Amphora - Burley (Blend)

    • Offizieller Beitrag

    Amphora

    Burley (Blend)


    In letzter Zeit habe ich hier häufiger gelesen, dass Einige großen Spaß am Amphora
    Kentucky zu haben scheinen. Nun, Kentucky ist nun nicht wirklich meines, bin aber
    bei meiner Bestellung bei TAK über den Amphora Burley gestolpert und da
    ich Burleys sehr interessant finde, wanderte er in den Warenkorb.

    Amphora ist eine als uralte Tabakmarke zu bezeichnen, die ursprünglich in den
    Niederlanden von Douwe Egberts ersonnen und produziert wurde. Die Firma, die
    viele mit Kaffee und Tee in Verbindung bringen, aber auch viele Drehtabake herstellt,
    hat sich in den späten 90er-Jahren mal flux von den Lungen-schädigenden Stoffen
    befreit und sich auf die Magen-schädigenden konzentriert. Da sagt keiner was.
    Die Marken wurden überall hin verteilt, die Amphora Tabake, deren Alter ich zwar
    nicht ausmachen konnte, aber auf mindestens 75 Jahre schätze, gingen an Imperial
    Tobacco, ihre deutsche Tochter Reemtsma übernahm die Drehtabake und Zigaretten.
    Allerdings macht man mit Pfeifentabak nicht unbedingt ein Vermögen und kickt damit
    nicht gerade die eigenen Aktien, und so gingen die Amphoren weiter an Leute, die
    wirklich noch die Fahne des Pfeifenrauches in den Wind halten, die STG, genauer an
    MacBaren. Deren Masterblender Per Jensen nahm sich derer an und unterzog dem
    Tabak beim Verpressen einer türkischen Dampfbad-Kur, quasi ein Speed Aging,
    was ihn runder und weicher machen soll. Anschließend wird er zu Flakes geschnitten
    und locker zerteilt und ab in das Pouch damit. Ich habe die Tabake aus diesem Grund
    immer ein wenig als Tankstellen-Stoff abgetan, denn es gibt ihn auch nicht in der Dose,
    auch nicht in 100g.

    Tabakbild

    Der Tabak kommt mir direkt aus dem Pouch sehr trocken vor und so fülle ich ihn in ein
    Glas um. Ob das immer so ist, oder der Tabak schon zu lange auf dem Regal rumdöste,
    weiß ich natürlich nicht. Das Hygrometer zeigt sich auch „not amused“ und ein Humidrol
    soll es richten. Nach zwei Monaten im Glas hat die Luft eine relative Feuchtigkeit von
    78% und die Fasern fühlen sich ledrig an. Der Geruch aus dem Glas ist einfach nur lecker,
    wie Zartbitterschokolade mit leichter Vanillenote. Mir scheint er etwas gecased zu sein,
    von einer Aromatisierung möchte ich nicht reden.

    Auch farblich erinnert er an genannte Schokolade, aber eher die 70 als die 85%-Variante.
    hier und da ist er etwas heller. Ich vermute, eine Beimischung von Virginia ist dafür
    verantwortlich. Teilweise gibt es längere Stücke eines Flakes, wie Teile des Marlin von
    Rattray’s. Ich kategorisiere ihn definitiv als Broken Flake ein, Ready Rubbed geht anders.


    Ab in die Pfeife…

    Vordergrund Pfeife 3: Volker Bier Billiard; Mitte Pfeife 2: Aldo Morelli Magritte
    Hinten Pfeife 1: Peterson Army Rustic 107

    Da die Stücke (siehe Bild) zum Teil schon recht groß sind, muss ich den Tabak für jede Pfeife
    etwas aufreiben um ihn vernünftig einbringen zu können. Dabei versuche ich verschiedene
    „Mahlgrade“, die den Rauchverlauf allerdings wenig verändern.

    Vom Start weg ist der Zug erfreulich leicht und wer jetzt eine volle Ladung kakaohaltiger
    Fettsüßspeise erwartet, wird überrascht: der Rauch ist sehr erdig mit Kakao, nicht süß, eher
    „trocken“ mit hölzernen Tönen. Assoziationen zu der einen oder anderen Zigarre kommen auf.
    Im Rauchverlauf wird er linear strenger, ohne bitter zu werden.
    Er schreit nach dem Stopfer, heißt, er will sehr regelmäßig oberflächlich geglättet werden.
    Dann brennt er aber auch selten gut, man spart sich das Zündholz oder Gas (ist ja momentan
    eh ratsam, bleibt mehr Kohle für Tabak und Pfeife). Zum Ende hin wird er schon arg streng,
    erinnert mich an den HH Burley Flake von MacBaren oder den Silver Flake von Solani, der
    gen Ende schonmal einen verkniffenen Ausdruck auf das Gesicht zaubern kann.

    Nummer

    1

    2

    3

    Marke

    Peterson

    Aldo Morelli

    Volker Bier

    Bezeichnung

    Army Rustic 107

    Magritte 448 153

    Billiard, klein

    Typ

    Army Billiard

    Half Bent Classic

    Straight Billiard

    Volumen

    10 cm³

    10,5 cm³

    8,5 cm³

    Mittleres

    Gut mittleres

    Knapp mittleres

    Durchmesser

    20 mm

    19 mm

    20 mm

    Filter

    9 mm Meerschaum

    9 mm Meerschaum

    ohne

    Tabakmenge

    4,0 g

    4,6 g

    3,7 g

    Packmethode

    Aufgerubbelt in Dritteln

    Aufgerubbelt in einem Paket

    Sehr fein aufgerubbelt in vier Portionen

    Nachfeuern

    1

    2

    4

    Abbrand

    Sehr gut

    Sehr gut

    Gut

    Pfeifenkopf

    Nie zu heiß

    Manchmal heiß

    Nie zu heiß

    Glimmdauer

    1h 24 min

    1 h 46 min

    1 h 26 min

    ~ 21 min/g

    ~ 23 min/g

    ~ 23 min/g

    Kondensat

    Wenig

    Wenig

    Etwas mehr

    Reinigung

    OK

    OK

    OK

    Das gute Brandverhalten resultiert allerdings in eine etwas kürzere Rauchdauer. Das stört mich
    nicht, ist man nach einer Pfeife Amphora Burley durch und durch als Pfeifenraucher
    befriedigt und auf Grund der Strenge ist es dann auch genug.
    Die feine, dunkelgraue Asche weist dann auch nur sehr wenige kleine Kohlekrümel auf.


    Der Filter ist nicht über Gebühr feucht, wie der Pfeifenkopf, und leicht braun verfärbt. Der
    Pfeifenreiniger lässt nicht den Anschein zu, hier einen Schmuddeltabak verraucht zu habe.
    Sehr interessant ist die Tatsache, dass er filterlos verraucht ein anderes Gesicht zeigt. Da bleiben
    die Kakao-/Schokoladenoten sehr im Hintergrund und er präsentiert sich sehr erdig, fast sandig.
    Die Zunge wird dann aber auch deutlicher gereizt als bei der Verwendung eines Filters. Dann
    kann er auch etwas scharf werden. Für mich als MiFi-Raucher ist er aber trotzdem gut rauchbar.
    Allerdings verstopfte sich bei mir kurz der Rauchkanal durch aufquellenden Tabak, was sich durch
    den einmaligen (!) Einsatz eines Pfeifenreinigers beheben ließ. Gegen Ende wird er filterlos
    holzig-erdig wobei auch hier die Kondensatentwicklung gering ist. Die letzten Minuten sind
    sogar schokoladiger und die Strenge geht zurück.
    Die Raumluft würde ich als erdig, süßlich und „dunkel“ beschreiben, Ein Geruch, der nicht
    sonderlich stört, außer man ist Tabakgegner. Den geneigten Pfeifenraucher wird er begeistern
    können. Ein Wanülle-Liebeskrieger ist er aber ganz und gar nicht, auch im Raum bleibt er kernig.


    Resümee

    Man wird sich doch wohl mal irren dürfen…Das hier ist alles andere als eine
    Tanken-Mischung, das ist allerfeinste Burley-Ware, die jedem gefallen kann.
    Beißt nicht in die Zunge, sondern ins Hirn. Für mich ein toller Burley, den ich auch
    filterlos empfehle, auch wenn ich da nicht so kompatibel bin. Allein seine Neigung,
    meine Bronchien nach erfolgreichem Rauchopfer in Beschlag zu nehmen, kreide ich
    ihm an. Für mich kein Tabak, den ich ständig rauchen kann, aber immer wieder eine
    gute Alternative zum Nyala von HU, der nicht die erdige Seite der Burleys zeigt, sondern
    die süßere, schokoladigere. Klar, der Nyala ist auch komplexer und im letzten Drittel längst
    nicht so streng. Aber der hier hat einfach was. Ich würde mittelgroße Pfeifen empfehlen
    mit einem guten Durchmesser, da kann er sich gut entwickeln. Brennen tut er erstaunlicher-
    weise sehr gut, trotz seines groben Auftretens. Von der Stärke her ist er gut mittel, ich hatte
    nie das Gefühl von Schmetterlingen im Kopf oder Magen, trotz „sättigender“ Wirkung.
    Einen Wermutstropfen habe ich aber noch, den Pouch. Darin wird er wie oben geschrieben
    dann doch trocken und zum Einlagern so ungeeignet. Dabei würde ich zu gerne wissen,
    wie er so nach ein paar Jahren ist. Dieses Problem sollte aber keines darstellen, ein paar der
    unsäglichen Tüten für derzeit 10,20€ gekauft (gleiche Preisklasse wie der Nyala, nur halt
    ohne Dose) und ab damit ins Bügelglas.

    Interessant dabei auch, dass er in den Staaten meist wesentlich günstiger angeboten wird,
    dort scheint man auch eine gewisse Abneigung gegenüber der Folienverpackung zu
    haben…


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld

    • Offizieller Beitrag

    p.s. die Zweite - Ich glaube, jetzt hab ich's. In Deutschland steht nur "BURLEY" auf

    der Packung - international scheint er - so wie auf der MacBaren-Seite - "BURLEY BLEND"

    zu heißen. Auf smockingpipes.com ist es jedenfalls auch so. Ich belasse es mal mit dem

    "BLEND" in Klammern...

    Gruß

    Thorsten