Hallo Leute,
ich bin zurück aus Der Hobbit mit einem dicken Fazit: den Vergleich mit Der Herr der Ringe muss Der Hobbit nicht scheuen, denn die Herangehensweise ist eine völlig andere. Dem Hobbit fehlt das Epos, die Tiefe, die Komplexität des Herrn der Ringe. Er ist kein erwachsener Film, sondern viel leichter, oberflächlicher, kleiner, bunter. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, der Film ist unglaublich kurzweilig und fast drei Stunden vergehen wie nichts.
Ein weiteres Mysterium wurde gelöst: wie macht man aus einem 400 Seiten starken Kinderbuch drei 3-stündige Filme, die auch Erwachsene unterhalten? Man lässt Guillermo del Toro Handlungsstränge, Orte und Personen dazuschreiben, die im Buch nicht vorkamen, und die Grusel, Action und Gewalt mit sich bringen. Und wie für del Toro üblich kommen auch Märchenelemente und Slapstick nicht zu kurz. Das mag eingefleischten Tolkienfans vielleicht sauer aufstoßen, bringt aber so manche Überraschung, auch wenn man die Geschichte schon kennt.
Die Ausstattung ist überwältigend, die Musik bombastisch und der Cast nahezu perfekt. Martin Freeman brilliert als junger Bilbo und die Zwerge sind die reinste Freude (auch wenn einige von ihnen nicht eine Zeile Dialog haben und nur da sind, damit man Gags auf ihre Kosten machen kann). Die Effekte wären wie gewohnt umwerfend, WÄREN, wenn es nicht eine Sache gäbe, die beinahe alles zunichte macht: die HFR 3D-Technologie.
Das Bild ist so glasklar, so gestochen scharf, so widerlich künstlich, dass mir nur das Wort Telenovela einfällt. Leider nimmt gerade das Bild, das den Film so besonders machen sollte, ihm völlig seine Kinoqualität. Die Effekte, seien es CGI-Kreaturen wie Trolle oder Warge, seien es die im Studio gebauten Landschaften oder die Gebäudekulissen, sehen überdeutlich nach Effekten aus.
Die Figuren wirken wie echte Schauspieler vor 2-dimensionalen Hintergründen (erinnert an die Point and Click-Adventures aus den frühen 90er Jahren) Und sogar die echten, wunderschönen Landschaften Neuseelands sehen aus, als wären es Modellbahnen, in die per Computer die Schauspieler eingefügt wurden. Das macht es unheimlich schwer, in der Handlung zu versinken, wie es z.B. beim Herrn der Ringe der Fall war. Oft scheint es, als würde man eine Cut-Scene aus einem Videospiel ansehen. Abgesehen davon, dass der Film die 3D-Technik überhaupt nicht gebraucht hätte.
Mein Fazit: ich empfehle den Film unbedingt, denn wenn man nicht allzusehr am Buch hängt, dann macht er unheimlich viel Spaß! Ich werde ihn mir sicher noch mal im Kino ansehen, dann allerdings in 2D und mit normaler Framrate.
beste Grüße,
Tobi