Beiträge von TheStoneOfThor

    Und sag uns wie Du mit dem P-Lip Mundstück zurecht kommst. Meines ist das nicht

    Hallo Phil,

    geht mir genauso. Ist zwar recht klein im Mund, damit hat man beim Freihand-Rauchen aber auch wenig Kontrolle.

    Wesentlich schlimmer ist das Reinigen und vor Allem gibt es seltener Zungen-, dafür Gaumenbrand.

    Hab auch eine Handvoll von P-Lips, da kommen nur ausgesuchte Tabake rein...

    Gruß

    Thorsten

    Tabakbild

    Ich öffne einen gelb-roten, eincellophanierten Karton und erblicke: Cellophan. Na ja, und

    darin einen Prengel Presstabak, der an Kautabak erinnert. Sieht zum Anbeißen aus. Dieses

    Verlangen wird durch den intensiven, süßen Lebkuchengeruch noch verstärkt. Ruhig Brauner,

    es ist Spätsommer in Deutschland und nur weil die Discounter uns mit Weihnachtsgebäck

    versorgen wollen, muss ich diesem Verlangen nicht gleich nachkommen.

    Aber hier geht es ja um Tabak, da kann man mal eine Ausnahme machen. Von hellbraun bis fast

    schwarz sind alle Erdtöne vorhanden, doch wiegen die dunklen vor. Er ist knüppelhart, auch wenn

    manche Blätter optisch herausspringen wollen. Er fühlt sich feucht an ohne dass es den Fingern

    gelingt, eine Delle hinein zu drücken. Er muss definitiv vor dem Rauchen getrocknet werden

    (ich erinnere noch mal an den Fluss Mint). Ich zerschneide ihn in zwei große Blöcke und zwei

    kleine, damit ich ihn in das halbliter Schwedenglas bekomme. Beim Zerteilen bricht ein Block

    leicht horizontal durch die Mitte. Daran sieht man, dass hier Lage um Lage Tabakblätter in die

    Presse gewandert sind. So, geschafft, damit ist ein halbes Pfund Tabak gut untergebracht.

    Ein kleines Blöckerl wird zerkleinert und geht in das Mini-Schwedenglas zum Antrocknen.

    Feine Flakes abzuschneiden ist auch nicht einfach mit dem frisch geschärften Opinel-Messer,

    auf dessen Flanken sich schmieriger Tabaksaft abzeichnet. OK, das hört sich jetzt was fies an,

    ist es aber gar nicht :)


    Pfeife 1

    Erst einmal wird der Tabak eine Stunde an der Luft getrocknet. Dann nehme ich die zerfranselten

    Flakes (hatte ich erwähnt, dass er nicht leicht zu schneiden ist?) und befülle damit die Stanwell

    Jahrespfeife von 1999. Von den zwischen 1 und 2,5mm dicken Spänen gehen 3,8g in den

    Quarter Bent Pot mit gut mittlerem Füllvolumen. Sie werden locker reingepackt und nur

    leicht angedrückt.

    Pfeife 1, 2 und 3 von links nach rechts

    Zum Anzünden nimmt man besser keine Streichhölzer, ein Bunsenbrenner wäre eher geeignet.

    Die Verwendung von Grillanzündern könnte helfen.

    Spaß beiseite, ich muss schon ordentlich zündeln mit dem Gasfeuerzeug und nach 8 Minuten

    geht die Pfeife auch schon wieder aus. Der „Gawith“-Kampf beginnt…

    Entlohnt wird man mit einer herrlichen Süße, untermalt mit einer leichten Heuigkeit, die allerdings

    von den Lebkuchen-Aromen in den Hintergrund gedrückt werden. Leider schmecke ich auch den

    Ennerdale durch, der die Pfeife nach dem letzten Rauchopfer be“ghost“en durfte. Griff ins Klo.

    Nach einer halben Stunde ist er wieder aus, brennt unregelmäßig wieder an und weiter. Der Gechmack

    ändert sich durch das Wiederanfeuern nicht, doch der Rauch entwickelt eine pfeffrige Schärfe

    im Rauchverlauf. Doch eher Pfefferkuchen…

    Es brennt leicht auf Lippen und Zunge, als hätte man sich Chili reingepfiffen. Das ist mal weniger

    und mal mehr der Fall, hängt wohl von der Temperatur im Konverter ab. Obwohl ich auf Grund

    des schlechten Abbrandes schon eine höhere Zugfrequenz an den Tag lege, nimmt er es bis auf

    besagte Pfeffrigkeit nicht übel. Nach einer Stunde geht sie wieder aus, ich glätte die Asche und

    mach weiter. Das wiederhole ich in den nächsten 30 Minuten noch zweimal, während der Geschmack

    etwas „benzolig“ wird, die Strenge zunimmt und der Ennerdale mehr durchkommt.

    Nach einer Stunde und 50 Minuten ist Schluss.


    Pfeife 2

    Nach dem Ennerdale-Fehlgriff beim Pfeifengehölz wähle ich jetzt die Stefano Santambrogio

    Fat Tomato, eine Pfanne mit mittlerem Brennschlund. Im Schwedengläschen wurde der Tabak

    nun so weiter runtergetrocknet, dass in der Luft über dem Tabak noch 70% Luftfeuchtigkeit

    herrschen. Das hat einige Stunden gedauert und der Tabak hat nun die Konsistenz von trockenem

    Leder. Das weiß die Flamme nicht, die auf ihn trifft und so will er auch jetzt nicht schneller

    glimmen. Als er dann brennt, entwickelt er vollen Virginia-Geschmack á la Brown/Full Virginia-Flake

    mit einer Tinktur von Gewürzen. Der Lebkuchen ist aber stets omnipräsent. Auch jetzt pfeffert

    der Kuchen bei flottem Ziehen auf Lippen und Zunge. Aber es reichen auch kleine Sips,

    große Züge wären bei dieser Aromendichte auch fast schon Verschwendung. Muss man aber

    konstant machen, sonst geht sie aus, wie nach 10 Minuten. Ich versuche die Asche häufiger

    zu glätten, doch das resultiert nur in einem Erlöschen der Glut im 10 Minuten-Takt.

    Nach 40 Minuten lässt die Aromatisierung etwas nach, oder der Tabak wird was „ledriger“.

    Doch die Süße bleibt. Ich versuche regelmäßig einen Schluck Wasser dazu zu trinken, um den

    Mund etwas zu neutralisieren und die Pfeffrigkeit davon zu spülen. Das kann den gleichen Effekt

    haben wie beim übermäßigen Chili-Konsum. Nach dem nächsten Wiederbefeuern nach einer Stunde

    spukt er etwas Kondensat durch den Meerschaumfilter, er mag wohl die lockere Stopfart gar nicht

    so gerne. Man muss schon gut dran bleiben, der Pfeifenkopf wird trotz ordentlich Holz recht warm.

    Er geht noch 3-4 mal aus bevor nach zwei Stunden das Ende kommt.


    Pfeife 3

    Nun probier ich es noch mal auf eine andere Weise. Gut und mittelgroß, feucht und trocken stelle

    ich jetzt klein, feucht und gewürfelt entgegen. Dafür wähle ich eine Stanwell Featherweight

    302. Eine kleine Straight Apple, in die tatsächlich mein MS-Filter passt. Vom frisch

    gewürfeltem Plug (so 3x3x4mm vielleicht) gehen da 3,2g rein. Anfeuern, anfeuern,

    warten, anfeuern, aus nach kurzer Zeit. Diesmal geht er alle 10 Minuten aus. War nix

    mit dem Experiment. Ansonsten sind die Geschmacksempfindungen sehr ähnlich.

    Diesmal mag er nur 1,5 Stunden durchhalten.


    Resümee

    Der Tabak hat einfach was. Er ist weder rot wie das Kehlchen, noch schmeckt er nach Schaf.

    Dieser Tabak ist Virginia mit Lebkuchen in einer perfekten Mischung. Nichts schmeckt aufgesetzt,

    die Aromen sind herrlich miteinander verwoben Damit ist er für mich nicht nur in der

    Weihnachtszeit ein Genuss, ich kann ihn auch jetzt mit großer Freude verdrücken.

    Einzig seine miiiieesen Brandqualitäten muss ich ihm ankreiden, aber Samuel Gawith-Raucher

    können eh ein Lied davon pfeifen. Meine Pfeifenwahl war nicht ganz optimal, da ist noch

    Luft nach oben. Aus meiner derzeitigen Erfahrung würde ich sagen, dass er am besten in

    mittelgroßen Pfeifen mit weiterer Bohrung besser zur Geltung kommt. Dafür darf er auch

    noch was feuchter sein und sollte eher zu dünnen Flakes geschnitten werden. So kommt die

    Gewürzmischung besser zur Geltung.

    Die Schärfe resultiert dabei nicht in Zungenbrand, eher ist die Zunge Chili-mäßig gereizt.

    Der dichte Geschmack führt zu einer aufdringlichen Raumnote, die höchstens Lebkuchen-

    Fanatiker begeistert. Ich find ihn toll.

    Der Plug hat was von dem Märchen „Hänsel und Gretel“. Du siehst das Lebkuchenhaus, wirst gelockt

    von der Hexe, die Dich am Schuften hält, damit der Ofen brennt und am Ende liegt ein Geruch

    von verbranntem Pfeffernusshäuschen in der Luft, die Aschereste sind hellgrau, der Abgasfilter

    etwas feuchter als normal. So mag ich Märchen, nicht alles supi-dupi zum Schluss…

    Für das halbe Pfund legt man so in etwa 65€ hin. Empfehlen kann ich ihn allen, die auch

    den Full Virginia Flake gerne rauchen und nicht vor Lakeland-Aromen zurückschrecken.

    Hier kommt die Süße nie künstlich rüber und Kraft hat er auch.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld



    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

    Samuel Gawith

    RB Plug

    Der besagte Plug kommt aus dem Lakelands zu uns. Nein, nicht aus den Staaten und auch nicht

    von den Aussies, sondern aus dem englischen Kendal, welches ein Schönheitsfleck am

    Hintern des South Lakeland District ist. Von hier kommt auch der Sänger der von mir

    sehr geschätzten Musikantentruppe Marillion, deren Fish-Ära mir allerdings eher lag.

    Sein Name, Steve Hogarth, kommt den Schätzen (für Pfeifenraucher) dieser Region schon

    recht nahe, segelt er doch recht knapp vorbei. Dazu aber später…

    Bei dem Plug handelt es sich um einen Virginia-Plug mit Tabaken aus Tansania, die recht

    dunkel geraten sind. Sozusagen „Englisch“ ohne Latakia. Er ähnelt in Ausgangsstoffen

    und Herstellung dem Full Virginia Plug/Flake, jedoch wurde hier nicht mit Aromastoffen

    gegeizt. Ein Hocharomat also und das soll was für mich sein?

    OK, der Ennerdale und Bob´s Chocolate Flake (auch wenn er nicht mehr so heißen darf,

    damit nicht Kinder ihn versehentlich verspeisen) haben mich fest im Griff, aber dieser Plug

    ist schon etwas anderes. Keine Omahandtasche, keine Zartbitterschokolade, sondern Cheviot

    verpasst dem RB-Plug zusätzliche Würze. Dieses Aroma ist nach den Kollegen von

    Shaun dem Schaf benannt und bezeichnet eine Rasse, die dort vor den Toren grast. Igitt, Schaf

    in der Pfeife? Mitnichten, aber das Kind muss einen Namen haben. Der lautet eigentlich auch

    (Robin) Redbreast und hat nix mit dem Whiskey aus Irland zu tun. Vielleicht wurde er deshalb

    abgekürzt. Zurück zum Schaf: das setzt sich aus floralen, holzigen Aromen zusammen, die

    durch Lebkuchen-Noten und –Gewürze unterstützt werden. Gott sei Dank, kein Schafköttelaroma…

    Bevor ich mich über die Schnitte hermache, möchte ich etwas zur Geschichte von Samuel Gawith

    zusammenfassen. Der geneigte Leser, der bereits gelangweilt über diesen Worten einnickt

    kann auch gerne zum nächsten Post übergehen.


    Die Geschichte von Samuel Gawith und Gawith & Hoggarth beginnt mit einem gewissen

    Thomas Harrison aus Kendal, der nach Glasgow auszog, um die Kunst der Schnupftabak-

    herstellung zu erlernen. 1792 kam er zurück in seine Heimatstadt, um mit den mitgebrachten,

    40 Jahre alten Maschinen in einer alten Mühle in Mealbank seine Produktion zu beginnen.

    Betrieben wurde die Mühle durch die Wasser des Flusses Mint, böse Zungen mögen

    behaupten, dass dieser immer noch durch Gawith-Tabakdosen fließt.

    Da er für seine Produkte einen Vertrieb benötigte, tat er sich mit dem Apotheker (heute

    undenkbar) Thomas Brocklebank zusammen, der über entsprechende Verkaufsräumlichkeiten

    verfügte. Harrison & Brocklebank waren geboren.

    Das Geschäft von Thomas Harrison wurde nach dessen Tod von seinem Sohn fortgeführt,

    Thomas Harrison Junior, der wahrscheinlich auch den Familiensitz inklusive Fabrik in der

    Lowther Street 27 erwarb. Nach seinem Tode, wir schreiben das Jahr 1841, übernahm seine

    ältere Tochter die Anteile an seiner Firma.

    Sie hatte einen Klempner und Glaser aus Kendal geheiratet, einen gewissen Samuel Gawith.

    Einige Jahre später starben nacheinander Harrisons jüngere Tochter und Thomas Brocklebank.

    So fiel die Firma komplett in die Hände Samuel Gawiths. 13 Jahre später verstarb dann der

    Bürger- und Tabakmeister Kendals und die Firma wurde treuhändisch von Henry Hoggarth,

    John Illingworth und Samuel Gawith Junior weitergeführt. Alle drei Namen stehen für

    bekannte Schnupftabak-Marken.

    Das Unternehmen wurde in der Folge von Samuel Gawith (Jr.) und seinem jüngeren Bruder

    John Edward geführt. 1867 ging Illingworth in die Selbstständigkeit und errichtete seine

    Produktionsstätte in unmittelbarer Nachbarschaft des Kendal Brown House in der Lowther

    Street.

    Die beiden Brüder hatten unterschiedliche Vorstellungen von der Tabakproduktion und

    trennten sich 11 Jahre später, Samuel (Jr.) behielt die Mühle, das Brown House ging an John.
    Samuel (Jr.) baute sich kurzerhand sein eigenes Brown House und konzentrierte sich auf die
    Produktion von Schnupftabak, während sein Bruder „Twist“-Tabake herstellte (Yummy).

    Letzterer übernahm sich allerdings in seinem Expansionsdrang und dem Versuch, ebenfalls

    in das Snuff-Geschäft einzusteigen, und ging in die Pleite. Samuel (Jr.) kaufte die Firma auf

    und so fiel ihm auch wieder die Lowther Street zu. Beide Brüder verstarben jedoch in den

    kommenden Jahren und Samuels Sohn, wie soll es anders sein, Samuel (Jr. Jr.) war gerade

    mal zwei Jahre alt und bekam bestimmt keinen Tabak zum Nuckeln. Und so ging die Firma

    erneut in treue Hände, und zwar in die von Mama Gawith, John Edward und William Henry

    Gawith, der seinerzeit mit Henry Hoggarth das Tabakunternehmen Gawith & Hoggarth

    gegründet hatte. Der nunmehr dritte Samuel übernahm dann auch erst Anfang des

    20. Jahrhunderts das Unternehmen, das im ersten Weltkrieg florierte.

    1920 wurde aus diesem Grund in die Sandes Avenue expandiert um die gestiegenen

    Nachfrage bedienen zu können. Dort wurde dann die Maschinerie von Wasserkraft auf

    elektrischen Strom umgerüstet. Derek Dakoyne-Cannon (nach dem ein Plug benannt wurde),

    Samuels (Jr. Jr.) Neffe, übernahm 1929 die Geschäftsführung, Samuel ging in den Vorstand.

    Ein paar Jahre später wurde noch eine Tabakmühle südlich von Penrith dazugekauft, doch

    im zweiten Weltkrieg stagnierte der Schnupftabakverkauf und es wurde mehr Rauchtabak

    benötigt. Kurzerhand wurde die letzte Errungenschaft geschlossen und das Kendal Brown House

    erweitert und die Tabakproduktion dort konzentriert. Die Mühlen wurden modernisiert und

    die Schnupftabakproduktion zurückverlegt.

    Acht Jahre nach dem Krieg starb Samuel Gawith (Jr. Jr.) und seine Witwe wurde Vorstands-

    vorsitzende. Geschäftsführer Derek Dakoyne-Cannon starb 1961, seine Witwe wurde dann

    Vorsitzende des Verwaltungsrates. Wilfred Lloyd (?) übernahm seine Position, auf der er

    1979 von Doug Harris gefolgt wurde. Dieser war seit 44 Jahren im Unternehmen und kannte

    jeden Handgriff in der Produktion. Endlich durfte mal einer in Ruhestand gehen und so

    übergab er das Zepter Anfang der 90er an Graham Forrest. Letzterer nahm seinen Tabakmeister

    Bob Gregory unter seine Fittiche und beförderte ihn in die Geschäftsführung.

    2015 kündigte jener Bob an, dass die Häuser „Samuel Gawith“ und „Gawith & Hoggarth“

    fusionieren würden. Somit ziehe SG in die größere Fabrik von GH und nach 150 Jahren

    würden die Firmen der Brüder wieder zusammengeführt. Das legendäre Kendal Brown House

    wird zu einem Schnupftabak-Museum umgebaut.

    Hallo Tuffel,

    willkommen im Forum.

    Ich denke auch nicht, dass die Bohrspuren problematisch sind, genauso wenig wie

    das Stückchen abgeplatzte Einrauchpaste. Man kann auch ganz drauf verzichten.

    Manche schleifen die sogar raus :/

    Einfach langsam und genüßlich einrauchen (so 10-20 Mal), schmeckt nicht immer

    so toll, belohnt danach aber mit einem besonders feinen Cake vor Allem am

    Bowl-Popo. Kritisch wird es, wenn´s außen abplatzt (oder verfärbt) =O

    Hast ja noch andere Pfeifen zum "Dauerbrennen".

    Gruß

    Thorsten

    Tabakbild

    Um die Reihe nun wirklich perfekt zu machen, zumindest was die Ausgangslage angeht,

    haben wir es bei diesem Tabak auch mit langen Streifen zu tun, die ich ebenfalls versuche

    klein zu schneiden. Er quittiert meine Bemühungen mit der totalen Aufgabe seiner Pressform

    und verwandelt sich auch in einen Marlin-artigen Zustand. Farblich kommt er ihm auch

    näher als der CH Nr. 44. Im Gegensatz zu diesem bröselt er auch nicht sondern bildet

    Ziehharmonika-ähnliche Loose-Flake-Stücke. Finde ich nicht schlimm, aber knicken

    und falten wird wohl nix.

    Der Geruch aus der Dose ist nicht mit dem aus den anderen beiden zu vergleichen, denn

    der Stich in der Nase bleibt vollkommen aus. Statt dessen wird man von einer Süße

    begrüßt, die mich an irgendeinen Keksriegel erinnert, der mir aber nicht einfallen will.

    Wenn die Süße weicht kommen leichte Brotaromen auf, die hinter feuchtem Gras liegen.

    Malz und Erde sind nur leicht vorhanden. Eigentlich verwunderlich für einen „englischen“

    Tabak mit einer „ordentlichen Portion“ Kentucky.

    Der Feuchtegehalt scheint mir perfekt zu sein, der hell- bis mittelbraune Flake fasst sich

    schon fast etwas trocken an. Er klebt nicht, ist nicht ölig, schreit quasi nach dem Pfeifenkopf.

    Da soll er jetzt auch hin.


    Pfeife 1

    So nehme ich ein paar lange „Späne“ und falte sie zusammen. Ich bilde aus dem losen Bündel

    ein Päckchen und bringe es in die Stanwell Royal Guard 87 ein, die ich zuvor, wie bei allen

    anderen Tests, mit einem Meerschaum-Filter geladen habe. Auf diese Weise passen 3,8g

    Tabak in die Pfeife.

    Pfeife 1, 2 und 3 von oben nach unten

    Das Anzünden ist ein Klacks, das Kraut fängt bereitwillig Feuer und qualmt dann bei

    entsprechender Pflege durch. Nur zwei-, dreimal muss nachgefeuert werden.

    Der Geschmack ist tatsächlich edel, ein ausgeglichener Blend, der angezündet mehr Malz und

    Erde verströmt als der Kaltgeruch vermuten lässt. Heuspitzen kann ich nicht feststellen,

    doch das feuchte Gras ist im Hintergrund mit dabei. Der Tabak schmeckt rund, nichts

    stört oder sticht hervor. Ihm geht die Schärfe der Peter Heinrichs Tabak-Gürtel vollends

    ab. Meine Zunge fühlt sich umschmeichelt und das ohne eine starke Zunahme an Würze

    oder Salzigkeit zum Ende hin, dass die Füllung nach 1:45h ereilt.

    Stopp, halt, Nachtrag! Diese Pfeife wurde zweimal zu Rate gezogen, denn bei der ersten

    Füllung hat er doch etwas Schärfe entwickelt und die Zunge gezwickt. Ich wollte nicht

    glauben, dass der Tabak daran eine Schuld getragen hat, denn diese Bitterkeit und Schärfe

    kam mir vom CH#44 bekannt vor. Die zweite Füllung hat das bestätigt. Für mich ist damit

    klar, dass die Zungenquälerei von Zusatzstoffen herrührt, zumindest bei mir.


    Pfeife 2

    Dieser Tabak darf dann auch in die schlanke Peterson System Standard 309, die nach ähnlicher

    Präparation ganze 4,1g aufnimmt. In der etwas schmaleren und höheren Form brennt er ganz

    vorzüglich vor sich hin, er muss kaum nachgezündet werden. Allerdings wird er zum Ende

    hin wesentlich würziger. Auch die Schärfe des Henries ist präsent. Welcher Tabak hinterlässt

    von sich aus so einen Geist nach einer Füllung, ohne dass er mit Zusatzstoffen vollgestopft

    war?

    Ansonsten ist er wie bei Pfeife 1 sehr ausgeglichen und ein edles Rauchvergnügen, dass nach

    1:50h ein Ende findet.


    Pfeife 3

    Kandidat Peterson Filter 87 bringt keine neuen Erkenntnisse. Er brennt extrem gleichmäßig,

    aber nicht heißer als in den anderen Piepen, wobei er nicht intensiver wird. Dafür muss ich

    auch nur einmal fünf Minuten vor dem Ende nachfeuern. Die aufgerubbelten 3,3g brennen

    1:25h. In der unauffälligen Asche sind nur wenige verkohlten Stücke.


    Resümee

    Der Solani Blend 660 Silver Flake wird seiner edlen Aufmachung gerecht. Immerhin wird er in

    der rechteckigen 100g-Schmuckdose verkauft, deren Schwarz-Weiß-Etikett etwas Stilvolles

    verheißt. Ich sehe nur die innenliegende Zellophan-Verpackung der Tabakstränge als

    Hinderungsgrund für einen längeren Einlagerungsprozess. Also da wäre aus meiner Sicht eine

    Umfüllung von Nöten.

    Insgesamt ein sehr gutmütiger, milder Tabakgenuss der mit seinem malzigen Geschmack nach

    feuchtem Gras mit Erde und der mittleren Stärke gut ganztägig genossen werden kann. Ich kann

    ihn jedem Raucher naturreiner Tabake nur wärmstens empfehlen. Nachdem er als „englisch“ und

    „mit viel Kentucky“ angepriesen wurde, hatte ich einen stärkeren und strengeren Tabak befürchtet,

    was ich jetzt nicht als unangenehm empfunden habe. Das Einzige, was mich etwas an ihm stört,

    ist das was ihn auszeichnet: seine Rundheit, seine Ausgeglichenheit, seine Unaufgeregtheit.

    Die könnte mir zu langweilig werden. Ich werde das mal mit einer weiteren Dose testen…


    Bewertung:

    Geschmacksintensität:  Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch:                Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:             Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote:                       Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität:    Glas Milch / Prickeln/kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung:                   Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld



    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

    Flake-Review Juni 2020 - Flake #3

    SOLANI

    Blend 660 Silver Flake

    Auch Flake Nr. 3 besteht aus Virginia, Red Virginia um genau zu sein, und einer größeren 

    Menge Dark Fired Kentucky, der den englischen Charakter in den Blend prügeln und die 

    Abwesenheit von Latakia vergessen machen soll. Der Hersteller kommt wiederum aus Rellingen 

    und so schließt sich der Kreis: drei Flakes, dreimal Virginia/Kentucky, dreimal der gleiche 

    Produzent, die gleichen Maschinen. Doch dreimal unterschiedliche Konsistenzen und  

    Tabaksbilder… 

    Das war aber auch der Grund, weshalb ich ihn mit in die Reihe genommen habe. Des Weiteren 

    schließt er als „Premium-Blend“ mit einem Preis von 21,60€ die 100g die Preisrange nach 

    oben ab. 


    Kohlhase macht es dem Peter nach: 

    „Reife, dunkelrote Virginias und eine gute Portion dark-fired-Kentucky. Edler Tabakgenuss. Lange Flakescheiben.“


    Hat entweder ein Roboter ausgespuckt oder die Verben hätten den Tabak einfach zu teuer gemacht. 

    Wo sind die prosaischen Anbiederungen vergangener Tage hin? Früher hat man sich darüber 

    lustig gemacht, heute weiß man, was man vermisst… 


    Die Meinung der Kollegen

    Guten Morgen Sebastien,

    geht mir mit dem Bulldog genauso. Wenn ich lust auf was seifiges, florales, blumiges habe, das dazu noch recht leicht

    ist und eher in die spritzige Virginia-Richtung geht, dann greife ich schon mal zum Bulldog Golden Flake. Das ist dann

    meistens eher im Sommer. Aus meiner Sicht ist das gleiche Aroma im Former´s Flake, hier aber ist der Tabak komplexer

    und daher ziehe ich ihn meist vor. Ich glaube, mindestens einer der Latakia-Blends der American History-Linie

    hat es auch, da muss ich nochmal nachsehen.

    Vielen Dank fürs Review.

    Gruß

    Thorsten

    Gud´n Nachmittag - Part 2,

    wie eben schon angekündigt, hat meine "Good Deal"-Rattray Zuwachs bekommen.

    Ging ja auch nicht, dass da zwei blanke Pipenköppe und nur ein rustizierter rumliegen.

    Da die Pfeifen bei Huber vergriffen sind, und das aus gutem Grund, habe ich die hier

    in der Bucht geschossen. Für den Preis kann man bei der Serie eigentlich nix falsch machen.

    Es handelt sich um eine Cherrywood mit 9mm-Bohrung, die wahrscheinlich aus Franzreich

    kommt (Spekulation meinerseits auf Grund der Passung des Mundstückes, da lugt nix raus).

    Natürlich kein Designer-Stück, aber ich hoffe, dass sie sich gut raucht, wie die 106.

    Das Ding ist 135mm lang, wobei 62mm aufs Mundstück entfallen. Der Kopf ist 55mm hoch

    und 37mm breit. Die Bohrung würde ich mit 19mm als durchschnittlich betrachten und weil

    die Brennkammer nur 35mm tief ist, hat sie ein knappes mittleres Füllvolumen. Das Gewicht

    fällt mit 60g recht üppig aus, gemessen am Fassungsvermögen. Dafür hat man einen echt fetten

    Boden und das Ding steht sehr sicher auf dem Hintern.

    Und nein, Rainer, die habe ich nicht von meinem Sponsor bekommen ;)

    Ich hatte noch keine Cherry und dachte, sie könne sich schön an meine Poker kuscheln

    Mal sehen, wie sie auf Huber-Aromaten reagiert :D

    Gruß

    Thorsten

    Hallo Mats,

    da bin ich voll bei Dir. Den Scotney hatte ich probiert, und nochmal, und nochmal, aber er wollte mir einfach nicht zusagen.

    Dabei gibt es wohl in Great America einen absoluten Hype um "tomatige" Rauchkräuter. Meine Vermutung ging dahin,

    dass diese "Tomatigkeit" bei dem Scotty emuliert werden sollte. Dem konnte ich nicht viel abgewinnen. Für mich eher

    ein Aromat mit eigenwilligem Geschmack auf solider Tabakbasis.

    Der Edward dagegen ist Tabak pur, kräftig, vielschichtig. Ich mag die Warehouse-Blends, die haben so was uriges, ehrliches...

    Noch´n schönen Urlaub

    Thorsten

    Nochmal Hallo Rolf,

    es freut mich, dass er Dir geschmeckt hat und Du nicht so von ihm gegängelt wirst. Ich hatte große Hoffnung

    auf das Aging gesetzt, obwohl ich ihn auch schon mal vor langer Zeit "gebacken" hatte, was aus meine Sicht aber

    auch bei anderen Kräutern nicht den erwünschten Effekt brachte. Doch mir scheint, dass ich irgendwas

    darin überhaupt nicht vertrage, obwohl ich beide Flakes stets an der Glimmgrenze gehalten hatte und nur

    kleinste Sipps "genossen" habe. Rainer scheint es da genau so zu gehen.

    naja, es war ein Flake, aber nicht mal die geschätzten Maße haben gestimmt .. :/:lol:

    Da habe ich Schelm (Gruß an Michael) ja auch ein wenig gemogelt. Ich habe mir mal ein Schneidebrett

    vorbereitet mit typischen Flake-Längen drauf, um so Stränge (die ich übrigens vor Aufregung vergessen

    habe zu fotografieren :huh:) in handliche Scheibchen zu teilen, soweit sie es zulassen. Ich zerrupfe sie nicht so

    gerne und kann mir dann überlegen, ob ich sie falte oder zerreibe.

    Gruß

    Thorsten

    Hallo Rolf,

    wieder mal meinerseits ein Griff ins #brmbl# ...

    darum ging es doch garnicht. ich bin eigentlich auch kein Kentuckianer, finde den Geruch und den Geschmack des CH 44

    einfach himmlisch. So als "Gewürz" sozusagen, halte ich das Kraut als exzellent dazu geeignet, einem Virginia mehr

    "Kick" und Tiefe zu geben. Wenn ich es nicht wüßte, würde ich auch nicht drauf kommen.

    Gruß

    Thorsten

    Hallo Karlo,

    Einzig die geschilderte Stärke läßt mich noch zaudern. Aber mal sehen

    also ausgerechnet in der größten Pfeife war es garnicht so schlimm. Ich denke, wenn Du eine Billiard

    mit 19mm-Weite hast, die Du nicht zu voll stopfst, sollte es gehen. Der Tabak ist zwar stark, aber langsam

    in moderater Menge genossen sollte er Dich nicht umhauen. Wenn Du Kentuckanier bist, musst Du ihn

    probieren (siehe Rainers Post oben ;))

    Gruß

    Thorsten

    Hallo Rainer,

    Nein ! MUSS man(n) mal probieren...

    ja, wenn man Kentucky-phil ist, muss man natürlich. Ob man das nun ist, sollte man dann mit dem DARK MOOR testen.

    Karlo ist schon am Haken.

    angenehmes Prickeln... ...aber nicht im Bauchnabel...

    Übern Bauchnabel hab ich ihn noch garnicht probiert ;) Aber das Prickeln auf der Zunge ist allenfalls nicht

    mehr als eine angenehme Reizung, ein Gefühl wie leicht belegt, dem Herrn des Feuers sei gedankt...

    Gruß

    Thorsten

    Resümee

    Der Dunkelsumpf HU Tabacco DARK MOOR ist wahrlich ein finsterer Geselle. Seine

    Zielgruppe dürften jene sein, die dem Kentucky à la MacBaren HH Old Dark Fired/Bold

    Kentucky mit Vorliebe frönen. Für mich ist er zu linear, zu unterholzig, zu wenig

    akzentuiert. Was die Qualität betrifft, gibt es absolut nichts zu bemängeln. Die Mischung

    ist absolut hochwertig, ebenso die Präsentation. Er ist leicht zu stopfen, zu entzünden und

    brennt besser als so mancher andere (z.B. die DDLNRs, da gehört es zum Spiel).

    Wer kräftige Würze mag, der sollte ihn probieren. Der Tabak macht satt, übersatt, mir geht

    er ein wenig an den Magen und ich bin Pfeifen-technisch erstmal bedient (bis heute Abend).

    Bei der Raumnote höre ich immer gerne auf meine absolut nichtrauchende Frau und lasse

    ihre Einschätzung in meine Bewertung einfließen. Sie kam zurück nach Hause und sagte

    mir, dass es riechen würde wie früher in der Kneipe, wo die alten Männer ihre Stumpen

    geraucht haben. Eben malzig-schal mit einer ordentlichen Portion Zigarrenrauch der

    „Deutschen Jagd“. Das kann ich fast so bestätigen, würde die Zigarrenmarke aber schon

    was aufwerten wollen.

    Ich fand ihn noch am Besten aus der gut mittelgroßen Stanwell-Pfeife mit Meerschaumfilter,

    da hat er die meisten Nuancen erkennen lassen und hatte anfangs noch etwas von seiner

    Strenge für später aufgespart.


    Bewertung:

    Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend

    Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel

    Aromatisierung:     Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine

    Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung

    Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln / kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand

    Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld

    „Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”

    HU Tobacco

    DARK MOOR


    Hans Wiedemann hat für den Pfeifen-Klub „Pipe Enthusiasts Germany“ im letzten Jahr zwei

    Tabake kreiert. Meine Suche nach dieser Vereinigung deutscher Pfeifenraucher in der

    allwissenden digitalen Müllhalde des Internets blieb leider erfolglos, sprich es war schlicht

    nichts darüber zu finden. Der Pfeifenblog verwies auf eine Facebook-Gruppe, von der

    mir aber ebenfalls jede Spur fehlt. Bin kein Fratzenbuch-Jünger…

    Im Endeffekt ist es auch egal, der Tabak kommt von HU, das steht fest. Ebenso wie die

    Tatsache, dass Kohlhase und Kopp die Blätter in die Dosen drücken. Da Herr Wiedemann

    einen ausgeprägten Sinn für die Kreation des optimalen Geschmackserlebnisses in Bezug

    auf das zu erreichende Aroma bei gleichzeitig hoher Tabakqualität hat, kann man also

    von einem Spitzentabak mit dem besonderen Etwas ausgehen. Bei diesen Tabaken handelt

    es sich um eher finstere oder schwermütigere Mischungen, die wohl mehr für die Zeit

    gedacht sein sollen, wenn die Tage kürzer, kälter und rauer werden.

    Die NIGHT OWL werde ich später unter meine Fittiche nehmen, jetzt mauser ich erstmal

    den Dunkelsumpf…

    Die Dose fasziniert mich. Alexander Broy hat hier genau die Stimmung eingefangen, die

    der Tabak verbreiten soll. Wirklich sehr ansprechend, auch wenn zu 40% von unnötigen

    Warnhinweisen für unmündige Holzköpfe, die auch E5 in ihren Diesel tanken, verdeckt

    wird. Dabei hat man sich so viel Mühe gegeben mit dem Etikett, das wohl

    matt-kunststofflaminiert wurde und der Dose so etwas sehr edles verleiht. Keinerlei

    Reflexionen, Fingerabdrücke kriegt man kaum drauf bzw. sind nicht zu sehen. Mal ab von

    der Verwendung dieses ökologisch nicht unumstrittenen Materials, wirklich sehr schön.

    Auch bei der Beschreibung der Mischung geht dem erfahrenen Pfeifenraucher das Herz auf.

    Sehr poetisch steht geschrieben:

    „Wenn morgens im Spätsommer, Anfang Herbst die ersten Nebelschwaden aufsteigen, ist die
    Zeit für dunkle, kräftige Tabake gekommen. Der Dark Moor vereint beste Brown Virginias in
    seiner Basis, welche mit Kentucky und Perique veredelt wurden. Torfig-rauchiges
    Kentucky-Blattgut, um einen Hauch Perique nuanciert, ergeben im Einklang mit diesen
    Brown Virginias einen süßen, kräftigen Blend, der einen unverwechselbaren
    rauchig-würzigen Charakter in sich trägt. Dieser Charakter spiegelt sich nicht nur in
    einem tiefen, harmonischen Blend, sondern auch in unseren kreierten Etiketten wieder,
    die seiner Seele Ausdruck verleihen. Einer Seele, die morgens im Nebel aufgeht und
    sich abends gern zu einem Whisky gesellt.“

    Wohlgemerkt findet man diese Beschreibung nur im Internet auf der HU-Seite (oder

    auf Einzelhandel-Seiten) denn auf der Rückseite der Dose ist nur der weiße Aufkleber

    mit 50% Warnhinweis. Schmeckt nach einer tödlichen Lungenkrankheit bei mir…

    Das wird wohl auch noch schlimmer, den durch Tracking-Vorgaben und dem Verbot,

    dem Kunden zu sagen, wonach ein Tabak schmeckt, wird es zukünftig wohl noch

    schwieriger für die Industrie, den Kunden und im Besonderen für kleine Produzenten

    wie Hans Wiedemann.


    Tabakbild

    Ich habe hier eine 50g-Runddose vor mir, die beim ersten Öffnen einen hellen, fruchtigen

    Geruch verströmt, der schon fast in der Nase sticht. Sofort habe ich den Limerick Flake von

    DTM vor Augen, bei dem ich beim Öffnen ähnliches vernehmen konnte. Der besteht aus

    Virginias und Perique, und letzterer wird wohl dafür verantwortlich zeichnen. Das ist aber

    schnell vorbei und kommt nicht wieder, denn danach riecht er nur noch nach dunklen

    Virginias mit einer leicht „mostigen“ Rauchigkeit. Ich kann keine künstlichen Aromen

    ausmachen, auch nicht jene, die von Konditionierungszusätzen herrühren. So ist das schön

    und macht Lust, ihn in das Rauchholz zu stopfen.

    Der Tabak ist durchgehend in dunkelbraun gehalten, ein geringer Anteil ist vielleicht

    mittelbraun zu nennen. Der Schnitt sieht aus, als wäre der Tabak bei nicht allzu hohem

    Druck verpresst, anschließend in Ribbons geschnitten und aufgelockert worden.

    Hier und da sind noch Stücke mehrlagigem Tabaks zu sehen. Manche Blättchen erinnern

    mich an Zigarrendeckblatt.

    Der Tabak fasst sich schon etwas feuchter an, hält mir die zusammen gepresste Form zu

    lange und ich werde ihn jeweils vor dem Rauchen zwischen 20 und 30 Minuten trocknen

    lassen. Dann ist er am Rande von crispy, ohne zu brechen. Er hinterlässt keine Ölspuren.


    Pfeife 1

    Gewarnt durch die Mitglieder unseres Forums und der Angabe vom Hans, dass der Tabak

    eine 5 auf seiner 6-stufigen-Powerskala bekommt, müsste ich eigentlich kleine Pfeifen aus

    der Vitrine zaubern. Da der Schnitt aber fast schon Ready Rubbed-Format hat, will ich ihm

    mehr Platz geben. So kommt als erste Pfeife eine Butz Choquin Big Bowl 1302 zum Einsatz

    eine rustizierte Half-Bent Calabash mit mittlerem Füllvolumen. Ich habe sie ausgewählt,

    weil sie eine konische Bohrung hat und so etwas Schrecken vor ihrer „Großen Schüssel“

    verliert, aber genügend Raum für den leicht gepressten Tabak lässt.

    Sie fast dann auch sehr moderate 2,8g. Das richtige Maß, abends nach dem Essen.

    Zweimal Anfeuern, ruhen, durchstarten. Brennt gut und hat viel Körper. Er kommt mir sehr

    zigarrig vor, ein erdiger Geschmack mit malzigen Tönen. Langsam geraucht schmecke

    ich von Zeit zu Zeit etwas wie Kork heraus. Er ist rustkal mit vollem Rauch und bei starkem

    Zug etwas grob, ohne die Zunge übermäßig zu reizen, höchstens so ein „Belag“-Gefühl.

    Bei leichtem Nippen und durch die Nase ausatmen spürt man die Kraft und Unterholznoten,

    die ins modrige gehen. Nach dem ersten Drittel kommt eine dunkle Fruchtnote auf, die in

    Richtung Most/Gährung geht. Muss man aber im Dickicht der dunklen Malzigkeit suchen.

    Er erinnert mich da ein wenig an den Royal Yacht von Dunhill, der aus Virginia mit einem

    an Pflaumen erinnernden Casing versehen war. Der war auch stark und malzig und zu linear.

    Der Dunkelsumpf ist da nicht ganz so schlimm, knockt mich nicht aus wie das königliche

    Schiffchen, ist subtiler, aber geht auch in die Richtung. Der Kentucky ist der Global Player

    und lässt nicht so viel anderes neben sich zu. Der Nachgeschmack ist laaaang, am Anfang

    sehr angenehm, später zunehmend säuerlich. Gleich zu Beginn fängt es an Rachen und Kehle

    etwas zu kratzen an, was über den Rauchverlauf deutlich zunimmt. Guter Nicotine-Gehalt.

    Nach der Hälfte geht er mal aus und zeigt sich nach dem Wiederanfeuern deutlich strenger

    und „modriger“. Er geht noch zweimal aus, die letzten 20% der Füllung sind stark,

    ledrig-rauchig-würzig. Sein Ende erreicht er nach gut 1 1/4 h und lässt mich trotz gut

    gefülltem Magen mit einem flauen solchen und recht hibbelig zurück.

    Pfeife und Meerschaum-Filter sind nicht sonderlich feucht, die Asche ist hellgrau und

    recht fein, wie so oft gibt es ein paar dickere Stücke, die nicht verbrennen wollten.


    Pfeife 2

    So, den kann ich jetzt über und schieß mich ab. Ich greife zur Stanwell Pipe of the Year 2003,

    einer sandgestrahlten Half-Bent Billiard, man könnte es auch für einen hohen Pott halten.

    Die ist von gut mittlerem Füllvolumen, da der Durchmesser zwar der gleiche ist wie bei

    Pfeife 1, aber das Modell hier ist gerade gebohrt. Beim verbringen des vorgetrockneten

    Tabaks bin ich ebenfalls generös und hab schlussendlich gute 3,6g drin. Möge der

    Meerschaumfilter mit mir sein.

    Im Großen und Ganzen habe ich sehr ähnliche Erfahrungen wie beim ersten Rauchvorgang.

    Auffällig ist aber, dass der Geschmack zum Ende hin nicht ganz so streng wird und der

    Rauch cremiger wirkt. Die Pfeife geht seltener aus und macht es mir einfacher. Die

    vorherrschende Kentucky-Power bleibt aber bestehen. Glücklicherweise habe ich nach der

    größeren Menge einen geringeren Flash, obwohl es nachmittags ist und es zu Mittag nur

    ein paar Brote gab. Wahrscheinlich hilft die Tatsache, dass ich keinen

    „Konzentrierungstrichter“ und statt dessen mehr Boden-Cake in der Pfeife habe.


    Pfeife 3

    Die Zunge wurde doch ganz gut geschont und so wage ich den Sprung auf eine filterlose

    Pfeife. Die Wahl fällt auf eine Albion Full-Bent Classic von Holmer Knudsen, die ich auf

    einer Pfeifenmesse von meinem Freund Peter Heinrichs vor vielen Jahren erstanden habe.

    Seither wurde sie selten gezückt, jetzt ist ihre Zeit da. Mit ihrem mittleren Füllvolumen und

    im Gegensatz zur Big Bowl nur leicht konisch geformten Brennkammer scheint sie mir das

    rechte Versuchsobjekt. Auch bei ihr passen 2,8g hinein.

    Gleich nach dem Anzünden legt sie fulminant los. Schwere Holznoten durchziehen den satten

    Rauch, dessen Würzigkeit fast überbordet. Die von mir bei den anderen Pfeifen festgestellte

    fruchtige Most-Note oder den Kork kann ich hinter dem Zigarren-getränkten Vorhang nicht

    mehr herausschmecken. Das Aroma der Pfeife ist derart linear und stark, dass ich gar nicht

    bemerke, dass schon eine Stunde vergangen ist, als sie das erste Mal ausgeht. Beim wieder

    anzünden spielt der Tabak seine größte Stärke aus: seine Stärke. Hat es nach der halben

    Füllung nur mal leicht gegurgelt ohne etwas in den Mundraum zu schleudern, wird es jetzt

    schwieriger sie am Laufen zu halten. Nach ein paar Versuchen ist dann Schluss und mit

    einer Stunde und 20 Minuten ist die Dauer von Pfeife 1 erreicht.

    Etwas beduselt bin ich jetzt, das Schreiben erfordert einige Korrrektoren. Aber keine

    Schweißausbrüche oder so.

    Im Zapfenraum hat sich etwas Kondensat gesammelt und im unteren Teil der Pfeife gibt es

    einen dunklen und nassen Teil unverbrannten Tabak. Jetzt macht der Tabak seinem Namen

    Ehre…