HU Tobacco
Original Warehouseblend
Edward G.
Aus dem HU-Sortiment gefällt mir nichts mehr als Hans amerikanisch angehauchte
Kreationen
der „Original Warehouseblend“-Reihe. Da ich eher der Tabak- als der Pfeifen-Nerd
bin, hatte mich sein Stand, oder eher Tisch, im Zelt der Lohmaher Pfeifenmesse zur
Einführung seiner Blends im Jahr 2011 magisch angezogen. Außer der Tatsache,
dass er ein tierisch sympathischer Kerl ist, hatte er einige Stöffchen im Petto,
die mein Interesse weckten. Seine Aromaten konnten mich nicht so in ihren Bann ziehen,
doch gerade diese simpel gestalteten Warenhausdosen verströmten ein verführerisches
Aroma. Der English Breakfast und der Sweet Latakia, weil er nicht süß sein darf
heute der Port Latakia, haben mich zur dunklen Seite der Pfeifenmacht geführt, der
Louisiana Broken ist die perfekte Ergänzung zur Virginia-Perique-Reihe von Rattray’s.
Nashville County, Balkan Passion und White Horses bedienen andere Geschmäcker,
sind qualitativ genauso hochwertig. Blieben mir noch die fantasievollen Blends mit
Flake- und Curly-Stücken, der Edward G. und der Director’s Cut.
Ersterem mag ich zuerst zu Leibe rücken, bin ich doch ein Fan dieser alten Streifen mit
dem referenzierten Star aus schwarz-weißen Zeiten:
„Robinson, Gangster und Antiheld des „Film Noir“. Eine faszinierende Persönlichkeit
des amerikanischen Kinos der 30er und 40er Jahre. Als machthungriger Fiesling und
Gangster wurde Edward G. Robinson berühmt, als feinsinniger Kunst-liebhaber und
passionierter Pfeifenraucher führte er sein Leben. Ein Leben voller Gegensätze.
Ähnlich präsentiert sich dieser Rubbed Flake. Red Virginias verschiedener Provenienz
werden unter Hitze dunkel gepresst und entwickeln dadurch eine süßherbe
Charakteristik. Abgerundet wurde mit etwas Perique und Brown Virginia und einer
Spur Kentucky. Er besticht durch seine feine Natursüße. Eine Mischung die ebenso
markant, vielschichtig, interessant und facettenreich ist wie das Leben und Wirken
von Edward G. Robinson.“
Grinst mich dieser rumänische Kerl immer wieder Pfeife rauchend und Zeitung lesend
von meinem Windows-Desktop an, muss ich dem nach ihm benannten Blend, gerade
bei Nennung der Zauberworte Virginia und Perique, unbedingt testen.
Tabakbild
Aus der Dose lachen mich fast schwarze Flake-Stücke an, einige wenige Curlies, man
sieht zerrissene und gerubbte Flakes, die ganze Mischung ist in einem Dunkelbraun
gehalten. Der Geruch ist leicht säuerlich, holzig mit Ledernoten, leicht süßlich-korkig.
Ab in die Pfeife…
Die Feuchtigkeit ist optimal, der Tabak ist leicht pappig, ohne an den Fingern zu kleben.
Das Einbringen in den Pfeifenkopf ist nicht so einfach auf Grund der bunten Mischung mit
großen runden Curlies, langen oder eckigen Flake-Stücken und sonst auch gröberem
Blattgut. Der Zug war immer gut, teerig-holzig mit leichten Kakao-Noten, kräftig und
kernig.
Nummer | 1 | 2 | 3 |
Marke | Butz Choquin | Peterson | Oldenkott |
Bezeichnung | Big Bowl 1405 | Aran A1 | Rubin 312 |
Typ | Full Bent | Straight Bulldog | Straight Rhodesian |
Volumen | 9,5 cm³ | 6,5 cm³ | 11,5 cm³ |
Mittleres | Kleineres | Größeres | |
Durchmesser | 19 mm | 18 mm | 21 mm |
Filter | 9 mm Meerschaum | 9 mm Meerschaum | Ohne |
Tabakmenge | 3,7 g | 3,3 g | 5,1 g |
Packmethode | 2 Pack, Curlys geschichtet, | 1 Pack + Brösel | Kleinkram, Curly, Paket |
Nachfeuern | 3 | 2 | 3 |
Abbrand | OK | OK | Teilweise einseitig |
Pfeifenkopf | Teilweise heiß | Teilweise sehr heiß | Teilweise heiß |
Glimmdauer | 1 h 29 min | 1 h 22 min | 2 h 25 min |
~ 24 min/g | ~ 27 min/g | ~ 28 min/g | |
Kondensat | Kaum | Kaum | Kaum |
Reinigung | Normal | Versifft | Versifft |
Egal wie ich den Tabak gepackt hatte, der Pfeifenkopf wurde im Rauchverlauf stets
recht heiß. Der Tabak nimmt die Flamme gut an, man sollte nur darauf achten, dass
nicht gerade ein Curly oder ein großes Flake-Stück obenauf liegt.
Der Rauch ist vom Start weg kräftig und dicht mit einer leichten Schärfe. Der Mund
wird gleich mit Kentucky-Aroma gefüllt, ohne aufdringlich zu sein. Allerdings sollte
man kleinere Züge nehmen, um das gesamte Spektrum genießen zu können. Die Süße
tritt in den Hintergrund, Holz und Leder im Wechselspiel heißt das Programm.
Die Zunge wird leicht an den Flanken gereizt, ein Brennen bleibt aber nicht. Ich locker
von Zeit zu Zeit die Asche mit dem Dorn auf und glätte sie wieder, was allerdings
nicht verhindert, dass der Tabak häufiger ausgeht und nachgezündet werden muss.
Bei dieser Art des Tabaks nachvollziehbar und nicht weiter tragisch, denn auf den
Einsatz eines Flammenwerfers, wie bei mancher Aromaten-Dachpappe von Nöten,
kann verzichtet werden.
Ist die Hälfte des Tabaks abgebrannt, wird der Rauch weicher und holziger, die
Strenge geht zurück, beim Neuanzünden sticht das Leder wieder hervor. Gegen Ende
wird der Kopf schon recht heiß, da man ständig Angst hat, dass die Piepe gleich
ausgeht und man die Kadenz unbewusst anhebt. Letztlich wird der Rauch sehr dünn
und kündigt so das Ende an.
Übrig bleibt eine mittelgraue Asche mit wenigen Krümeln, wenn ein Filter verwendet
wurde, ist er nur wenig feucht und nur leicht verfärbt, was man bei dem kräftigen
Geschmack nicht vermuten würde. Kondensat entsteht kaum, der Pfeifenkopf ist
trocken.
Die Rauchdauer ist wirklich sehr gut, eine mittelgroße Pfeife reicht gut für anderthalb
Stunden. Der Tabak hinterlässt die Pfeife allerdings relativ versifft, der Pfeifenreiniger
ist im Anschluss schon recht versifft.
Resümee
Der Edward G. könnte einer meiner Lieblingstabake sein. Könnte, denn für mich
ist er etwas, etwas zu Kentucky-lastig. Das Handling ist etwas tricky, aber er bleibt
die ganze Zeit über gefühlschmacksecht. Für mich bleibt auch leider der Perique
zu sehr im Hintergrund, so wie die Süße der Virginias. Ich bin hin- und hergerissen.
Am Besten fand ich ihn mit Filter in der kleinen Peterson, was mich schon überrascht
hat, da ich ihn sehr spack gestopft hatte, einen kräftigen Zug hatte, er sich aber trotzdem
toll rauchen ließ. Bei langsamen, langen Zügen war er da sehr holzig mit einer feinen
Süße.
Der Raumduft ist schon very british ohne den latakiatischen Stallgeruch. Seine Stärke
ist etwas über mittel anzusetzen, ein flaues Gefühl gibt es aber nur mit leerem Magen.
Trotz einer pfeffrigen Schärfe wird die Zunge zwar gereizt, aber es bleibt kein Brand.
Ein toller Tabak, der zurzeit für 22,40€ in der 100g Malerdose erhältlich ist und sich
an den erfahreneren Pfeifenraucher richtet. Für Kentucky-Fans ein Muss, da dieser
trotz kleiner Zugabe viel zum Gesamteindruck beiträgt. Wer lieber Perique mag,
muss woanders suchen.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer/ Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld