Amphora - Virginia (Blend)

    • Offizieller Beitrag

    Amphora

    Virginia (Blend)


    Nachdem ich den Amphora Burley probiert und für sehr gut befunden habe, war die
    Virginia-Variante der Serie an der Reihe. Auch hier hat das Mac Baren Mastermind
    Per Jensen seine Finger im Spiel gehabt und den Tabak beim Pressen mit Heißdampf
    „beschleunigt“. Wie es der Name suggeriert, soll bei diesem Blend nur Virginia-Blattgut
    verwendet worden sein. Der Tabak wird in Deutschland nur im 50g-Pouch vertrieben,
    wie seine Kumpanen „Burley“ und „Kentucky“. Finde ich wie gesagt schade, aber nicht
    weiter schlimm. Warum er woanders „Blend genannt wird, erschließt sich mir nicht,
    Vielleich brauchen die Amis das…

    Tabakbild

    Leider war der Inhalt dieses Pouches auch recht trocken für meinen Geschmack. Daher
    habe ich ihm der gleichen Prozedur wie seinem erdigen Bruder unterzogen und die
    relative Luftfeuchte über dem Tabak im Glas auf 76% gebracht. Ob das immer so ist,
    kann ich noch nicht sagen, bei der künftigen Lieferung des Burley und Kentucky werde
    ich mich dazu melden.
    Nun ist der Tabak schön geschmeidig, seine Farbe ist der des Burley recht ähnlich,
    mir scheinen die Brauntöne sogar etwas dunkler.

    Allerdings sind die einzelnen Fasern feiner, man hätte nicht den Eindruck es mit einem
    Broken Flake zu tun zu haben, wenn nicht hier und da größere Stückchen eines Flakes
    auftauchen würden. Der Burley fühlte sich so fester und speckiger an.
    Der Geruch aus dem Glas ist heuig-feucht, grasig mit einer ganz leichten Süße, die von
    einem Casing herrühren dürfte.


    Ab in die Pfeife…

    Links Pfeife 3: Holmer Knudsen Albion; Mitte Pfeife 1: Stanwell Royal Guard 87; Rechts Pfeife 2: Peterson Army Rustic 107

    Auf Grund der feineren Tabakfasern bieten sich mehrere Möglichkeiten der Packung der
    Testpfeifen an, die ich nacheinander durchprobiere. Ich kann gleich schon mal vermelden,
    dass der Tabak völlig unkompliziert in der Handhabung ist. Egal wie er aufbereitet und
    eingebracht wurde, der Zug war immer leicht.

    Nummer

    1

    2

    3

    Marke

    Stanwell

    Peterson

    Holmer Knudsen

    Bezeichnung

    Royal Guard 87

    System Standard 312

    Albion

    Typ

    Apple Straight

    Full Bent Classic

    Full Bent Classic

    Volumen

    9,5 cm³

    8,5 cm³

    8,0 cm³

    Mittleres

    Knapp mittleres

    Knapp mittleres

    Durchmesser

    19 mm

    18 mm

    19 mm

    Filter

    9 mm Meerschaum

    9 mm Meerschaum

    Ohne

    Tabakmenge

    4,2 g

    3,9 g

    4,0 g

    Packmethode

    Paket mit Krümel

    Voll aufgerubbelt in Dritteln

    In drei Teilen

    Nachfeuern

    1

    2

    2

    Abbrand

    Neigt etwas zum Kaminbrand

    OK

    Neigt sehr zum Kaminbrand

    Pfeifenkopf

    Teilweise heiß

    Teilweise sehr heiß

    Teilweise heiß

    Glimmdauer

    1 h 38 min

    1 h 39 min

    1 h 44 min

    ~ 23 min/g

    ~ 25 min/g

    ~ 26 min/g

    Kondensat

    0

    Etwas

    Etwas

    Reinigung

    Versifft

    Versifft

    Versifft

    Beim Anzünden war ich etwas überrascht davon, dass er sich nicht stärker aufbäumt. So fällt
    das Anzünden erfreulich einfach aus. Anders als erwartet verläuft auch die
    Geschmacksentwicklung: Er ist heuig-süß, aber auch dunkel und voll. In Ansetzen erinnert er
    an den Burley, vielleicht liegt es am ähnlichen Casing oder der Heißdampf-Behandlung.
    Teilweise meine ich auch eine stark unterdrückte Erdigkeit schmecken zu können. Brotig mit
    einem leicht metallischen Nachgeschmack, würde ich sagen. Dazu kommt später etwas Schärfe
    hinzu, die allerdings kaum die Zunge angreift.
    Zitrus-grasise, helle Noten gehen im vollends ab, er erinnert mich eher an den Skipper Flake
    von DTM, weich und ohne Ecken. Er ist dafür nicht so stark. Im weiteren Rauchverlauf wird
    er angenehm würziger ohne auf der Zunge zu brennen, die hintergründige Erdigkeit ist nicht
    mehr wahrnehmbar. Er neigte bei allen Packarten und Pfeifen zur „Kaminbildung“, d.h. er
    brannte in der Mitte des Kopfes gut, die äußeren Fasern an der Wandung zeigten sich deutlich
    resistenter. Dabei braucht er nicht so viel Nachstopf-Pflege wie der Burley. Seine Neigung, den
    Pfeifenkopf teilweise recht aufzuheizen, quittiert er keinesfalls mit Schärfe, er bleibt mild
    und verändert seinen Geschmack kaum.
    Gen Ende wird er erst etwas „fruchtig“ um dann kurz vor dem Finale ins Holzige umzuschlagen.
    Diese wird von einer Strenge begleitet, die an die vom Burley aber nicht heranreicht.

    Eine großartige Kondensatentwicklung kann ich nicht feststellen, der Pfeifenkopf sieht trocken aus,
    der Filter wird zwar leicht verfärbt, ist aber ziemlich trocken. Die Asche ist fein und mittelgrau,
    darin befinden sich nur wenig Krümel. Je vorsichtiger und länger der Rauchvorgang ist, umso mehr
    Kondensat taucht zwar auf, bleibt aber alles im tolerierbaren Bereich. Etwas negativ fiel allerdings
    die Neigung auf, die Pfeife nachhaltig zu versiffen. Der Pfeifenreiniger war bei allen Pfeifen nach
    dem Putzen ganz schön schmuddelig schwarz.

    Filterlos ändert sich der Geschmack nicht sonderlich, wobei ich den Eindruck habe, dass so feinere
    Nuancen geschluckt oder überdeckt werden. Leider nicht so überraschend wie beim Burley.

    Resümee

    Für ebenfalls 10,20€ bekommt man einen Pouch feinsten Virginia-Tabaks, der sich nicht
    hinter den dunklen Vertreter dieser Art aus britischen Gefilden verstecken muss. Seine
    milde und aufgeregte Art macht ihn zu einem gemütlichen, alltäglichen Begleiter für
    Anhänger dieser Tabakart. Für mich ist dieser Umstand aber auch ein, wenn auch kleines,
    Hindernis, denn mir geht etwas Spritzigkeit ab. Ich würde mir mehr Virginia-Spitzen
    wünschen, zu irgendeinem Zeitpunkt des Rauchverlaufs. Doch er bleibt sehr stoisch auf
    seinem Weg zur Asche. Man könnte es als Langeweile bezeichnen, ich nenne es
    Beständigkeit. Sein sehr gutes Brandverhalten, viel Nachfeuern war trotz Kaminbildung
    nicht nötig, trägt dazu bei. Über die mittlere Stärke kommt er nicht hinaus und die
    Raumluft wird tabakecht-süßlich gefüllt.
    Alles in Einem eine dringende Empfehlung für Anhänger von Virginias. Bei mir führte der
    Genuss aber auch zu einer Gaumen- und Zahnfleischreizung, die ich bei weiteren Pfeifen
    des Tabaks noch beobachten muss. Bei meinen ganzen Allergien muss das aber nicht für
    Andere gelten…

    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -

  • Hallo Thorsten,

    auf dieses Review habe ich schon gewartet ;) Da ich ja mit hellem Virginia ja so

    meine geschmackliche Probleme habe, wollte ich den auch nicht kaufen.

    Aber das hat sich jetzt geändert, ich bestelle ihn mir auch.

    Gruß Karlo