Hallo zusammen,
nachdem dieser neue Tabak auch in diesem Forum Erwähnung gefunden hat und nicht vollkommen uninteressant klang, nachdem der Herr Inschenöhr bereits das Hohe Lied angestimmt hatte, habe ich von Stephan eine Probe, die diesen Namen nicht verdient, denn es war eher die Menge einer kleinen Dose, bekommen, die gestern im Kasten lag.
Das hat auf jeden Fall für zwei dicke große Füllungen gereicht, sodass ich glaube, mir mittlerweile ein Urteil erlauben zu können, jetzt, da die zweite Pfeife damit vor sich hinglimmt.
Sodenn, ans Werk.
Stephan hat den Tabak in einen sehr dicht schliessenden Zip-Lock-Beutel getan, sodass da zunächst gar nichts zu riechen war, erst beim Öffnen.
Das erste, was mir in die Nase gestiegen ist, war eine leicht fruchtige Süße, die am Ehesten unter dem Begriff Feige zusammen zu fassen wäre. Vielleicht noch eine Ahnung Dörrobst, Pflaume könnte sein. Sonst nichts. Nichts schweres, nichts rauchiges, leicht Tabak, Heu. Ende.
Haptisch ist er sehr, sehr angenehm, leicht feucht, nicht zu sehr, aber ausreichend, ein bisschen wie frisches Gras.
Das Tabakbild zeigt keine Ausreisser, gleichmäßig gesprenkelt, braun, wenig schwarz.
Zu Stopfen ist der Tabak ausgezeichnet, kleinere Prisen lassen sich gut drücken, ohne zu kleben.
Zum gestrigen Abend eine hohe Courrieu, 22er Bohrung, 50er Tiefe, dazu einen St. Emilian, so zum Abrunden. Heute eine Grandi.
Die Pfeife wurde bis obenhin gefüllt, nicht zu locker, damit sie schön langsam brennt, und das tat sie. Vorweg genommen sie, dass sie in der Courrieu deutlich über zwei Stunden brannte.
Der Tabak nimmt mit dem ersten Holz die Flamme an, sofort bildet sich eine schöne Glut. Klingt nach Angeberei, ich kann es aber nicht ändern, mit einem Holz war es getan. So übrigens auch heute, in der etwas kleineren Grandi Half Bent. Ein Holz und gut war es.
Nach dem Zünden ist aber bedächtiges Ziehen gefragt. Der Tabak mag es ruhig und hat gerne Pausen. Ansonsten wird er sofort heiß und bildet Kondensat, er ist aber nicht lange verstimmt, es kann also bei einer Warnung belassen werden. Wenn man die beachtet, wird alles gut.
Der Tabak brennt dann angenehm trocken runter.
Jetzt ist schon so viel geschrieben, ohne, dass ein Wort zum Geschmack gefallen wäre.
Und hier wird es jetzt ein bisschen kompliziert, denn wie sag ich es meinem Kinde.... Ich finde den Tabak gut, obwohl er geschmacklich gar nicht auf meiner Linie liegt.
Es ist so, dass nach Aussage des Hersteller HU-Tobacco der Tabak Orient enthält, dazu Burley, Virginia, Perique und Black Cavendish.
Nach dem ersten Anzünden läßt sich eine leichte und sehr hintergründige Schwüle erahnen, wie am Ufer des Euphrat in den frühen Morgenstunden, wenn der Nebel den Duft des Flusses heranweht. Das dürfte dem Perique geschuldet sein, doch das ist nicht von Dauer, die einsetzende Süße des Burley und auch des BC überspielt das, es ergibt sich dann eine schöne angenehme Note, leicht süßlich, der Virginia tritt dazu, nicht dominant, aber wahrnehmbar. Dieses Zusammenspiel bleibt bis zum Ende, da ändert sich nicht mehr, bis zum Schluß. Das spricht für eine sehr gute Tabakqualität, keine Saucensammelsurium zum Schluß hin.
Kommen wir zum Orient, der ist auch drin, aber mir war der viel zu wenig, weil ich mit einer anderen Erwartung herangegangen bin, da hätte ich mehr Kraft erwartet, mehr dieses Ölige, wie im Squadron Leader, zumal der Tabak als Orientmischung angetreten ist.
Was läßt sich als Fazit ziehen? Der Tabak ist gut, sehr gut sogar, qualitativ ganz weit oben anzusiedeln, aber mir ist er zu wenig aromatisch, für eine Orientmischung deutlich zu flach.
Demjenigen, der gerne leichteren Tabak raucht, ein bisschen weniger Würze, dafür eine feinere Süße bevorzugt, für den ist der Tabak eine Versuchung wert. Ein feines Geschmacksbild, ein hervorragender, gleichmäßig langsamer Abbrand, dazu die gleichbleibenden Aromen, das spricht alles sehr für den Tabak.
Mir sagt er nicht zu, trotzdem bin ich froh, ihn versucht zu haben.
Gruß Jens