ASMARA
…und wieder eine HU Tobacco-Mischung von Wiedemann und Co, bzw. Kohlhase und Kopp.
Die musste auf der Suche nach den Geheimnissen des Orients mit auf die Liste, schreibt der
Mâitre doch über seine Création:
„Bright und Red Virginias, Perique sowie ein Hauch Latakia bilden die Basis des Asmara Blends.
Würzige Orienttabake verleihen dem Asmara Blend seinen unverwechselbaren Geschmack und
Charakter. Der Asmara ist ein Orientblend, der langsam und kühl geraucht, durch sehr subtile
Geschmacksnoten überzeugt. Ein Blend für Freunde natürlicher Tabakaromen.“
Virginia mit Perique, meine Leibspeise, kombiniert mit Orient-Tabak, das sollte doch für mich
der optimale Blend sein, oder doch nicht? Wie üblich fällt unter Orient auch in dieser Mischung
der Latakia-Tabak. Die Frage ist also, ob es sich eher um eine Latakia-, eine Balkan-, eine
Englische oder eine Orientmischung handelt. Eine Frage, die schwer zu beantworten sein wird,
vermögen selbst die feinsten Tabaknasen und Masterblender es nicht, eine klare Differenzierung
dieser Kategorien abgeben zu können. Was erlauben ich mich?
Ich versuche es erst gar nicht, werde meinen eigenen Gedanken nachgehen, das Stöffchen
probieren und diese Erfahrungen teilen. Also Tscheche her, Dose auf, Nase rein und ab damit
in die Pfeife…
Tabakbild
Das Döserl gibt es wieder nur in der 100g-Version zu einem Preis von derzeit 19,10€.
Kein Tankstellenpreis, aber auch keine Tankstellenmischung. Rein optisch gesehen macht ein
mittelbrauner Tabak im Ribbon Cut den größten Anteil der Mischung aus. Dem sind ein fast
genauso großer Teil dunkel- und sehr dunkelbraune Flocke zugesetzt. Erstere sind sicherlich
die Virginias, der Rest mischt sich bunt durch, wobei nicht wirklich schwarze Anteile enthalten
sind, die ich bei Perique und/oder Latakia erwartet hätte. Ab und zu sind Stücke zu sehen, die an
gepressten und geschnittenen Tabak erinnern. Aber von Flake-Stücken mag ich jetzt nicht reden.
Der Tabak fühlt sich bestens konditioniert an, kein Bisschen pappig, er ist sehr geschmeidig in der
Hand, neigt aber ein wenig zum Bröseln.
Ist man recht flott beim Öffnen der Dose, kann man kurzzeitig eine saure Essignote wahrnehmen,
die meiner Meinung nach vom Perique kommen könnte. Wie das Tabakbild vermuten lässt, schlägt
Einem nicht der „Abgebrannte Scheune“-Latakia-Duft ins Gesicht. Er ist da, aber eher als geräucherter
Schinken auf der Brotzeitplatte. Nachdem das Säuerliche verflogen ist, riecht man das Heu der
Virginias in einem warmen, süßen Ton. Könnte auch das Heu von einer Naturblumenwiese sein,
im Hintergrund verbinden floral-duftige Noten die einzelnen Komponenten miteinander.
Bei einem so harmonischen Eindruck giert die Flamme danach.
Pfeife 1
Links Pfeife 2: Brebbia Classic 2018 Sabbiata, Mitte Pfeife 1: Stanwell Zebrano ??, Rechts Pfeife 3: BB&S Londoner 5579
Eine altgediente Latakia-Pfeife wird als erstes Rauchholz in dieses Abenteuer orientalischer Art
geschickt. Bei ihr handelt es sich um eine Stanwell-Pfeife mit dem gleichen Kopf wie eine 88er,
doch leicht geschwungenem Sattelmundstück. Sollte jemand die Bezeichnung des Modells kennen,
würde ich mich über eine kurze Nachricht freuen. Mir scheint, die ansonsten immer auf den Pfeifen
des (ehemals) dänischen Produzenten vorhandene Nummer fiel der Rustizierung zum Opfer.
Die Brennkammer ist mit 19mm normal weit, kann aber mit seiner 40mm Tiefe ein größeres Volumen
von rund 12cm³ aufnehmen. Es nehmen 3,8g Tabak im Kopf Platz, die Beschickung des Ofens
gelingt bei dem feinen Schnitt recht einfach nach der Drei-Greif-Methode. Die Oberfläche ist
fest, der Zug optimal. Der Tabak nimmt das Feuer schnell an und nach zweimal Zünden/Glätten
und einer kurzen Wartezeit geht es los.
Überraschenderweise setzt sich der Latakia im Geschmack am Anfang stark durch und der Tabak
neigt dazu, heiß zu werden. Dabei spürt man eine Verdichtung im Zug und es kann zu Beginn
etwas bubbeln im Pfeifenkopf. Einfach etwas abkühlen lassen und weitermachen. Nach einer
Viertelstunde wird der Rauch etwas dichter und der Latakia reiht sich wie im Dosengeruch in
das Gesamtbild ein. Der Tabak brennt recht flott und erfordert eine regelmäßige Glättung um
den optimalen Geschmack wiederzugeben. Im Rauchverlauf drängt sich wieder diese
metallisch-blumige Note in den Vordergrund, der Latakia ist eher beim Ausatmen durch die
Nase wahrzunehmen. Im letzten Drittel fängt es schonmal an zu zischen in der Pfeife, der
Tabak bildet beim Verbrennen schon etwas Kondensat. Ich muss ihn aber nur dreimal nachzünden,
bevor er bereits nach ein einviertel Stunde den Dienst quittiert. Brennt sehr flott, der Kollege.
In der Asche finden sich etwas mehr verkohlte Tabakreste als üblich, was ich auf die leicht
erhöhte Kondensatbildung zurückführe.
Doch die Reinigung der Pfeife spiegelt die Tatsache nicht wieder, der Kopf ist nicht sonderlich
feucht, der Filter auch nicht, hat sich wohl alles in Rauch aufgelöst, oder ist in den unverbrannten
Resten absorbiert worden.
Pfeife 2
Die Brebbia soll mein Standard-Stück für das Verheizen des Straßenbelagmaterials Port Latakia
des gleichen Produzenten werden. Damit sie nicht gleich Latakia-mäßig überstrapaziert wird, hatte
ich mich dazu durchgerungen, sie mit diesem Kraut einzurauchen. Sie hat eine Brennkammer mit
einer Öffnung von 20mm und eine Tiefe von satten 48mm. Jetzt sollte man meinen, da geht eine
Menge mehr rein, doch dem ist nicht so. Die Ausliterung ergab ein Volumen von nur 9,5cm³, was
auf der nach oben offenen Thor-Skala einem mittleren Fassungsvermögen entspricht. Ich packe
trotzdem 3,6g Tabak hinein, in der Stanwell war tatsächlich noch ein wenig Platz oben auf gewesen.
Die Pfeife startet sehr cremig und ist von vorneherein ausgeglichener. Dieser Latakia-Boost am
Anfang fehlt. Wahrscheinlich ist die Stanwell schon zu sehr an den Stoff gewöhnt. Insgesamt
ist der Geschmack harmonischer, mittelwarme Noten geben den Ton an. Sie gluggert auch nach
fünf Minuten gleich, was ich auf die geringere Cake-Schicht zurückführe. Auch bei dem neuen
Holz muss ich häufig nachglätten, sie wird schnell einmal heiß, wobei die Mitteltöne verstummen
und der Tabak eindimensional wird. Nach einer dreiviertel Stunde wird er plötzlich fad und
geht aggressiv ans Holz und ich muss die Pfeife abkühlen lassen. Er brennt aber weiter ohne neues
Feuer, was sich nach 55 Minuten ändert, da brauch er etwas Anschub. Nach einer Sunde und
fünf Minuten hat er es hinter sich und hinterlässt diesmal auch deutlich weniger verkohlte Reste.
Pfeife 3
Auch wenn ich es immer wieder geschafft habe, den Tabak durch unkonzentriertes Nuckeln am
Mundstück heiß zu rauchen, so hat er die Zungenspitze maximal gekitzelt. Daher muss ich ihn
auch einmal ohne den obligatorischen Meerschaumfilter durchziehen.
Die Auswahl an ungefilterten Pfeifen ist auf meiner Saunabank nicht sooo groß und da greift die
Hand nach einem Format, welches zuletzt noch Umstand heiterer Konversation war, eine Canadian.
Hier habe ich ein schönes Stück von Billy Barling und seinen Söhnen aus der Londoner Serie.
Sie fasst ebenfalls rund 9,5cm³ bei 19mm Bohrung und auch 3,6g Tabak.
Beim Anfeuern bemerke ich wieder die Brösel-Neigung des Tabaks, als mir gleich ein paar Krümel
in de Mund fliegen. Der Geschmack ist aber ungefiltert noch harmonischer mit einem cremig-salzigem
Nachgeschmack auf der Zunge. Nach fünf Minuten wird die Packung wieder dichter und gibt weniger
Rauch ab. Im Rauchverlauf wird die Pfeife wieder gerne mal heiß und der Geschmack dann pfeffrig.
Es passiert mir auch, dass trotz sehr langem Schaft einige scharf-schmeckende Tröpfchen auf meiner
Zunge landen, so nach 20 Minuten. Ich mache weiter mit wirklich kleinen Sips. Dabei kann ich
Holzaromen mit einer gewissen Strenge ausmachen, die nicht vom Pfeifenmaterial herrühren.
Erst nach einer Stunde und 20 Minuten muss ich nachfeuern, solange haben die anderen beiden
gar nicht durchgehalten. Das mache ich noch im 10 Minuten-Takt bis die Pfeife nach einer Stunde und
50 Minuten nicht mehr will. Es ist wieder etwas mehr unverbranntes Material in der Pfeife, doch nicht
so viel wie bei der Stanwell.