HU Tobacco
Original Warehouseblend
Director’s Cut
Nach dem Edward G. war ich als Virginia/Perique-Jünger ganz scharf auf diesen
Blend hier, ist er doch vom Grundgedanken recht ähnlich aufgebaut:
„Wenn von traditionellem Tabakblending gesprochen wird, muss der Strangtabak
genannt werden. In früheren Zeiten war das Tabakspinnen ein probates Mittel zur
Verbesserung der Haltbarkeit. Heute liegen die Vorteile einzig und allein im
geschmacklichen Bereich. Die Basis des Director`s Cut ist ein traditioneller
Virginia/Perique Curly Cut, der als Rope hervorragend ausreifte, bevor er in
Scheiben geschnitten wurde. Die ausdrucksstarken und süßen Virginiagrades,
sowie der kräftige Perique-Kern des Curly Cuts bilden eine interessante
Einheit mit den beigemischten Burley-Grades und dem zuckerreichen
Virginia Loose Cut. Den letzten Pfiff verleiht dieser Mischung ein Hauch
Fire Cured Virginia der den robusten und urwüchsigen Charakter des
Director`s Cut noch unterstreicht.“
Wo mir der Ede etwas zu Kentuck-ig war, scheint es mir hier, wenn ich Hans
Worten Glauben schenken darf, das Augenmerk eindeutig auf der VaPer-Basis
zu liegen, was ja dann in mein Jagdgebiet fällt.
Tabakbild
Wie der Edward G. ist der Director’s Cut auch eine dunkelbraune Mischung,
allerdings fällt gleich auf, dass hier wesentlich mehr Curlies eingesetzt wurden,
was auch zu dem höheren Preis geführt haben kann.
Die Curlies haben einige helle Einsprengseln, der Duft aus der Dose ist sehr brotig,
ohne Schärfe, cremig mit dezenter Süße und Anklängen von Trockenfrüchten,
für mich in Richtung Feige.
Auch wenn der Blick in die Dose den Eindruck vermittelt, es handele sich um
einen reinen Curly, der hier und da etwas auseinander gefranselt ist, trügt dieser
bei genauerem Hinsehen. Es gibt auch hier Stücke eines dunklen Flakes und hier
und da kleines Blattgut. Aber das Gros machen schon die Tabak-Münzen aus.
Ab in die Pfeife…
Das ist kein Tabak, den man mal easy in den Pfeifenkopf rieseln lässt, man muss
sich schon eine Strategie überlegen. Bei der großen Menge großer Coins schließe
ich von vornherein kleinere Pfeifen aus. Ich möchte die einzelnen Scheibchen am
Stück behalten und fülle daher immer erst etwas Gekröse aus der Dose in den
Kopf und schichte die Curlies darauf. Damit der Abbrand nicht völlig aus dem
Ruder läuft, gebe ich kleine Stücke und Blätter als „Anheizzone“ oben drauf.
Nummer | 1 | 2 | 3 |
Marke | Rattray’s | Stanwell | BB & S |
Bezeichnung | Bog Oak | Pipe of the Year 2003 | Londoner 5579 |
Typ | Straight Billiard | Half Bent Pot | Canadian |
Volumen | 10,5 cm³ | 10,5 cm³ | 9,5 cm³ |
Gut mittleres | Gut mittleres | Mittleres | |
Durchmesser | 22mm | 20 mm | 19 mm |
Filter | 9 mm Meerschaum | 9 mm Meerschaum | Ohne |
Tabakmenge | 3,6 g | 4,3 g | 3,6 g |
Packmethode | Kleinzeug, Curlys geschichtet, | Kleinzeug, Curlys geschichtet, Kleinzeug | Kleinzeug, Curlys geschichtet, Kleinzeug |
Nachfeuern | 1 | 1 | 3 |
Abbrand | Sehr gut | Gut, hängt aber von den Curlys ab | Gut, hängt aber von den Curlys ab |
Pfeifenkopf | Teilweise sehr heiß | Teilweise sehr heiß | Teilweise sehr heiß |
Glimmdauer | 1 h 24 min | 1 h 44 min | 1 h 23 min |
~ 23 min/g | ~ 24 min/g | ~ 23 min/g | |
Kondensat | Sehr wenig | Sehr wenig | Sehr wenig |
Reinigung | Kaum | Versifft | Versifft |
Nach dem Anzünden, bei dem schon ordentlich Flamme in die Füllung gezogen
werden muss, macht sich ein volles Aromenspektrum im Mund breit. Holznoten,
Trockenfrüchte, Erdtöne mit leichter Schärfe lassen sich aus der immer relativ
heißen Pfeife schmecken. Je nach Zuggeschwindigkeit lässt sich die
Zusammensetzung variieren. Es raucht immer mal wieder gerne aus dem Kopf,
Liebesgrüße von den Curlies sozusagen. Man muss ein wenig mit Dorn und
Stopfer arbeiten, damit kein „Kaminbrand“ entsteht.
Nach einem Drittel bildet sich ein lockerer Aschedeckel, der zu einer leichten
Abkühlung führt. Ab und zu entsteht im Rauchkanal mal ein glykolisches
Tröpfchen, aber es kommt zu keinem Blubbern. Mit Filter reicht das einmalige
Nachfeuern kurz vor Ende.
Es bleibt eine hellgraue Asche, die wenige schwarze Krümel enthält.
Ein verwendeter Filter ist kaum feucht oder verfärbt, und das bei dieser
Geschmacksexplosion. Der Pfeifenkopf ist trocken, der Kanal kann schon
verschmiert sein, hängt aber auch von der Geschichte des Rauchholzes ab…
Resümee
Der Director’s Cut bringt für mich wahrhaft das Beste im Tabak hervor, so
wie man es auch von einem Film erwartet, der selbigen Namen als Prädikat
trägt. Dabei muss so ein Film auch nicht unbedingt länger sein, wie auch der Tabak
eine Brandgeschwindigkeit hat, die nicht sonderlich langanhaltend, sondern
durchschnittlich ist. Hätte ich nach der Erfahrung mit dem Ede anders erwartet.
Seine Stärke ist gut, gut mittelstark, eine ordentliche Portion Nikotin, die aber nicht
zu tauben Händen, schlotternden Knien oder kribbelnder Gesichtshaut führt.
Die Raumluft wird süßlich kernig, nicht zu dicht, natürlicher Tabakduft.
Die typische 100g-Dose kostet derzeit 24,90€, gut 10% mehr als der zuvor
getestete. Für mich ist er das allemal wert. Am besten war er in der Stanwell, in
der ich bei gut mittlerem Volumen eine ordentliche Menge untergebracht hatte und
bei etwas höherem Zugwiderstand mehr Süße und sowas wie Waldhonig
rausschmecken konnte. Dies Füllung hielt dann auch fast ein dreiviertel Stunde.
Ich bin sehr gespannt, wie sich dieser Tabak nach mehreren Jahren Lagerung
entwickeln wird. Eine absolute Empfehlung ist er schon im frischen Zustand.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld