Tabakbild
Auch dieser Flake liegt in mehreren, langen Lederbänder in der Dose. Ich schneide ihn so
wie Flake Nr. 1 in ca. 7cm-lange Stücke. Oder besser, ich versuche es, denn dieser Tabak
zerfällt bei der kleinsten Bewegung in längliche Streifen. Also die typische Flake-Form
krieg ich so nicht hin. Eher so ein Rattray`s Marlin-Format. Auch bei diesem Kraut sieht
man die Block-Enden.
Die Farbe des Tabaks erinnert mich an frischen Pumpernickel. Tief, matt-schwarz mit
seltenen helleren Einsprengseln. Der Geruch aus der Dose hält den gleichen Nasenstich
beim Öffnen parat wie der Nr. 223. Ist genug Luft durch das Behältnis gegangen, finde
ich im Geruch deutlich den Pumpernickel wieder. Wer jetzt wen beeinflusst, das Auge
die Nase oder visa versa, weiß ich nicht. Auf dem Schwarzbrot ist ordentlich Rübenkraut
drauf. So fühlt er sich auch an, etwas klebrig aber nicht feucht oder ölig. Toll, jetzt kommt
noch eine taktile Verwirrung hinzu. Zum Brot gibt es noch einen Malzkaffee und dunkles,
feuchtes Heu. Der Geruch ist alles in Allem sehr würzig.
Pfeife 1
Ich verwende die gleichen Pfeifen für alle drei Flakes, um die Tabake hinsichtlich ihres
Geschmackes und ihrer Brandeigenschaften besser vergleichen zu können.
Die Stanwell Royal Guard 87 wird mit xxx g des Flakes im Knick- und Brösel-Verfahren
gefüllt. Falten kann man ihn einfach nicht, er zerfällt dann zu stark. Da ich meine
Schreibtischunterlage erstmal von dem teilweise entstandenen Tabakmehl befreien muss,
vergesse ich das Gewicht zu notieren. Ich hoffe, man kann es mir nachsehen.
Der Tabak legt beim Anfeuern gleich los und schießt eine Fontäne würzigen Duftes aus.
Soweit, so gut, doch wird dieser dichte Rauch bereits wieder mit feinen Nadelstichen
begleitet. Er ist malzig, mit feuchtem Laub und heuigen Spitzen. Vom Geschmack sehr
schön, doch es brennt bereits wieder auf Zunge und am Gaumen. Er geht mir Viertel-
Stunden-Takt immer wieder aus. Dabei kam er mir nicht zu feucht vor. Auch gurgelt
die Pfeife nicht. Mir kommt Schweiß auf die Stirn und rund um die Nase, was ich sonst
bei scharfem, asiatischem Essen habe. Vom Nikotin kommt es nicht, da segelt er grad
halb betucht durch die See. Nach 2:20h ist er am Ende, ich auch. Die Zunge und das
Zahnfleisch sind gereizt, der Gaumen ist gespannt. Geändert hat er sich nicht in den
acht Jahren. Diesmal vergesse ich aus Schmerz mir die Asche anzusehen. Pfeife und
Filter sind nicht übertrieben feucht.
(Stellt Euch hier ein Bild von der Asche vor, habe ich vor Tränen in den Augen vergessen zu machen)
Pfeife 2
fällt aus!
Die hat mir mit der Nr. 223 schon viel Leid zugefügt und meine Mundhöhle feiert immer
noch Kirmes.
Pfeife 3
Die etwas ungefährlichere Variante in Pfeife 3 wage ich noch. Dafür bringe ich 3,2g
aufgerubbelten Flake in die Peterson Filter 87 mit P-Lip-Mundstück ein.
In Your Face Palate, Alter. Diesmal brennt er etwas gutmütiger, er ist malziger, noch
dichter. Er geht auch seltener aus, mal nach 20 und 40 Minuten, dann brennt er bis zum
Ende nach 1:45h mit einmaligen Nachfeuern durch.
Das ist dann aber auch meine Zunge.
Also durchgebrannt und nachgefeuert…
Die Asche ist unauffällig mit wenigen verkohlen Stückchen.
Resümee
Ich glaube, dass der Chateau Henri No. 44 einen wesentlich höheren Kentucky-Anteil als
die Nr. 223 hat. Die dunkle Würze könnte auch noch von einer Prise Perique unterstützt
werden. Helle Virginia-Heunoten gehen ihm eher ab, feuchtes Heu trifft es eher, gepaart
mit etwas Erde. Eigentlich könnten Henri und ich demnach beste Freunde werden, doch
er quält mich auch nach 8 Jahren noch zu arg um sich in meine Tabakbar zu schleichen.
Sein Raumaroma ist etwas ausgeprägter als beim Nr. 223 und er verbreitet einen würzigen,
tabakechten Geruch, der dem Raucher gefallen sollte, dem Nichtraucher nicht unbedingt.
Das Projekt „Tabacco Mellowing through Aging“ ist den Bach hinab gegangen. Ich war
guter Hoffnung. Wahrscheinlich vertrage ich die dazugegebenen Bindemittel nicht. Daher
gehen Henri No. 44 und sein „jüngerer“ oder eher „blonderer“ Bruder Nr. 223 und ich jetzt
getrennte Wege. Ob der Weg zu einem anderen Raucher führt, der neben der Lederzunge
noch einen Handschuh drüberzieht … oder einfach keine Probleme mit den Stoffen hat,
kann jeder selbst für sich herausfinden. Bei dem Preis kann man sie durchaus probieren.
Bewertung:
Geschmacksintensität: Laue Luft / Nett, aber dünn / Ausgeglichen / Dicht / Überwältigend
Nicotin-Punch: Cola / Milchkaffee / Schwarzer Tee / Doppelter Espresso / Kaffeeinstantpulver mit dem Suppenlöffel
Aromatisierung: Taschentuch unparfümiert / Frisch gewaschene Wäsche / Kuchen im Backofen / Duftbaum / Teermaschine
Raumnote: Blümchen / Neue Ledergarnitur / Tabakfabrik / Wohnzimmer-Lagerfeuer / Scheidung
Zungenaggressivität: Glas Milch / Prickeln/kurzer Zungenstress / langzeitiger Zungenstress / kurzer Zungenbrand / langzeitiger Zungenbrand
Empfehlung: Besser nicht probieren / Kann man probieren / Sollte man probieren / Muss man probieren / Wer nicht probiert ist selber schuld
„Trust me. I´m the leading expert on my own opinion.”