Hallo zusammen,
in dem schönen Päckchen vorgestern, von dem ich geschrieben hatte, war nicht nur der Huber Balkan sondern zum Probieren habe ich mir auch mal eine Dose vom Own Blend dazubestellt.
Die Herstellerbeschreibung von Huber liest sich wie folgt:
Broken Dark Virginia Flake, Latakia, Virginia und Black Cavendish. Eine Medium-kräftige Mischung [...]
Das klang mir doch hinlänglich interessant zu schmecken, sodass mich die Neugier überkommen hat.
Auch diesen Tabak gibt es nur als 100gr Gebinde, aber wer Englisch/Latakia mag, der liegt damit eh richtig.
Nach dem Öffnen der Dose muss man schon zweimal hinriechen, denn der Latakia ist nicht so präsent, es strömt ein recht ausgeglichener Duft aus der Dose. Ein bisschen rauchig, ein bisschen süßliche Schwüle ist dabei und so ein ganz feiner Unterton von Schwarzbrot.
Das Tabakbild ist schön durchmischt, viel schwarz, aber auch hellere Partien sind dabei.
Der Tabak dünkt mich etwas längerfasriger, haptisch ist er auf den ersten Griff etwas trocken, aber beim Drücken, wie beim Balkan auch, erspürt man die leichte Feuchtigkeit. Verarbeitet ist er sehr gut, gleichmäßige Schnittbreite, keine Ausreisser in Form von Geäst und/oder Bäumen. Sehr sauber gemacht das Ganze!
Beim Einbringen war ich etwas vorsichtiger, der Tabak klebt ein bisschen, deswegen habe ich die Prisen sehr vorsichtig und in kleineren Partien genommen und mit etwas Aufmerksamkeit gestopft. Nicht zu fest angedrückt, das erscheint mir für diesen Tabak angebracht.
Der Tabak glimmt gerne und willig an, diesmal war es ein Hölzchen, das gereicht hat. Die Pfeife war eine Brebbia Puro (die vom Bild) mit knapp 22 mm Bohrung.
Nachdem die Sache in Schwung gekommen ist, sollte man etwas den Fuß vom Gas nehmen und untertouriger fahren. Der Tabak mag keine schnellen Züge, dann wird er heiß und entledigt sich relativ zügig seiner Feuchtigkeit, die dann das Blubbern anfängt. Der Tabak brennt dann schon zügiger ab, als andere mir bekannte Tabake, also heißt es, Zeit lassen, versinken in den Zustand aufmerksamer Entspannung, bei mir dient dazu Brahms 4. Sinfonie und ein Guinness.
Was den geneigten Leser jedoch vermutlich mehr interessieren dürfte, ist der Geschmack, so sei hierzu der nächste Absatz verfaßt.
Nach dem Anzünden musste ich erst mal leicht "nachfassen", hallo kommt da was? Ja, es kam was, nicht die Granatenkeule, auch kein Feuerwerk, also hieß es, genauer hinzuschmecken und sich Mühe zu geben.
Der Tabak hat was, ich weiß, das klingt jetzt etwas blöd, aber er schmeckt recht intensiv nach Tabak. Die Aromen sind nicht so vordergründig, es ist ein recht harmonisches Miteinander, ohne, dass da jemand vorlaut wäre. Der Latakia ist sehr zurückhaltend, ich glaube, der Broken Dark Flake ist hier der tonangebende Part, um ihn herum gruppiert sich alles andere. Auch der Black Cavendish ist kaum auszumachen. Das führt zum einen zu diesem "Tabakechten" und gibt das dem Tabak zwar mehr Volumen und Körper, andererseits aber fehlen ein bisschen die Finesse und ein Wiedererkennungsmerkmal. Allerdings ist das ein Jammern auf sehr hohem Niveau, denn zu kritisieren, dass Tabak nach Tabak schmeckt, ist, logisch betrachtet, ein Paradoxon.
Ist jetzt aber auch völlig wurscht, denn was dem einen zusagt, stört den anderen.
Ich will ja auch nicht sagen, ob der Tabak gut ist oder schlecht.
Chacun à son gôut!
Während der Rauchdauer, und das ist jetzt schon eine ganze Weile (die Sinfonie neigt sich dem Ende), behält der Tabak seinen Geschmack, da verändert sich nichts, es wird nichts scharf oder bitter, solange man ihn nicht hetzt. Zu Anfang hatte ich mal vom Kondensat geschrieben, das mit einer Pfeffrigkeit einhergeht, die eher schadet, denn das paßt nicht zum Tabak. Also Vorsicht walten lassen.
Da der Tabak etwas Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht, ist er m.E. nach für Anfänger nicht allzu sehr geeignet, da man doch schon ein bisschen um das Zusammenspiel von Zugfrequenz, richtigem Stopfen und ruhigem Ziehen wissen sollte.
Wenn man allerdings das ein wenig beherzigt und mit Ruhe an die Sache herangeht, bekommt man ein schönes Maulvoll Rauch, im Besten Sinne des Wortes. Der Tabak ermüdet den Gaumen nicht, er ist, wenn auch auf der Seite von Huber anders beschrieben, nicht stark, erst recht nicht im nikotinösen Sinne. Der Tabak geht den ganzen Tag, immer, überall. Die Raumnote ist natürlich jetzt nicht Rum und Maple, aber nicht sehr aufdringlich. Tabak halt.
Wer gerne in die englische Richtung blickt, aber nicht unbedingt in Latakiaschwaden sitzen möchte, ist mit diesem Tabak auf der richtigen Spur.
Ich denke, zum Versuchen lädt auch der in der Tat recht moderate Preis ein.
Erhältlich nur bei Pfeifen Huber, München
16,45€/100gr (Stand 31.08.2018)
Gruß Jens