehen. Ich kann weder
Honig noch Vanille ausmachen. Für mich ist es wie gesagt das typische Dänen-Casing.
Der Tabak ist nur wenig klebrig, nicht zu nass, perfekt konditioniert zum Einbringen in die Pfeife.
Ab in die Pfeife…
Links Pfeife 4: Peterson Donegal Rocky X105-3; Rechts Pfeife 3: Peterson Sherlock Holmes Deerstalker Rustic
Oben Pfeife 2: Oldenkott Rubin 312; Unten Pfeife 1 VAUEN Francesco 4983
Da an mich herangetragen wurde, die KollegInnen hier nicht mit zu vielen Einzelheiten zu langweilen, habe ich mich entschlossen, zukünftig die einzelnen Rauchvorgänge zusammen
zu fassen. Dabei liegt die Schwierigkeit darin, keine Details unter den Tisch fallen zu lassen
und die fünf Din A5-Seiten auf den Punkt zu bringen. Mal sehen, ob mir dies gelingt…
Meine Befürchtung, der Tabak könnte beim Stopfen Probleme bereiten, erfüllt sich nicht.
Klar, da sind schon mal ein paar härtere Blattstiele dabei, deren Anzahl ist aber gering.
Insgesamt heißt es: Stopfen und Feuer frei.
Nummer | 1 | 2 | 3 | 4 |
Marke | VAUEN | Oldenkott | Peterson | Peterson |
Bezeichnung | Francesco 4983 | Rubin 312 | Sherlock Holmes Deerstalker Rustic | Donegal Rocky X105-3 |
Typ | Straight Poker (?) | Straight Rhodesian | Quarter Bent Rhodesian | Straight Billiard |
Volumen | 8 cm³ | 11,5 cm³ | 12 cm³ | 12 cm³ |
Knapp mittleres | Größeres | Größeres | Größeres | |
Durchmesser | 19 mm | 21 mm | 21 mm | 19 mm |
Filter | 9 mm Meerschaum | Ohne | 9 mm Meerschaum | 9 mm Meerschaum |
Tabakmenge | 3,2 g | 3,8 g | 4,3 g | 3,5 g |
Packmethode | Drittel | Drittel | Drittel | Drittel, locker |
Nachfeuern | 0 | 3 | 2 | 1 |
Abbrand | OK | OK | OK | OK |
Pfeifenkopf | Teils sehr heiß | Teils heißer | Teils heißer | Teils heißer |
Glimmdauer | 1 h 23 min | 1 h 35 min | 1 h 24 min | 1 h 5 min |
~26 min/g | ~25 min/g | ~20 min/g | ~19 min/g | |
Kondensat | Normal | Normal | Etwas mehr | Normal |
Reinigung | OK | OK | OK | OK |
Der Tabak legt in jeder Pfeife schön würzig los, die Süße begleitet einen leichten
Latakia-Rauch nur beiläufig.
nicht wirklich, eher eine Abrundung des Rauches, der eine gewisse Schärfe mit sich bringt.
Bei jeder Pfeife bricht er nach kurzer Zeit ein, der Latakia tritt zurück und es wird heißer
und schärfer. Kein Kandidat für längerfristigen Zungenbrand, aber reproduzierbar. In den
kleineren Pfeifen braucht er auch über eine halbe Stunde um wieder in die Spur zu kommen, wobei er auf dem Weg etwas Mandel-artig glykolisch werden kann. Die letzte halbe Stunde
legt der Latakia nochmal los und belohnt für etwaige Strapazen auf dem Weg hierher.
Die Kondensatbildung hält sich in Grenzen, keine Gefahr einen gurgelnden Rotze-Kocher
zu erzeugen. Aber wer das will, schafft das bestimmt…
Nachfeuern musste ich nicht allzu häufig, der „Lose Schnitt“ in stark unterschiedlicher
Blattgröße brennt erfreulich genügsam vor sich hin. Am Ende bleibt auch nur sehr feine,
hellgraue Asche übrig.
Die Reinigung fördert keinen überdurchschnittlich verschmutzten Pfeifenreiniger zu
Tage. Der Geruch im
Aber nicht der typisch strenge Latakia ist ausschlaggebend, es ist ein Misch-Masch aus
Süße, leichte Fäule würde ich sagen, und Rauchigkeit. Nicht dieser Geruch nach
Schwarzwälder Räucherkammer mit Weihrauch-Essenz.
Resümee
Die Auslese N° 4 von Pfeifen Huber ist eine eher leichte, englische Mischung. Sie geben
die Stärke mit 2 von 5 an, ich kann ihn definitiv unter mittlerer Stärke einordnen. Ich habe
ihn jetzt einige Male geraucht und festgestellt, dass er sich in den kleineren Köpfen und (zu)
fest gestopft recht zickig anstellt. Er ist in großen Köpfen daheim, da nimmt er ein wenig
mehr Pressung auch nicht übel. Doch darin brennt er einfach besser und reizt die Zunge
weniger. Da mir der Raumduft nicht sonderlich gefällt, nehme ich ihn in der Peterson
Sherlock Holmes Deerstalker mit auf die Spazierrunde. Dabei ist er ein vergnüglicher Begleiter,
der schön leicht ist und nicht sonderlich belastet. Allerdings brennt er an der frischen Luft
wesentlich flotter, da heißt es auf den Pfeifenkopf aufzupassen, der sehr heiß werden kann.
Die große Füllung ist dann schon in unter einer Stunde verglüht.
Mit 18,10€ für eine 100g Dose kann man sich eigentlich nicht beschweren, aber…
wenn ich Latakia rauchen möchte, darf es auch Latakia sein. Entweder greife ich da zum
Port Latakia von HU, oder, wenn was Leichtes, zum English Breakfast von HU. Der kommt
in der Mega-Triebtäter-500g-Packung gerade mal auf 15,nochwas die 100g und kommt
wesentlich natürlicher rüber. Mag man es eher leicht und nussig, möchte ich den 7 Reserve
von Rattray’s ans Herz legen.
Bei einem aromatisierten Latakia-Tabak stelle ich mir eher sowas wie die Squire’s Mixture
von Petersen & Sørensen vor, die schon recht markant ist. Oder vielleicht demnächst Hans
neue schottischen Blends, wer weiß. Aber ein Fehlkauf, der unrauchbar oder zu langweilig ist,
war dieser Tabak hier nicht.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld