Pipe Republic - Two Quid Twist (Limited Edition)

    • Offizieller Beitrag

    Pipe Republic

    Limited Edition

    Two Quid Twist

    Pipe Republic ist eine Eigenmarke von Tabac Benden aus Düsseldorf. Die Firma
    hat in den letzten Jahren für alle Segmente ihres Produktportfolios medial kräftig
    zugelegt und bietet dem Kunden alles vom Streichholz über unsere Rauchhölzer
    hin zur Premium-Zigarre. Letzterer Luxusartikel hat auf Grund großer Beliebtheit
    und noch größerer Preissteigerung momentan sicherlich den größten Anteil am
    Umsatz bei Benden, bei allen anderen Tabakverkäufern wird es da nicht anders
    sein.

    Da ist es besonders schön zu sehen, dass sich manche Geschäftsleute trotzdem der
    ansonsten etwas stiefmütterlich behandelten Pfeife annehmen und eigene
    Tabak-Kreationen und Sonderausgaben herausbringen, die meist in geringerer
    Stückzahl hergestellt werden. Tabac Benden hat hier jüngst einige Blends auf den
    Markt gebracht, die von vielen hochgelobt werden und teilweise längst vergangene
    Kult-Mischungen repräsentieren sollen.

    Der „Zwei Pfund Dreh“ hier ist einer dieser stark limitierten Spezialitäten. Den
    Weg hat er zu mir gefunden, weil schon das Bild dieser dünn geschnittenen Curlys
    einem Fan dieser Darreichungsform kaum eine Wahl lassen und den Bestellfinger
    triggert. Tabac Benden sagt dann auch zum Blend:

    „Der Curly- Cut besteht hauptsächlich aus Virginia, Perique und etwas
    Kentucky. Er bietet mildwürzigen Rauchgenuss für Freunde naturbelassener
    Tabake. Nur 380 Dosen sind von diesem Blend in Europa verfügbar.
    Tolles Ageingpotenzial! Daher: Zugreifen so lange es geht!“

    Tabakbild

    Optisch erinnern mich die kleinen Münzen an eine Mischung aus MacBaren’s
    Curlys, den Gawith’s Cabbie’s und vor allem Peter Heinrichs Special Selection
    Curlys. Letzteren sind sie auch geruchlich am ähnlichsten, wobei die 2€-Stück-
    großen Scheiben dunkler sind, braun mit dunkelbraunem Kern.

    Beim Öffnen der Dose lachen mich gegenüber den Cabbie’s nur wenige zerfallene
    Kringel an, der Rest liegt locker in der Dose und verströmt einen herrlich brotigen
    Geruch mit Trockenfrüchten und einer schönen Virginia-Süße im Hintergrund.
    Von jedweder Aromatisierung kann man bei diesem Tabak absehen, ich meine aber
    in der Ferne ein wenig Mac Baren-Stallgeruch wahrnehmen zu können, der beim
    Rauchen aber so gar nicht auffällt.
    Aus der Dose fühlt sich der Tabak sehr trocken an und ich muss ihn erst mal
    sicherheitshalber etwas befeuchten, denke ich zumindest. Immerhin steht die in
    Deutschland typische Klemmdeckel-Lackdose mit dem Tabakgekräusel hier seit
    zwei Jahren und wartet darauf geöffnet und der Inhalt verbrannt zu werden.

    Ab in die Pfeife…

    Damit die großen Scheiben sich ordentlich entfalten können, greife ich gleich zu
    Pfeifen, die einen ordentlich weiten Schlund haben. Beim Stopfen versuche ich es
    zunächst mit der „Curly zu Kugel“-Methode mit etwas Gekröse on top. Nachdem
    das recht gut geklappt hat, bin ich zum Stapeln übergegangen, was mir
    geschmacklich nicht so gut gefiel.

    Nummer

    1

    2

    3

    Marke

    Stefano Santambrogio

    Rattray’s

    Bentley

    Bezeichnung

    8-Panel Pot Quaterbent

    Butcher’s Boy 22

    Pipemaster Former`s Design

    Chestnut 5-0.01

    Typ

    Pot Quaterbent

    Straight Tomato

    London

    Volumen

    10,0 cm³

    7,0 cm³

    9,0 cm³

    Mittleres

    Kleineres

    Mittleres

    Durchmesser

    21 mm

    21 mm

    20 mm

    Filter

    9 mm Meerschaum

    9 mm Meerschaum

    Ohne

    Tabakmenge

    4,3 g

    3,4 g

    3,8 g

    Packmethode

    2 Coins als Kugel,
    Coins, Krümel

    Coins schicht-weise, Krümel

    6 Coins schicht-weise, Krümel

    Nachfeuern

    2

    2

    4

    Abbrand

    Teilweise unregelmäßig

    Teilweise unregelmäßig

    Teilweise unregelmäßig

    Pfeifenkopf

    Warm

    Warm

    Teilweise heiß

    Glimmdauer

    1 h 26 min

    1 h 13 min

    1 h 13 min

    ~ 21 min/g

    ~ 22 min/g

    ~ 19 min/g

    Kondensat

    Etwas mehr

    Etwas mehr

    Etwas mehr

    Reinigung

    Normal versifft

    Normal versifft

    Normal versifft


    Oha, schon beim Anstecken brennt es an den Zungenflanken, der Rauch schmeckt
    viel Virginia-rer als der Geruch aus der Dose vermuten lässt. Aber ein sehr
    angenehmer, voller Geschmack eines eher würzigen Virginia, der jetzt vielleicht
    schon etwas zu feucht ist, da habe ich es mit zwei Humidrolen wohl etwas
    übertrieben. Ohne Filter hatte ich da Hell on Earth in Mouth erwartet, aber viel
    schlimmer als miFi wurde es erstaunlicherweise nicht. Die Säure scheint also
    durch den Meerschaumfilter durchzumarschieren. So bekommt man aber auch
    einige florale Noten mit, die beim Einsatz eines Filters nur selten durchkommen.
    Der Tabak muss auch ordentlich nachgefeuert werden, nach dem
    Anzünden schwächelt er etwas. Das Verhalten und der Rauchverlauf sollte sich
    aber auch nach einem Jahr im Glas nicht sonderlich ändern.Beim Schichten der
    Coins muss man beachten, dass diese sich beim Entzünden stark aufbäumen
    und so bei Unachtsamkeit die Umgebung mit glühendem und veraschtem
    Material versauen können.

    Es gurgelt dann auch etwas in der Pfeife und die Zunge wird mitgeröstet.
    Allerdings ist der Geschmack wirklich toll, Virginia mit pfeffriger Würze.
    Insgesamt erinnert der Tabak mich an einen guten Engländer ohne Orient. Einige
    Stimmen sprechen davon, dass er einer der Neukreationen unter dem Namen der
    drei Nonnen sein soll, was ich nicht zu bestätigen im Stande bin, die liegen noch
    alle auf Lager. Von Bell kamen die ja schon lange nicht mehr, sondern aus dem
    Hause Mac Baren, denen ich auch diese Mischung andichte.
    Geschmacklich erinnern sie an Peter Heinrichs Bulk-Curlys, allerdings weniger
    „voll ins Gesicht“. Mit einem glykolischen Tropfen Kondensat kommt viel Süße in
    den Mundraum. Wenn er stark abkühlt und fast ausgeht, kommt etwas harziges,
    fichtenartiges auf. Er brennt gerne unregelmäßig und muss mit Flamme und
    Stopfer im Griff gehalten werden. Sollte er mal ausgehen, knistert er beim
    Wiederanzünden wie britische Flakes wie den Ennerdale oder Bobs Chocolate
    Flake, dabei kann auch schon mal ein Funken raketenartig aus dem Kopf fliegen.
    Gen Ende wird er etwas holziger. Obwohl er eigentlich dann aus meiner Sicht
    etwas zu feucht war, ist seine Brenndauer eher unterdurchschnittlich.

    Die Asche ist sehr unterschiedlich, von fast weiß bis verkohlt schwarz, ein
    verwendeter Filter ist normal feucht, allerdings im vorderen Bereich Nikotin-gelb/braun.
    Dem Rückstand ist es relativ egal, ob der Tabak mit oder ohne Filter
    verbrannt wurde.

    Resümee

    Der Two Quid Twist ist eine qualitativ hochwertige Mischung, die handwerklich
    zum Allerfeinsten gehört. Leider scheint es eine einmalige Aktion gewesen zu sein,
    als ich ihn im Sommer 2021 für 24,25€ die 100g-Malerdose erstanden habe.
    Er beißt mir kräftig in die Zunge, aber im Gegensatz zur Cabbie’s Mixture und
    dem Redbreast Plug von Samuel Gawith oder dem Club Blend von Mac Baren
    konnte ich den hier noch ganz gut verkraften und habe die Dose auch leergemacht.

    Auch wenn ich auf Grund meiner Empfindsamkeit und der momentan (?)
    fehlenden Verfügbarkeit nicht wieder zu dem Twist greifen würde, kann ich
    ihn dennoch Pfeifenfreunden mit etwas robusteren Virginia-Zungen empfehlen.
    Er ist gut mittelkräftig, ohne in den Kopf zu steigen und die Raumnote ist,
    was soll ich sagen, tabakecht. Nichts für Menschen mit einer Abneigung für
    dieses Kraut. Ich finde den Geruch im Raum traumhaft.
    Er ist zweifellos ein Spitzentabak, der seinen Preis wert ist. Am Besten hat er mir
    in der 8-Panel-Pot gefallen, wobei es wohl nicht am Filter, sondern an der
    Kugel-Pack-Methode und dem dicken Holz gelegen haben dürfte.

    Sollte er nochmal aufkommen (und vielleicht ist er der „Three Nuns Green“?)
    sollte ein Kauf kein Fehler sein.

    Bewertung:

    Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln/kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren :(/ Wer nicht probiert ist selber schuld

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -

  • Hi Thorsten,

    bei Spekulationen über „Stallgeruch“ ist eigentlich eher die Steuernummer zweckdienlich…;)

    Aber es ist schon zu vermuten dass der Tabak hier aus dem MäckBä Stall kommt.

    Es gab eine Zeit, nachdem die 3 Nuns und deren seinerzeitige Nachbauten in den eckigen Dosen verschwunden sind, Runddosen und Bulk (in Amiland beispielsweise unter dem Label „Newminster“) aufgetaucht sind. Kennzeichnend für alle war ein sichtbarer Anteil an Blattrippen. Zu dem „Red“, der nur noch Kentucky hat gads noch den „Green“ der dann auch noch Perique mit drin hat. Es gab noch einen milderen „Yellow“…

    Deine 2 Quits scheinen mir so in Richtung „Green“ zu gehen wg. Perique.

    Quiid ist übrigens der Spitzname für die Englische 1 Pfund münze, und wenn Brits in Sachen Geld über „Quid“ reden, dann ist das etwa so wie bei uns Mäuse, Kröten oder so…und die Amis über „Bucks“ reden…

    Es scheint als wenn die Scheibchen beim Benden Tabak tatsächlich etwas größer sind als das ganze Nonnenklongerölls ? Also etwa 1 GBP Münzenformat?

    Egal, inspiriert durch dein Review werd ich mich mal etwas näher mit den diversen Benden Tabaken beschäftigen, da scheint manch interessantes dabei zu sein, sei mal dahingestellt wie „Exclusiv“ die Tabake sind, wobei die Mehrheit wohl vom Kopp ist, speziell wenn der Name Thomas Nitzsche fällt.

    Benden hat wohl über die Jahre ziemlich aufgeholt in Sachen Pfeifen und Tabak, u.a. Castellos im Sortiment usw.. Früher hab ich da nicht so geguckt, und wenn ich mal in D war, dann beim Linzbach…

    Allerdings kann ich mich so um die ca. 2008 erinnern als der „Dunhill Light Flake“ überall vom Markt verschwunden ist, und ich die letzten Dösln aus Amiland rausgeschaufelt hatte… …Da hatte Benden kurfristig einen Ersatz angeboten, der aber bald wieder verschwunden ist… vermutlich wg. der Namensgebung…

    Happy puffing

    Rainer

    PS: Re: die neue Three Nuns Tabakke  …alter thred von Huub (RIP)

    Three Nuns & The Shrieks of No Perique!
    Kevin Godbee There are certain pipe tobacco blends that have been around for decades, and a few for over a century. Several of us pipe smokers might consider…
    pipesmagazine.com

    Glaube nicht an Dinge von denen du nur Echos und Schatten kennst (Japanisches Sprichwort)

    Glaube versetzt selten Berge, Aberglaube immer ganze Völker (Rafik Schami)

  • Hallo Rainer,

    die haben schon ein paar Tabake im Angebot, die sich sehr interessant anhören.
    Einige davon habe ich hier schon stehen und die sind als nächstes dran probiert zu werden,
    z.B. Meermin, Bloemfontain, Botany Bay, St. Barry und, und, und...

    In die Kategorie passt auch der "Three Monks", dessen Preis allerdings die Ohren flattern lässt.
    Mal sehen, was der kann.

    Zur Steuernummer: die 629 sagt mir nicht viel, steht aber auch auf den "Three Quids Twist" drauf,
    die hier noch auf das Brandopfer warten. Allerdings steht auf der Rückseite Unitas drauf, das
    wäre dann Ex-Planta. Ob die sowas selbst herstellen oder nur Inverkehr-Bringer sind?

    Gruß

    Thorsten

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -

  • Hi Thorsten,

    folgend deinem Review hab ich just heut Abend mal folgende Tabake aus dem Altbierepizentrum bestellt:

    - Quid: Werde das mit der Steuernummer mal verfolgen, hätte ein „G“ erwartet…629 sagt mir erstmal nix…)

    - Three Monks: …meine vielen Nonnen müssen im Keller nicht darben, die hab ich schon vor Jahren mit einigen Three Friars vergesellschaftet…aber…mal sehn…)

    - St. Barry: Bendens/Koppens Antwort auf die Schweizer Schlabberbacke von MäckBä ? Mal sehn ob er den heiligen Bernhard aus Lauenburg ankläffen kann…

    - Bloemfontein RR: Eher nostalgisch, weil ich da früher ab und zu mal war…

    - Eagle: Habe verstanden dass die Kopps den nur Freitags machen, um hernach übers Wochenende die Bude ordentlich durchzulüften… mal sehn ob der mehr kann als Ännadöhl, so recht glauben möchte ich es aber nicht…

    So viel zu Ddorf… den Mainstream kauf ich weiter südlich…

    Happy puffing

    Rainer

    Glaube nicht an Dinge von denen du nur Echos und Schatten kennst (Japanisches Sprichwort)

    Glaube versetzt selten Berge, Aberglaube immer ganze Völker (Rafik Schami)

  • Gud'n Morgen,

    das hat mir keine Ruhe gelassen mit den Unitas, durch die Marktkonzentrierung

    scheinen die Informationen in der Pfeifentabak-Sparte nicht mehr so zu laufen.

    Scheinbar gibt es ein Werk in Schwerin und in Berlin, ehemals Planta, die von

    Mac Baren übernommen wurden und noch Massenware produzieren.

    Teilweise hat Per Georg Jensen dort auch Hausmischungen kreiert.

    Bestimmt ist es da jetzt auch bald vorbei, Jensen ist ja schon vor mehr als

    einem Jahr rausgeflogen, nachdem man ihn erst durch das Unternehmen

    gekegelt hat. Unrühmliches Ende einer großen Tabakkarriere...

    Ende und Anfang: Berliner Traditionsunternehmen Planta Tabak jetzt unter dem Mac Baren-Dach
    Planta-Marken gehen an die dänische Mac Baren Tobacco Company (pm/sp) Mac Baren Tobacco freut sich, eine Vereinbarung zur Übernahme der herausragenden Marken
    smokersplanet.de


    Gruß

    Thorsten

    "Every morning I wake up thinking, 'Good, another 24 hours of smoking'"

    - J.R.R. Tolkien - 1966 -

  • Hi Thorsten,

    ich glaube nicht dass aktuell in Ostdeutschland noch Tabak hergestellt wird…

    Speziell in Übergangszeiten ist das mit dem Steuermarken so eine Sache… die müssen vorher gekauft werden, so etwa wie Briefmarken. Danpipe hatte mir mal den Tresor gezeigt, da ist quasi pures Geld drin und die Dinger müssen zeitnah aufgebraucht werden…

    Noch komplexer war seinerzeit die Produktionsverlagerung der Dunhills usw. von Murray/IRL nach STG/DK.

    Murray Tabak Restbestände dann in STG Dosen und Murray Dosen Restbestände mit STG Tabak…sowie noch Murray Tabak in Murray Dosen und schon STG Tabak in STG Dosen…im Handel dann je nach Abverkauf, und das kann ein Weilchen Dauern, je nach Tabakladen…


    Happy puffing

    Rainer

    Glaube nicht an Dinge von denen du nur Echos und Schatten kennst (Japanisches Sprichwort)

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    Einmal editiert, zuletzt von Rainer (24. März 2025 um 23:23)